Elke Winkel und Helmut Wilhelm sorgen für Premiere in Amberg: Erstes Ehepaar im Stadtrat Amberg

18.03.2014 - 00:00 Uhr

Das hat es in Amberg noch nicht gegeben: Zum ersten Mal wird ein Ehepaar dem Stadtrat angehören. Bei der Wahl am Sonntag schaffte Elke Winkel (54) von den Grünen bei ihrer ersten Kandidatur den Einzug in das Gremium. Ihr Ehemann, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Helmut Wilhelm (67), sammelte ebenfalls ausreichend Stimmen.

Elke Winkel und Helmut Wilhelm haben am 11. November 2011 im Amberger Rathaus geheiratet. Als Stadträte der Grünen kehren sie in der im Mai beginnenden Legislaturperiode gemeinsam zurück. Bild: Steinbacher

Während der Grünen-Politiker Wilhelm schon in den 80er Jahren aktiv war und sich als bekennender WAA-Gegner 1985 im Wackersdorfer Hüttendorf festnehmen lassen musste, bewegt sich seine Frau noch nicht lange auf politischem Parkett: "Ich stamme aus Mecklenburg und habe mich mit der Politik der damaligen DDR nicht auf eine Stufe stellen können und auch nicht wollen."

Vor sieben Jahren trat Winkel den Grünen bei, für die sie nun an der Seite ihres Mannes in den Stadtrat einzieht. Krisen werde es in der am 11. November 2011 im Amberger Rathaus geschlossenen Ehe wegen etwaiger umstrittener Entscheidungen nicht geben, verspricht die 54-Jährige: "Bei uns wird jeder so stimmen, wie er es für richtig hält." Meistens liege sie mit ihrem Mann aber ohnehin auf einer Wellenlänge.

CSU-Büro statt Knöllchen

Von allen neuen CSU-Stadträten hat Daniel Müller (33) wohl die turbulentesten Tage hinter sich. Als Verkehrsüberwacher stellte er bis zuletzt noch Strafzettel aus, bevor er am Sonntag in den Stadtrat gewählt wurde und am Dienstag dieser Woche seinen neuen Job antrat - als Geschäftsführer des Bundeswahlkreises seiner Partei. Das Wichtigste sei für den Raigeringer CSU-Ortsvorsitzenden aber der Sieg von OB-Kandidat Michael Cerny gewesen: "Das hat mich unbandig gefreut."

In den Stadtrat geschafft hat es auch Norbert Wasner . Der 58-Jährige war bereits vor sechs Jahren auf Platz 32 für die CSU angetreten, von Rang 10 aus schaffte er jetzt den Sprung in den Stadtrat - als erster Karmensöldener seit dem heuer verstorbenen Georg Rauch, der 1990 aus dem Gremium ausgeschieden war.

Metzger und Politiker

Mit Michael Schittko (48) zieht ein Mann ins Rathaus ein, der als Metzgermeister bekannt ist, nicht aber als Politiker. Erst in diesem Jahr trat er in die CSU ein, nachdem ihm Kreisvorsitzender Martin Preuß die Kandidatur angeboten hatte. "Ich habe lange überlegen müssen. Denn entweder macht man das richtig gewissenhaft oder gar nicht", sagt Schittko, der von dem ihm angebotenen Platz 5 aus relativ leichtes Spiel hatte.

Zwei Michaelas, zwei bekannte Nachnamen bei der CSU: Frauendorfer und Holzner. Staatsanwältin Michaela Frauendorfer (49) ist mit Markus Frauendorfer, dem Chef des gleichnamigen Möbelhauses, verheiratet. Michaela Holzner (40) ist die Tochter der ehemaligen Stadträtin Gertraud und des Kreishandwerksmeisters Johann Albert Holzner.

