Dachau. Zwei Mitarbeiter einer Spedition öffnen die Türen des Lasters. Sie lösen die Gurte, mit denen die verpackte Ladung gesichert ist. Als die Männer das Paket behutsam anheben und wie zerbrechliches Glas auf ein Gestell legen, herrscht andächtige Stille. Die Ladung sind 100 Kilo rostiges Eisen - mit hohem Symbolwert. Es ist das vor mehr als zwei Jahren spektakulär gestohlene und in Norwegen wiedergefundene Tor der KZ-Gedenkstätte Dachau mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei", das am Mittwoch an seinen Ursprungsort zurückgekehrt ist. In Anwesenheit von Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und des Direktors der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, packen die Arbeiter das Tor sorgfältig aus. Dann ist das Symbol für die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wieder zu sehen. Spaenle nennt den Diebstahl des Tores eine Aggression gegen den Ort des Erinnerns, die durch die Rückkehr aber nun ein Stück weit gelindert worden sei. Das Tor stehe für die Erniedrigung jedes einzelnen Menschen durch die NS-Diktatur.
Bei der Feier zum 72. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau am 30. April wird das Tor erstmals in der Dauerausstellung der Gedenkstätte zu sehen sein. Bis dahin soll es fachmännisch konserviert werden. Der Erosionsprozess solle aber lediglich aufgehalten werden, erläutert die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Gabriele Hammermann. Die Abnutzungsspuren blieben weiterhin sichtbar. Um das Tor vor einem erneuten Diebstahl zu schützen, wird es künftig in einer klimatisierten und alarmgesicherten Vitrine zu sehen sein.
Das Tor war gut zwei Jahre nach seinem Verschwinden Ende November 2016 in der Nähe der norwegischen Küstenstadt Bergen aufgetaucht. Es hatte einen anonymen Hinweis auf den Fundort gegeben. Bis heute sind die Umstände des Diebstahles nicht geklärt. Die Tat hatte weltweit Aufsehen erregt.
Das Konzentrationslager Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nationalsozialisten. Zwischen 1933 und 1945 waren dort mehr als 200 000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert, 41 500 starben. Die Parole "Arbeit macht frei" an Eingängen von Konzentrationslagern symbolisiert den Zynismus der NS-Diktatoren im Umgang mit den Opfern.
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