A große Goschn hods halt. Als Dienstmädchen der rothaarigen Zarah Leander, das aus dem Nähkästchen plaudert und Einblicke in das Leben der schwedischen Sängerin gibt, präsentiert Alexandra Völkl eine Hommage an Zarah Leander. Ihren angeborenen Dialekt vergisst sie dabei nicht und gibt sich "obergscheid und gschaftig", aber dennoch charmant. Leander habe ja schlechte Augen gehabt. "Sie war praktisch sehbehindert oda sehgestört oda wia sogt ma des in Amberg politisch korrekt?" Leander habe halt nichts gesehen.
Jedes kleinste negative Detail wird erzählt, ohne dass Völkl beleidigend ist. Zu große Füße und etwas unproportioniert an den Hüften entlang - all das störe beim Film nicht. Man dekoriere die Bühne mit vielen Bauchvasen. Die Anekdoten hält sie kurz, bleibt aber informativ und überrascht mit Details, die nicht bekannt sind. Zum Beispiel, dass Astrid Lindgren die Nachfolge von Leander bei einem Buchverlag als Sekretärin übernahm, als diese noch ein bürgerliches Leben führte.
"Ja, wegen der Christl von der Post kommt bestimmt koana her!" Stimmt, das Publikum erwartet Chansons aus den 30er-Jahren und wird nicht enttäuscht. Eine Mischung aus unterschiedlichen Schlager-Stars beschreibt das Wesen der gebürtigen Ambergerin auf der Bühne. Anmutig wie Marlene, weich wie Zarah und keck wie Hildegard Knef. Es liegt nur an ihrer Körpergröße, dass sie ihnen nicht das Wasser reichen kann. Der Tonumfang ihrer ausgewählten Lieder entspricht der Lage, in der Völkl ihre Stimme ideal darbieten kann. Völkl versucht nicht krampfhaft zu imitieren und verzichtet auf das hervorgehobene rollende R der Leander.
Mit "Irgendwo, irgendwann fängt ein kleines Märchen an" beginnt die Wahl-Fürtherin ihr Programm anlässlich des 111. Geburtstages von Zarah Leander und singt den Dietrich-Klassiker "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" auf schwedisch. Sie fragt "Warum sollen Frauen kein Verhältnis haben?" und "Kann denn Liebe Sünde sein?". Alexandra Völkl ist eine Frau, die weiß, was sie will. Und wäre sie 88 Jahre früher geboren, hätte auch sie Goebbels verabscheut und sich emanzipiert gegen ihn gewehrt - wie es sich für ein weibliches Vorbild der 30er-Jahre gehörte.
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