600 Menschen folgen Ruf des Bündnisses für Toleranz und Menschenrechte: Druck auf "Problem-Warze AfD"

01.10.2016 - 17:56 Uhr

Über 600 Menschen zeigten am Samstag auf dem Marktplatz ihr Gesicht. Das war der Sinn und das Motto der Kundgebung, die vom Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte organisiert worden war, um der AfD zu demonstrieren, dass ihre Politik und Bundesvorsitzende Frauke Petry in der Oberpfalz nicht willkommen sind.

Am Abend sollte Petry in der Festhalle Rieden den Wahlkampfauftakt ihrer Partei bestreiten. Am Nachmittag stellten sich nach Auskunft von Bündnis-Sprecher Hans Lauterbach 42 Organisationen auf die Straße.

22 Programmpunkte

"Wir müssen zamhalten", gab der gebürtige Weidener Matthias "Matuschke" Matuschik im Herzen der Altstadt die Parole aus. Der Bayern-3-Mann hatte die Rolle des Moderators inne - und viel zu tun. 22 Redebeiträge und kreative Darbietungen standen auf dem Plan, um die laut Matuschik "Problem-Warze AfD" auszudrücken. Über zwei Stunden dauerte die Kundgebung, die zum Teil sogar kurze Theaterstücke enthielt. Der Plan lautete, sich mit dem kompletten Parteiprogramm der AfD, nicht nur mit der Flüchtlingspolitik kritisch auseinanderzusetzen. Die Themen drehten sich unter anderem um Europa, Rassismus, Streikrecht, Familie, Frauenbild, Kultur und Umwelt

."Ihr seid nicht willkommen", rief Europa-Abgeordneter Ismail Ertug der AfD zu. 1005 Straftaten habe das Bundeskriminalamt gegen Flüchtlinge registriert, darunter 137 Brandanschläge. Zahlen, die fassungslos machen würden und Handeln erfordern müsste. "Ich habe gespürt, was Rechtsterrorismus ist", sagte Landtagsabgeordneter Reinhold Strobl (SPD). Er zitierte aus über 130 Hass-E-Mails, die übers Wochenende nach einem Pressebericht an ihn geschickt worden waren. Applaus erhielt Ali Mohamed Ahmed. Der Mann flüchtete aus dem Irak vor 16 Monaten und ist seit einem Jahr in Amberg.

"We are simply victims"

Hier traf er auf Anne Kuchler und den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe. Gemeinsam mit rund zehn Männern bastelte Ahmed an Schildern mit Sätzen wie "Wir sind Moslems. Wir hassen IS und Taliban", "Ich wurde in diese Welt hineingeboren, ich habe mir Land und Religion nicht ausgesucht" oder "Ich bin ein Lehrer aus Syrien. Ich bin nicht kriminell." Ins Mikrofon rief er zunächst auf Englisch "We are simply victims, not terrorists" (Wir sind nur Opfer, keine Terroristen) und verkündete dann auf Deutsch "Ich bin nicht dein Feind, dein Feind ist der Grund, warum ich hier bin." Am Ende der Kundgebung machten sich die Menschen in Fahrgemeinschaften und Shuttle-Bussen auf nach Kreuth, wo gegen 19 Uhr Frauke Petry sprechen wird.

Zitate

"Uns Ehrenamtliche zu beschimpfen, die sich den A.... aufreißen, ist das Allerletzte."

"Die Polizei hat nach der Unterbringung in den Notunterkünften in Sulzbach-Rosenberg keinen Vorfall registriert, der zur Anzeige gebracht werden musste. Wenn wir 200 Sulzbach-Rosenberger in eine Turnhalle stecken würden, wäre nach zwei Tagen Bürgerkrieg."

Bündnis-Sprecher Hans Lauterbach

"Wir Oberpfälzer schicken euch ab heute in einen Integrationskurs für Menschlichkeit und Anstand."

Werner Konheiser von Amberg hilft Menschen an die Adresse der AfD-Wähler

"Wir haben eine krasse Bildungskrise in unserem Land."

"Viele Menschen haben ein Bildungsproblem. Wenn sie einmal ins Parteiprogramm der AfD schauen würden, würden sie sehen, dass diese Leute nichts von dem verändern wollen, was die Menschen denken, was sie ändern würden."

"Fangt an, soziale Initiative zu ergreifen und auf Menschen zuzugehen und mit ihnen zu reden."

Ates Gürpinar, Landessprecher der Linken

"Der Mensch ist nicht nur darzustellen in seiner grandiosen Schönheit, sondern auch mit Schmerz und Tränen."

Hans Graf, Kultur- und Kreativ-Wirtschaft

"Sie wollten damals schon eine Demonstration machen."

Anna Kuchler über die Flüchtlinge in Amberg nach der Silvesternacht

"Ich bin nicht dein Feind. Dein Feind ist der Grund, warum ich hier bin."

Ali Mohamed Ahmed

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