Nicht ganz so konsequent ist, dass sie auch einige Acryl-Arbeiten präsentiert. Aber das ist ein willkommener farbiger Kontrast zu den Grautönen der Zeichnungen, in denen die Künstlerin Vorgänge in ihrem Innersten offenlegt.
Mal realistisch in den Porträts von Freunden (einige der von Anja Kraus aufs Papier Gebannten waren bei der Vernissage unter den Gästen auszumachen), mal verträumt-surrealistisch, aber nie völlig abstrakt, lassen die aussagekräftigen Werke schon die eigene Handschrift und Persönlichkeit von Anja Kraus erkennen. Besonderes Augenmerk verdient die Art der Präsentation der Bilder, die wohlüberlegt und keineswegs zufällig erfolgt ist. Die Besonderheiten der Räumlichkeiten fanden ebenso Beachtung wie die Anordnung der Exponate an sich. Bei der Vernissage waren nur wenige elektrische Lichtquellen im Einsatz, um den Raum nur so weit wie wirklich nötig auszuleuchten. Den Rest besorgten vor den Bildern aufgestellte Kerzen. Sie illuminierten die Galerie auf eine höchst stimmungsvolle und - ja, man muss den abgedroschenen Begriff hier durchaus verwenden - romantische Weise.
Selbst der Begriff "bilderbücher" fand seinen Widerklang im Arrangement. Denn Anja Kraus ordnete ihren Werken Gegenstände und eben auch Bücher zu, die sie jeweils dazu inspirierten. Wer das Glück hatte, einige der Schriften schon selbst gelesen zu haben, fand leicht einen fein vorgezeichneten Zugang zu dem auf Papier Dargestellten. Dann waren auch die Traum-Chiffren zu deuten, mit denen die Malerin und Zeichnerin Seelenzustände sichtbar macht.
Ein wenig vom romantischen Geist der Gebrüder Grimm getragen war auch die einführende Rede, die Wagner-Verehrer Stefan Reuther mit den berühmten Worten "Es war einmal ..." einleitete und damit die Geschichte des jungen Lebens von Anja Kraus recht bildhaft vor den Besuchern erstehen ließ. Geendet hat er übrigens nicht mit "Und wenn sie nicht gestorben sind ...", denn Kunst ist unsterblich.
Gesungen hat der Bariton allerdings nicht, obwohl er die Noten für einige Carl-Loewe-Lieder bereitgehalten hatte. Denn die zahlreichen Besucher plauderten und fachsimpelten derart angeregt, dass der Sänger aus Höflichkeit schwieg, um die Gespräche nicht zu unterbrechen.
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