Zwei Jahre nach Diebstahl in Dachauer Gedenkstätte: KZ-Tor wohl in Norwegen entdeckt

02.12.2016 - 18:48 Uhr

Dachau. Gut zwei Jahre nach dem Diebstahl eines historischen Eisentors in der Dachauer KZ-Gedenkstätte ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit in Norwegen aufgetaucht. In Bergen sei ein eisernes Tor mit dem bekannten Schriftzug "Arbeit macht frei" sichergestellt worden, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord am Freitag mit. Der Fund löste bei Verantwortlichen der Gedenkstätte Begeisterung aus.

Vor knapp zwei Jahren ist ein historisches Tor zur Dachauer KZ-Gedenkstätte mit dem bekannten Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen worden. Das Foto, das die Polizei am Freitag zur Verfügung gestellt hat, zeigt mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Tor, das jetzt in Bergen (Norwegen) entdeckt wurde. Bild: Polizeipräsidium Oberbayern Nord/dpa

Nach Polizeiangaben hatten die norwegischen Kollegen einen anonymen Hinweis bekommen. Die zuständige Staatsschutzdienststelle der Kripo Fürstenfeldbruck hat bisher zwar nur ein Foto vorliegen, geht aber "mit hoher Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass es sich um das Tor aus Dachau handelt. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. "Nähere Umstände der Auffindung werden derzeit länderübergreifend zwischen den Dienststellen geklärt", teilte die Polizei mit. Mit Genugtuung reagierte der Präsident des Internationalen Dachaukomitees, General Jean Michel Thomas: "Auch wenn die Hintergründe für diese abscheuliche Tat noch nicht bekannt sind, so danke ich im Namen des Überlebendenverbandes für die Aufdeckung des Verbrechens und die internationale Anteilnahme nach dem Diebstahl des Lagertors. Dieser bedeutete letztlich eine Entweihung dieser wichtigen Gedenkstätte". Auch Gabriele Hammermann, Leiterin der Gedenkstätte, zeigte sich erleichtert. "Selbstverständlich wird es nach einer Restaurierung wieder der Öffentlichkeit präsentiert", sagte sie. Ob es an dem historischen Standort oder als Teil einer Dauerausstellung zu sehen sein wird, werde mit den Gremien der Stiftung Bayerische Gedenkstätten entschieden. Deren Direktor Karl Freller sagte: "Es ist für mich eine große Erleichterung, dass dieser Originalbeweis für den Zynismus und die Menschenverachtung der Nazis wiedergefunden wurde."

Nachbildung als Ersatz

Das Verschwinden des schmiedeeisernen Tores am 2. November 2014 hatte für großes Aufsehen gesorgt. Einem Sicherheitsmann auf Patrouille war damals am frühen Morgen das Fehlen aufgefallen. Das rund 100 Kilogramm schwere Eisentor misst knapp ein mal zwei Meter und war Bestandteil des großen Haupteingangstors. Um das Tor zu stehlen, mussten die Täter ein Flügeltor übersteigen. Die Polizei ging damals davon aus, dass die Tür mit einem Fahrzeug abtransportiert wurde. Das gestohlene Tor war etwa ein halbes Jahr nach dem Diebstahl durch eine Nachbildung ersetzt worden.

Konzentrationslager Dachau

Das Konzentrationslager (KZ) Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nationalsozialisten. Es wurde zum Modell für die vielen später errichteten Konzentrationslager. In Dachau und den 140 Außenlagern waren von 1933 bis 1945 mehr als 200 000 Menschen inhaftiert. Wie viele Todesopfer genau es in Dachau gab, ist unklar. Nach Angaben des Deutschen Historischen Museums in Berlin kamen mindestens 30 000 Gefangene ums Leben. Die KZ-Gedenkstätte Dachau geht von rund 41 500 Ermordeten aus. (dpa)

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