Landsleute klären Flüchtlinge über Drogen auf: Projekt, das Vertrauen braucht

11.01.2018 - 16:04 Uhr

Ein neues Präventionsprojekt soll helfen, junge Menschen in Asylunterkünften, Integrationsklassen oder Wohneinheiten über die physischen und psychischen Folgen von Drogenkonsum zu klären. Der Clou: Das übernehmen Flüchtlinge. Ehemalige.

Harmlose Kräuter oder gefährliche Drogen? Flüchtlingen ist oftmals nicht klar, was der Konsum von Cannabis oder anderen Mitteln in Bayern für Auswirkungen hat. Ein neues Projekt soll in Amberg und dem Landkreis die Folgen verdeutlichen. Archivbild: dpa

Landsleute informieren Landsleute über die Wirkung von Drogen oder wo Suchtkranke Hilfe bekommen können. Möglich, dass einige Flüchtlinge bereits in der Heimat konsumiert haben. Manche kommen aber auch erst in Deutschland mit Cannabis und Co. in Berührung. "Nimm das, dann geht's dir besser", hören die jungen Menschen oft, wissen die Experten aus der Suchtambulanz der Caritas.

Was passiert mit dem Körper? Was hat die Sucht für Auswirkungen? Was sind die gesundheitlichen Folgen? Was passiert, wenn man mit Drogen erwischt wird? Wie kommt man davon wieder los? Und vor allem: Wer erklärt den Flüchtlingen das in einer Sprache, die sie verstehen? Ausgedacht hat sich das Projekt Hans-Peter Klinger von der Polizeiinspektion Amberg. "Es gibt kein richtiges Konzept, das auf diese Zielgruppe zugeschnitten ist", erklärte er bei einem Pressegespräch in der Caritas-Suchtambulanz in der Dreifaltigkeitsstraße. Doch der Bedarf an Aufklärung ist da. Und es muss passieren, bevor diese Menschen in die Situation geraten, Drogen zu nehmen. "Allerdings ist das nicht die Aufgabe der Polizei, sondern eine gesellschaftliche." Mit der Fachambulanz für Suchtfragen der Caritas, dem CJD Sulzbach-Rosenberg sowie der Bildungskoordination der Stadt Amberg wurden geeignete Experten an Land gezogen, die die "Multiplikatoren" schulen sollen. Dabei handelt es sich um 14 junge Männer, die von den Fachstellen als geeignet eingestuft wurden, weil sie persönlich bekannt sind. "Leider sind keine Frauen dabei", bedauert Bildungskoordinatorin Christina Gerl. Die Freiwilligen kommen aus Somalia, Afghanistan, Polen, Syrien und Iran. Sie sollen an drei Tagen à zwei Stunden geschult werden. Dann treten sie in Zweier-Teams direkt an ihre Leute heran und informieren sie in deren Landessprache über die Folgen von Drogenkonsum. In der zweiten Phase sollen die Erfahrungen der Multiplikatoren abgefragt werden. Das Projekt wird nicht nur von Sozialpädagogen und Psychologen, sondern auch von Studentin Sylvia Häckl begleitet, die daraus ihre Bachelor-Arbeit im Studienfach "Soziale Arbeit" generieren will.

Wer ist dabei?

Der Ideengeber, Hans-Peter Klinger von der Polizeiinspektion Amberg, hält sich bei der Ausführung des Projektes im Hintergrund, um die Hemmschwelle für Ratsuchende so gering wie möglich zu halten. Mit im Boot sind von der Caritas-Fachambulanz Michaela Lang, Susanne Steinbauer, Matthias Nimmerrichter, vom CJD Sulzbach-Rosenberg Anna Szymcak und Bildungskoordinatorin Christina Gerl.

Zitate

"Es kann kein Polizeiprojekt sein, wir müssten die Straftaten verfolgen und das würde das System der Idee zerstören." Hans-Peter Klinger, Polizeiinspektion Amberg

"Die Flüchtlinge würden gar nicht auf die Idee kommen, Hilfe zu holen, weil es so etwas wie eine Suchtambulanz in ihren Herkunftsländern gar nicht gibt." Sozialpädagogin Michaela Lang

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