Schafbauer rückt nach

Ein Ammersrichter geht, ein Ammersrichter kommt. Christian Schafbauer , seit vorigem Jahr Kommandant der Stadtteil-Wehr, erfuhr erst am Montagvormittag aus dem Internet, dass er nun Stadtrat ist. Als alle 63 Bezirke ausgezählt waren und Michael Cernys Wahl zum OB offiziell war, stand fest, dass Schafbauer als erster Nachrücker ins Rathaus einzieht. Wenig später klingelte das Telefon des 33-Jährigen. Stefan Ott, der Ammersrichter CSU-Ortsvorsitzender, der es nicht wieder in das Gremium geschafft hat, war Christian Schafbauers erster Gratulant.

Einziger Rückkehrer ist Ismail Ertug von der SPD. Der 38 Jahre alte Europa-Parlamentarier war von Platz 18 aus gestartet und davon ausgegangen, "dass ich wieder reinkomme". Die Freude hält sich aber in Grenzen: "Wir waren davon überzeugt, dass wir ein oder zwei Stadträte mehr bekommen. Jetzt ist es einer weniger. Der Wähler hat das nicht so gesehen wie wir", sagte Ertug, der gestern in Brüssel weilte, zu den Stadtratssitzungen aber regelmäßig anreisen will. In dem ein oder anderen Ausschuss möchte Ertug ebenfalls vertreten sein: "Die Sitzungen sind ja nicht so häufig und die Termine stehen lange fest. Ich werde mir das einrichten können."

Ein Förster aus Raigering

Ein neues SPD-Gesicht ist Volker Binner. Der Förster schaffte von Platz 22 aus den Sprung in den Stadtrat und rechnet damit, dass ihn Stimmen aus der Raigeringer Heimat so weit gebracht haben. "Überrascht bin ich schon", gestand der 35-Jährige am Dienstag, denn mit 16 habe er Amberg in Richtung Landshut verlassen, um nach weiteren beruflichen Stationen in Oberbayern und Mittelfranken vor zwei Jahren zurückzukehren. Den Kontakt habe er in dieser Zeit aber nie abreißen lassen. Auch das wirke sich jetzt wohl aus.

Mit 58 Jahren kandidierte Hannelore Zapf zum ersten Mal und ist von Erfolg gekrönt. Die Ambergerin, die über Jahrzehnte ehrenamtlich für die Gewerkschaft tätig war, ist mittlerweile hauptberuflich bei Verdi und hatte eigentlich vor, in dieser Funktion alle Parteien anzusprechen, statt selbst Teil einer Fraktion zu werden: "Die SPD kam auf mich zu und ich habe lange überlegt, ob ich das mache." Nach gut einem halben Jahr sei der Entschluss gereift, sich einem "tollen Team" anzuschließen, denn: "Ich will meine gewerkschaftliche Grundhaltung in den Stadtrat einbringen." Das gehe nur mit der SPD.
Die wohl einzige Patchwork-Familie des neuen Stadtrats hat Simone Böhm-Donhauser bei sich zu Hause: "Ich habe drei Kinder aus zwei Ehen. Wir sind aber eine ganz normale Familie." Die 36-Jährige machte sich bereits mit 27 selbstständig und arbeitet als rechtliche Betreuerin für das Amtsgericht. Ihre Klienten sind zwischen 18 und 45 Jahre alt und wegen ihrer Sucht, geistiger Behinderungen oder psychischer Probleme auf Alltagshilfen angewiesen.

Sohn eines Gastarbeiters

Zu den Neuen im Stadtrat gehören auch die beiden Amberger-Bunt-Vertreter. Einer von ihnen ist City-Grill-Chef Aydin Ayten (49), der als Sohn eines türkischen Gastarbeiters 1978 nach Amberg kam, bei einem Dachdecker lernte, zehn Jahre in Sulzbach-Rosenberg lebte und sich 2002 mit einem eigenen Restaurant in der Georgenstraße selbstständig machte.

Kein Unbekannter ist auch Josef Lorenz . Der 63-Jährige ist gebürtiger Amberger und ausgebildeter Industriekaufmann, der sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Diplom-Handelslehrer weiterentwickelte. Nach 15 Jahren in Nördlingen kehrte er 1998 als Leiter der Wirtschaftsschule in seine Heimat zurück. Seit August ist Lorenz Ruheständler.

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