"Salon Patrice" statt Streifendienst: Wie ein Polizist aus München zum Bordellbesitzer wurde: Rotlicht statt Blaulicht

04.11.2015 - 00:00 Uhr
Uwe Ittner war früher Polizeibeamter. Jetzt betreibt er ein Bordell in Dachau. Bild: dpa

Jahrelang sorgte Uwe Ittner als Polizist in München für Ordnung. Jetzt leitet er ein Bordell in Dachau. Wie die Menschen bei Partys auf seinen Beruf reagieren, habe sich dennoch nicht geändert, erzählt er über seinen Berufswechsel.

Von außen ist der unscheinbare Bungalow im Gewerbegebiet von Dachau nichts Besonderes. Erst drinnen wird klar, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Wohnhaus handelt. Der "Salon Patrice" ist kein Friseurladen - er ist ein Bordell. Das Besondere an diesem Haus ist der Mann, der auf dem weißen Ledersofa sitzt: Uwe Ittner rief das Bordell vor einigen Jahren mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der Namensgeberin Patrice, ins Leben. Vorher war er 25 Jahre lang Polizist in München - Kriminalpolizist, Fahnder.

Für Kollegen "ein Zuhälter"

"Viele wollten dann nichts mehr mit mir zu tun haben", sagt Ittner. "Die wenigen Freunde, die ich bei der Polizei hatte, haben mir vorgeworfen, ich hätte die Seiten gewechselt. Für die war ich ein Zuhälter - und fertig." Über seinen Wechsel "Vom Blaulicht ins Rotlicht" hat Ittner ein Buch geschrieben, das genau so heißt und seit einigen Tagen auf dem Markt ist.

"Wenn ich jetzt noch Polizeibeamter wäre, würde ich mit Sicherheit irgendwo in einem warmen Büro sitzen, die Füße hochlegen und zu gegebener Zeit ein Weißbier aufmachen", sagt Ittner. "Es ist nur die Frage, ob man so ein Berufsleben will. Ich wollte das schon damals nicht. Das hat mich nicht befriedigt." Als Polizist lernte er eines Tages die Prostituierte Patrice kennen. "Ich wäre nie auf so eine Idee gekommen, dass ich ein Bordell aufmache", sagt er. Die beiden verliebten sich. "Daraus ist Liebe geworden - mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass ich Polizeibeamter war und sie angeschafft hat. Es ist nicht unbedingt gerngesehen, wenn ein Polizist mit einer Hure zusammen ist."

Idee der Lebensgefährtin

Das sei für Ittner aber nicht das größte Problem gewesen. "Ich wusste, dass es nur eine Illusion ist, die sie verkauft, aber ich hatte daran zu knabbern, wenn ich wusste, dass sie arbeitet. Wir haben uns dann immer wieder darüber gestritten und standen dann vor der Entscheidung: Wir trennen uns - oder sie gibt ihren Beruf auf. Sie hatte dann die Idee, das Bordell aufzumachen."

Inzwischen gibt es das Haus seit elf Jahren. "Wir sind ein sogenanntes Terminhaus und haben vier bis fünf Damen im wöchentlichen Wechsel." Eines habe sich durch seinen ungewöhnlichen Jobwechsel übrigens nicht geändert: "Wenn ich auf einer Party oder so gesagt habe, was ich beruflich mache, dann sind die Leute schon manchmal zusammengezuckt. Aber das war als Polizeibeamter nicht anders."

Uwe Ittner: "Vom Blaulicht ins Rotlicht", Riva-Verlag, 272 Seiten, 19,99 Euro

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