"Es gibt keine Karriereplanung in der Politik, da kann sich jeden Tag was ändern", hält Füracker die Enttäuschung des Top-Nachfolgefavoriten Markus Söder für überschaubar. Die Stimmungslage in der Partei könne er nicht umfassend einschätzen: "Bei so einer großen Volkspartei, da hat jeder eine eigene Meinung dazu." Froh sei man jetzt jedenfalls, "dass die Dinge geklärt sind und in welche Richtung wir gehen."
Schindler: "Fähnchen im Wind“
"Ich habe ihn jede Woche im Landtag beobachtet", sagt der Oberpfälzer SPD-Bezirksvorsitzende Franz Schindler. "Das ist seit Monaten ein Rumgeeiere, wie er die Ankündigung wieder rückgängig machen kann, dass er nicht mehr antritt." Seehofer gehe es in erster Linie darum, Söder zu verhindern: "Er hat Angst, dass es andere nicht schaffen." Dass er dem Favoriten auf seine Nachfolge das Amt nicht zutraut und ihn charakterlich nicht für geeignet hält, da deckten sich seine Einschätzungen und die der Opposition.
„Ich nehme an, dass Söder sich denkt, ,ich kann warten, wer weiß, ob dieses Unternehmen gut geht‘. Und es ist ja auch nicht so, dass das ganze Volk danach lechzt, dass er bitte weitermacht“, sagt Schindler. Es gebe nicht nur Anhänger der Opposition, die sagen: „Auf den kann man sich nicht verlassen, das ist ein Fähnchen im Wind.“ Sobald die CSU-Landtagsfraktion das Gefühl bekomme, mit Seehofer gibt es keine Erfolgsgarantie, sei er schnell weg. „Die Chancen der SPD haben damit gar nichts zu tun, sondern damit, ob es uns gelingt, unsere Politik glaubhaft darzustellen.“
Kohnen empfiehlt Mitgliederbefragung
SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen empfiehlt der CSU eine Mitgliederbefragung für die Seehofer-Nachfolge. Nur so könne der Anschein vermieden werden, Seehofer sei "von einer Kungelrunde alter Männer" erneut zum Parteichef und Spitzenkandidaten für die Landtagswahl bestimmt worden.
Er sei ein "Kandidat von gestern und der alten CSU", erklärt Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze. Bayern brauche neue Impulse und frische Ideen. Seehofer habe zuletzt vor allem die Frage seiner eigenen Nachfolge kultiviert und dabei das Regieren "quasi eingestellt". Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger nennt Seehofer einen "Ministerpräsidenten ohne eigene Visionen". Unter seiner Führung fehlten der Staatsregierung die Initiativen für die Zukunft Bayerns.
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