Dekan schwärmt vom Reformationsjubiläum samt katholischer Beteiligung: "Wunderbare neue ökumenische Dynamik"

01.11.2017 - 21:10 Uhr

Das Reformationsjubiläum in Amberg endete mit einem fast schon Freud'schen Versprecher. Der evangelische Dekan Karlhermann Schötz dankte den "katholischen Pfarrerinnen und Pfarrern" für ihre Kooperation. Das sorgte für Heiterkeit und die ebenso schmunzelnde Korrektur des Festredners: "Nein, so weit sind wir noch nicht" - mit der Ökumene.

Bänke, Empore und jeder zusätzliche Stuhl waren besetzt, als die evangelischen Christen am Dienstagabend in der Paulanerkirche den Abschluss ihres Reformationsjubiläums feierten. "Nun freut euch, liebe Christeng'mein" sangen sie fröhlich mit den Worten Martin Luthers. Bilder: Steinbacher (2)

Sonst aber rückte der Leiter des Dekanats Sulzbach-Rosenberg gerade die "Zusammenarbeit" und die gegenseitige Verständigung beider Konfessionen in der Region in den Blickpunkt. Im Festgottesdienst in der Paulanerkirche - der Versprecher passierte ihm später beim Vortragsabend im Großen Rathaussaal - sprach Schötz von einem "besonderen Jahr der Ökumene - auch hier in Amberg". Immerhin seien in der Vilsstadt in der Vergangenheit "die Irrungen und Wirrungen groß gewesen und die Gegenreformation hat ganze Sache gemacht." Über 170 Jahre waren den Evangelischen nach Auskunft des Dekans die Bürgerrechte verwehrt, blieben sie bis 1851 der Pfarrei St. Martin zugeordnet und mussten zum Beispiel zur Konfirmation nach Rosenberg laufen. Erst Max IV. Joseph gestattete Nicht-Katholiken den Aufenthalt - "darum sitzen wir heute hier", sagte Schötz, ohne im Rückblick zu grollen.

Bisher "meist antikatholisch"

Im Gegenteil räumte er bedauernd ein, dass die Reformationsfeste früher "meist antikatholisch" gefeiert wurden. "Zum ersten Mal seit 500 Jahren ist das nicht so", charakterisierte er das Jubiläum, das sich "nicht durch Abgrenzung" auszeichne. Christus neu zu entdecken, sei der Kern dieses Festjahrs gewesen, das in vielen Veranstaltungen zu einer "wunderbaren neuen ökumenischen Dynamik" geführt habe. Noch vor nicht allzu langer Zeit sei es "unvorstellbar" gewesen, dass katholische Geistliche diesen Anlass in seiner Vielfalt mitfeierten. Als eine "treibende Kraft" dafür würdigte Paulaner-Pfarrer Joachim von Kölichen den im April verstorbenen Stadtpfarrer von St. Martin, Franz Meiler. Ausgehend von Luthers Lieblingspsalm 118 beantwortete Schötz die Frage, wie es weitergehen kann, mit der Empfehlung, "gemeinsam unseren Glauben zu bezeugen, auch im Beten und im gerechten Tun in der Welt".

Keine Welle, aber begeistert

Ein gegeneinander gesungenes Gotteslob ist für ihn "ein Widerspruch in sich selbst". Es habe lange gedauert, "bis wir Kirchen das begriffen haben - in diesem Jahr haben wir es begriffen und ich bin begeistert", schwärmte der evangelische Dekan. Dabei verhehlte er nicht, dass sich beide Konfessionen auch gesagt hätten, worin sie sich schwertun und was sie aneinander schätzen.

Selbst wenn noch "nicht die große Einheitswelle rollt", hätte das Jubiläumsjahr neue Aufmerksamkeit für die christlichen Kirchen und ihre Botschaft gebracht. "Der Glaube hilft, die Angst zu bewältigen, die sonst die Seele auffrisst", gab Schötz als Richtschnur nicht nur für die Ökumene mit auf den Weg. Auch gegen eine befürchtete Islamisierung wäre ein deutliches "Bekenntnis zum Glauben das beste Mittel". (Angemerkt)

 
 

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