Der Suchbegriff "Vorsicht Leidenschaft" führt im Internet auf die Homepage des Festivals junger Künstler Bayreuth. Die Leidenschaft, mit der Enikö und Noemi Görög ans Klavier gehen, muss ungeheuer groß sein. Ein umjubeltes Konzert im Mehrzwecksaal in Brand war ein überaus beeindruckender Beweis.
Da bedarf es nur weniger Takte von Franz Schuberts "Lebensstürme", um zu wissen, dass den rund 80 Besuchern ein brillanter Konzertabend bevorsteht. Dafür steht der kraftvolle Ausdruck in den stärkeren Passagen, die Leichtigkeit in den schnellen Läufen, das Dahinschmelzen, wenn in den Noten ein "p" oder ein "pp" steht. Perfekt aufeinander eingestellt, entwickeln sich die Vortragsstücke zu musikalischen Dialogen zwischen den beiden Schwestern, deren Erfolg sich auf großer Musikalität ebenso gründet wie auf konsequentem und zähem Fleiß. Auf die Frage nach der täglichen Übungszeit kommt zuerst ein "secret", Geheimnis, dann aber doch eine unglaubliche Angabe: "Vor Konzerten täglich sieben Stunden."Erhobener Zeigefinger
Starke Emotionen stehen hinter dem Vortrag von Rachmaninows Klavierstücken. Lustig und frisch, heiter und fröhlich, dann wieder die schwer verdaulichen Akkorde, die durch den brillanten Feurich-Flügel und die gute Akustik des Mehrzwecksaals wichtige und wertvolle Unterstützung erfahren. Kraftvoll und dennoch hochsensibel erzählen die Schwestern ihre Geschichten, schimpfen auch einmal mächtig los und machen den erhobenen Zeigefinger sichtbar.Wie ist der Zustand der Welt? Wie ist das mit dem Frieden? Was hier in Brand so ungeheuer eindrucksvoll, so perfekt, so stark das Empfinden der Zuhörer anrührt, trifft genau das Thema und das Wesen der Festivals.
Wenn Bürgermeister Ludwig König am Ende des Konzerts mit "Ohrenschmaus und Augenweide" zusammenfasst, meint er damit diese weltumspannende Musik, die einen großen Bogen über die Kontinente spannt, spüren lässt, dass Musik eine ungeheuer verbindende Kraft hat, die Menschen vieler Nationen und Kulturen zusammenführt, die alle die gleiche Sprache sprechen, die der Musik und der starken Gefühle. Dafür stehen im Programm Komponisten wie György Ligeti, Samuel Barber, Johannes Brahms, Antonin Dvorák, Aleksandar Vujic und Camille Saint-Saens. Jeder für sich ein eigener Stil, eine eigene Botschaft, eine andere Anforderung an die Pianistinnen.
Das Programm für diesen Abend hätten die "Görög-Sisters" nicht besser, nicht vielfältiger und nicht eindeutiger zusammenstellen können. 350 junge Musiker aus 30 Nationen treffen sich in Bayreuth und das Programm des Abends war ein besonderes, ein direktes Spiegelbild dieses alljährlichen Treffens in Bayreuth. Rhythmische Vielfalt prägt das Konzert ebenso: Walzer, serbischer Volkstanz und schließlich Tango lassen die Füße der Zuhörer nicht ruhig auf dem Boden stehen. Nicht der Tango des Tanzparketts ist, es ist jener, der die Höhen und Tiefen des Lebens spüren lässt, Freud und Leid in tiefer Empfindung zum Ausdruck bringt.