Polizei stoppt illegalen Transporter mit 7000 Tieren [Aktualisierung]: Ein "furchtbarer Anblick"

16.10.2017 - 12:26 Uhr

Die Polizei hat am Sonntag auf einem Parkplatz bei der A 6 einen illegalen Transport mit mehr als 7000 Tieren gestoppt. In dem tschechischen Kastenwagen befanden sich überwiegend Mäuse und Ratten. Aber auch Exoten wie Chamäleons und Axolotl. Für Sabine Falk, Vorsitzende des Tierschutzvereins, war es ein "furchtbarer Anblick".

Es riecht streng in dem gelb gestrichen Raum des Tierheims in Amberg. Schon am Eingang stapeln sich die Holzkisten - auf engsten Raum sind Mäuse und Ratten darin eingepfercht. Das Gitter davor ist vernagelt. Wie viele Tiere in den Kästen stecken, dass kann hier von den ehrenamtlichen Helfern keiner zählen. "Vielleicht 50 oder 60", schätzt eine Freiwillige.

Im Akkord legen am Montagvormittag fünf Frauen nasse Küchentücher auf die Gitterstäbe. "Die Tiere sind so durstig, dass sie sogar an den Tüchern nagen", sagt eine traurig. Anschließend drückt sie Hundefutter mit den Fingern durch das Metall. Die Mäuse drängen hastig an die Öffnungen und schlingen das Nassfutter hinunter. Die Frau sagt, sie sei schon lange ehrenamtliche Helferin beim Tierschutzverein, "doch so etwas habe ich noch nie erlebt." Immer wieder murmelt sie "das ist unwahrscheinlich" vor sich hin.

Dicker Fang der Polizei

Im Tierheim Amberg sind die geschätzt 7000 Tiere der illegalen Fuhr am Sonntagabend gelandet. Experten sprechen davon, dass es der größte illegale Tiertransport war, der jemals in Deutschland aufgegriffen worden sei. Der Landesverband des Tierschutzbunds geht davon aus, dass die Tiere von Tschechien nach Belgien gebracht werden sollten. Die Säugetiere galten wohl als sogenanntes Lebendfutter.

Am Sonntag gegen 19 Uhr stoppte die Verkehrspolizei am Autobahn-Parkplatz Stockerholz einen Kastenwagen mit tschechischem Kennzeichen. Der Fahrer musste mit nach Amberg kommen, damit man den Frachtraum öffnen konnte. "Ansonsten hätte die Gefahr bestanden, dass die Tiere auf die Fahrbahn rennen", erklärt Friedrich Böhm von der Verkehrspolizei das Vorgehen. Der Fahrer musste 500 Euro als Sicherheitsleistung bezahlen und durfte dann weiterfahren.

In Absprache mit dem Veterinäramt gelangten die Tiere ins Heim nach Gailoh. Allerdings nur zur Versorgung, wie die Vorsitzende Sabine Falk betont. Die Vermittlung organisiert der Landesverband des Tierschutzbunds. Wer die unzähligen Kisten nur an Mäusen und Ratten am Montagvormittag sieht, glaubt sofort, dass eine kleine Einrichtung wie die in Amberg alleine überfordert wäre. "Von so vielen Tieren, die aus einem illegalen Transport stammen, habe ich noch nie gehört", sagt Falk. Die Situation und der Anblick der Hunderte Tiere nehme sie sehr mit. "Aber wir haben keine Zeit, darüber nachzudenken."

Doch eines habe sie sehr schockiert: In den Kisten waren unter anderem auch Hamster. "Das sind Alleingänger. Ein Tier braucht etwa einen Quadratmeter für sich alleine. Doch in einer Kiste, die nur 35 mal 55 Zentimeter groß ist, waren es bestimmt 70 Hamster. Sie haben schon angefangen, sich gegenseitig zu beißen."

Kein Wasser und Futter

Der Landesverband des Tierschutzbund teilt in einem Schreiben an die Presse sogar mit, dass etliche Tiere den Transport gar nicht überlebt hatten und bei der Kontrolle schon tot waren. Viele seien in viel zu engen und falsch temperierten Boxen untergebracht gewesen. Während des Transports hätten die Tiere kein Wasser und Futter gehabt. Unter den Tieren seien auch viele erst wenige Tage alte dabei gewesen, die noch gesäugt werden mussten.

Der Schutzbund will nun die Tiere auf mehrere Heime in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg verteilen. Liebhaber hier in der Region können übrigens keines der Tiere abholen, erklärt dessen Geschäftsstellenleiter Andreas Brucker. "Die Tiere gehören derzeit immer noch dem Auftraggeber des Transports."

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