Mehlmeisel. Eichkätzchen flitzen durch das Gras, sammeln Vorräte für den Winter. Ganz in der Nähe hat der Buntspecht logiert und ab und zu spaziert auch einmal der Fuchs durch das weitläufige Gelände, das einen herrlichen Ausblick weit in das Fichtelgebirge hinein bietet. Und hier, auf dem 17 000 Quadratmeter großen, am Hang gelegenen Areal, entwickelt sich etwas Außergewöhnliches.
Häuslebauer sind Stefanie Beck und Philipp Sander. Von der Idee hörten die sympathischen jungen Leute in den USA, waren sofort begeistert und haben ihren Work&Travel-Aufenthalt in Kanada auch dazu genutzt, sich zu informieren, Grundrisse zu entwerfen und "jede Menge Videos zu verschlucken", wie Stefanie berichtet. "Ein Hotel soll es sein und eine kleine Community, in der man sich gegenseitig unterstützt" wünschten sie sich - und noch mehr: "Wir wollen ein eigenes kleines Tiny House Village gründen mit vielen kleinen Häuschen", ist der Traum des kreativen Paares aus München.
Dazu haben sie in der Fichtelgebirgsgemeinde den idealen Ort gefunden, den ehemaligen Panorama-Campingplatz, den sie von der bisherigen Eigentümerfamilie gekauft haben. "Hier gefällt es uns und hier wollen wir bleiben," schwärmen Stefanie und Philipp und haben sofort mit einer gehörigen Portion Mut, Geduld und Tatkraft begonnen, ihren Traum zu verwirklichen.
Das erste Tiny-Hotel - vom ersten Brett bis zur letzten Schraube selbst gebaut - steht bereits seit einiger Zeit, ein zweites kam mittlerweile hinzu, ein drittes folgt im November. An der Nordsee haben sie angefangen zu bauen - auf einem Anhänger. Fertig gebaut wurde in Warmensteinach, wo das Häuschen ein paar Monate stand. Und fast ein Jahr lang haben die beiden Hammer, Schrauber und Säge nicht mehr aus der Hand gelegt, sich die Bauarbeiten anhand von Online-Videos selbst beigebracht. Alles in eigener Regie und mit viel Holz als Baumaterial. Der Esstisch beispielsweise ist aus einem einzigen Baumstamm herausgearbeitet.
Die schmucken kleinen Hotels auf 17 Quadratmetern "mit Platz für alles, was man braucht, können keineswegs mit einem Wohnwagen verglichen werden" sagt Philipp. Sie sind vier Meter hoch, 7,20 Meter lang und 2,55 Meter breit, haben zwei Stockwerke mit Loft, kleiner Leseecke, Bad, Einbauküche und Wohnzimmer. "Jeder Zentimeter ist durchdacht", sagt Stefanie. Zum Schlafraum im oberen Stock führt eine bequeme Holztreppe.
Auf dem Gelände ist Platz für 70 Tiny-Häuser, 50 wären ideal, sagt Stefanie. "Natürlich würden wir uns freuen, wenn noch viele Häuschen, die mittlerweile auch in Deutschland angeboten werden, dazukommen würden", bekräftigen beide, überzeugt davon, "dass hier das Leben mit Rückbesinnung auf das Wesentliche wieder bewusster gelebt werden kann ".
"Wir mussten aber auch sehr viele Hürden überwinden, " blicken die Tiny-Haus-Bauer zurück, froh darüber, dass Bürgermeister Franz Tauber sie sehr unterstützt hat. Er war ihnen auch behilflich, das passende Grundstück zu finden:
"Wir haben damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen bekommt der zum Verkauf gestandene, mittlerweile geschlossene Campingplatz eine neue Nutzung", sagt der Bürgermeister und betont: "Wer weiß, ob man so schnell einen Käufer gefunden hätte." Zum anderen sieht Tauber in dem Tiny House Village, das direkt an das entstehende Kinderland und somit auch an die weiteren Freizeitanlagen Skilift und Waldhaus/Wildpark angrenzt, eine enorme Bereicherung für die Gemeinde.
"Man darf sich modernen Projekten, wie dieser Wohnform, nicht verschließen", bekräftigt Bürgermeister Franz Tauber. Am heutigen Samstag sind von 14 bis 20 Uhr sind die Türen für die Öffentlichkeit geöffnet.
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