30.09.2016 - 02:10 Uhr

Sportpolitik: Reform der Leistungssportförderung perfekt

Berlin. Großer Wurf auf dem Weg in eine neue Ära oder doch das Ende der sportlichen Vielfalt in Deutschland? Das Eckpunkte-Papier zur Reform der Leistungssportförderung hat unter Sportlern, Funktionären und Experten kontroverse Diskussionen ausgelöst. Die Zustimmung für das Modell überwiegt, auch weil allen Beteiligten klar ist, dass es ein "Weiter so" nicht geben kann. Klar ist aber auch: Die Reform wird nicht nur Gewinner hervorbringen. Notorisch erfolglose Sportarten drohen Kürzungen bis hin zu einem Förderstopp, die Verbände werden an Macht verlieren, und die Konzentration auf weniger Stützpunkte dürfte kaum geräuschlos ablaufen.

"Wir sind auf dem Weg. Generell ist der Ansatz zu begrüßen, den Leistungssport in Deutschland zu reformieren. Ich denke auch, dass das Reformkonzept eine ganze Reihe vernünftiger, interessanter Ansatzpunkte hat", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Auch die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick hielt eine Änderung des Fördersystems für dringend notwendig: "Der große Schritt ist wahrscheinlich damit gemacht, aber das wird nicht der letzte Schritt sein. Ich hoffe, dass die Reform eine Nachhaltigkeit hat."

Am Mittwoch hatten Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Alfons Hörmann, der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, den Entwurf der Leistungssport-Reform dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages vorgestellt. "Potenzialorientiert", heißt nun das Zauberwort. Insbesondere Sportler und Disziplinen mit großen Medaillenchancen sollen künftig stärker unterstützt werden. Fehlt dagegen eine Perspektive, können ganze Disziplinen durchs Raster fallen. Dafür wird auch die Struktur der Stützpunkte verändert. Die Olympia-Stützpunkte sollen zukünftig von 19 auf 13 reduziert werden, was vor allem Baden-Württemberg (drei Streichungen) und Nordrhein-Westfalen (zwei) treffen wird. Bei den Bundesstützpunkten sollen rund 20 Prozent wegfallen.

Die ganz auf den Erfolg ausgerichtete Sichtweise sorgt für Kritik. "Diese Ausrichtung ist ehrlich und vernichtend zugleich. Die Politik und der DOSB sagen endlich, um was es geht. Mit dem Modell wird der Hochleistungssport zum Medaillensport", monierte Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel.

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