Die slowakische Gastro-Unternehmerin Lenka Dreythaler hat in Weiden friedlich investiert: So lieben die Amerikaner unsere Oberpfalz

17.04.2013 - 00:00 Uhr

Zugegeben, das Café de la Paix in Paris, gebaut vom Opern-Baumeister Charles Garnier, ist noch eine Spur prächtiger als das Café Frieden in der Weidener Altstadt. Dafür kann man den Namen im Kaffeehaus von Lenka Dreythaller wörtlich nehmen - als Treffpunkt einer multikulturellen Gesellschaft.

Unternehmerin Lenka Dreythaler in ihrem Café Frieden, Weidens internationalem Treffpunkt. Bild: Herda

Jeff Spaur, Englisch-Lehrer aus Los Angeles, strahlt die charmante Wirtin an: "Unser amerikanischer Abend war einfach super", schwärmt der kultivierte Herr, "wir hatten so viel Spaß auch mit den Kindern, das wiederholen wir in Zukunft öfter." "Locations" wie diese seien ein Grund, warum sich seine Landsleute in Weiden so wohlfühlen. Ein anderer: "Wir denken, dass Bayern ein ganz besonderer Standort ist", lobt der Mann, der als Vergleichsgröße immerhin 15 Jahre Hawaii auf dem Buckel hat. "Alle Leute im Militär, zumindest in der Führungsebene, denken so", sagt Spaur. "Die Lebensqualität ist sehr speziell, Schule und Gesundheitssystem sind viel besser - vom Bier und Essen natürlich ganz zu schweigen!" Und dabei sei Amerika, besonders Hawaii, auch noch sehr viel teurer.

US-bayerischer Small Talk

Man merkt, hier kommt zusammen, was zusammengehört: Der weltmännische Amerikaner und die lebenslustige Mutter einer sechsjährigen Tochter, die dafür brennt, dass sich kleine und große Menschen aus aller Welt bei ihr wie im Wohnzimmer fühlen: "Ich finde es schön, wenn ich verschiedene Nationen zusammenbringe", sagt die Slowakin, "die Oberpfälzer Herren unseres Stammtisches unterhielten sich prächtig mit den Amerikanern." Und der Nachwuchs musste sich nicht beim Small Talk der Erwachsenen langweilen, sondern konnte sich in der liebevoll gestalteten Kinderecke vergnügen.
Gäste aller Länder, vereinigt euch im Café Frieden - weitere landestypische Partys sollen folgen. Kürzlich trat der deutsch-rumänische Singer-Songwriter Georg Pacurar am Unteren Markt auf: Der Gründer des Internetportals Tschechien online verkörpert die internationale Stimmung hier am Schnittpunkt der Goldenen Straße. Der vielsprachige 1,90-Meter-Mann begeisterte mit seinen tschechischen, rumänischen, spanischen, portugiesischen, italienischen und englischen Liedern den halben, im improvisierten Konzertsaal vertretenen Kontinent.

"Für mich ist Ausländer kein Schimpfwort", sagt Lenka, die viel investiert hat, um in Weiden Fuß zu fassen - nicht nur, aber auch, viel Geld: Das Haus am Unteren Markt 26 hat sie nach der Scheidung ihrem Ex-Mann für eine knappe halbe Million abgekauft. "Ich will mir beweisen, dass ich es hier schaffen kann", baut die 41-Jährige ihrer kleinen Familie eine selbstständige Existenz auf.

Kein leichter Weg

Es war kein leichter Weg für die Akademiker-Tochter - Vater Arzt, Mutter Lehrerin - aus dem nordwestslowakischen Žilina. Als der Eiserne Vorhang 1989 fiel, war die mathematisch begabte junge Frau gerade mal 17 und wollte an der Technischen Hochschule studieren. Drei Jahre später packte sie das Fernweh. Da bereits einige Bekannte in Weiden Jobs gefunden hatten, heuerte sie bei McDonalds an. "Die ersten drei Jahre musste ich mir eine Wohnung in Franzensbad nehmen und pendeln."
15 Jahre ist Lenka Dreythaller inzwischen im "schönen, ruhigen Städtchen Weiden, das zentral zwischen Prag und Nürnberg liegt". So kann sie auch ihre Schwester Gabriela, eine renommierte Medizinerin der Prager Karls-Universität, regelmäßig besuchen.

Ihr wichtigstes Projekt

An ihrem wichtigsten Projekt jedoch arbeitet sie noch: "Ich hätte später gerne meine Eltern hier im Haus", seufzt Dreythaller, "wenn der Vater sich aus der Praxis zurückzieht." Obwohl die beiden regelmäßig zu Besuch sind, wird die Wahl-Weidenerin noch ein dickes Brett bohren müssen, um die beiden alten Bäume zu verpflanzen. "Das hat mir hier immer am meisten gefehlt", sagt sie, "dass man die Familie nicht um sich hat."

 

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