Der Betrieb im Ortsteil von Plößberg (Landkreis Tirschenreuth) hat sich in über 20 Jahren von einer "Meister-Eder-Werkstatt", wie Gisbert Schulwitz augenzwinkernd sagt, zu einem Unternehmen gemausert, das Stücke in die ganze Welt liefert. "Von uns stehen Möbel in Sylt, Österreich, Italien oder USA", informiert Markus Schulwitz.
Auch fünf Gaststätten hat die Firma bisher komplett eingerichtet. Höhepunkt war 2000 eine bayerische Stube in einem Bahnhof in Yokohama, der zweitgrößten Stadt Japans. In Kooperation mit einem Regensburger Einrichter mussten Schulwitz und seine Mitarbeiter in drei Wochen Tische, Stühle und Bänke für etwa 90 Sitzgelegenheiten bauen. "Täglich werden dort rund 1000 Gäste bedient", weiß der Firmenchef.
Beichtstuhl umgebaut
Aber auch einen Beichtstuhl aus der St. Peter-Kirche in Tirschenreuth hat der Schreinermeister als Bücher- und Fernsehschrank und Bar umgebaut und nach Schwarzenfeld verkauft. Oder einen Altar, der heute in einer Diskothek steht. "Wir haben für jedes Problem eine Lösung."
Doch der Weg von einem kleinen Oberpfälzer Ort hinaus in die große weite Welt war lang. Den Antikhof haben seine Eltern 1984 gegründet. Den alten Küchenschrank, mit dem alles anfing, hat Gisbert Schulwitz "einfach hergerichtet und verkauft". Irgendwann merkte er, "dass ich mit dem, was andere Leute wegwerfen, Geld verdienen kann". Die kleine Werkstatt wurde größer, seit dem Jahr 1988 ist sie am heutigen Standort Schönficht 9.
Über Antikmärkte, Mundpropaganda und Zeitungsanzeigen hat sich die Firma entwickelt. In der Anfangszeit waren der Seniorchef und seine Frau Irmgard viel im Rheinland unterwegs, um die Möbel zu verkaufen. Später kamen die Kunden auch aus Nürnberg, Bayreuth oder Regensburg. Heute ist der Betrieb in einem Umkreis von 100 Kilometern "vom Angebot her einer der größten in Bayern", meint Sohn Markus.
Jüngster Schreinermeister
In der nördlichen Oberpfalz hat es erst recht spät herumgesprochen, dass es den Antikhof überhaupt gibt. "Der erste Kunde aus Plößberg kam 1995", blickt Markus Schulwitz zurück. Nach dem Umzug in eine größere Werkstatt 1988 folgte fünf Jahre später ein Ausstellungsraum. Von 1992 bis 1995 absolvierte der heutige Inhaber eine Schreinerlehre, 1998 folgte die Meisterprüfung, Schulwitz war damals mit 22 Jahren jüngster Schreinermeister im Freistaat.
Da er mit und in dem Betrieb regelrecht aufgewachsen ist, kam für ihn auch kein anderer Beruf in Frage. "Höchstens Zimmermann, denn Holz ist einfach ein schöner Werkstoff." 1999 machte er sich als Fremdrestaurator zunächst selbstständig, zwei Jahre später übernahm er schließlich den Antikhof. Der Betrieb hat aktuell zwei fest angestellte Mitarbeiter und beschäftigt manchmal auch Praktikanten. Schulwitz überlegt, ob er mittelfristig auch einmal einen Auszubildenden einstellen will. Sein Vater hat sich auf kleinere Antiquitäten wie Küchengeräte, Lampen, Porzellan, Bücher oder Zeitungen spezialisiert.
In den drei Scheunen können sich Liebhaber alter Möbel, die die Fachleute im Laufe der Jahre von verschiedenen Quellen gekauft haben, fast wie in einem Irrgarten verlieren. "Manchmal gehen Kunden, die eigentlich nur Einzelstücke wollten, mit einer kompletten Wohnungseinrichtung wieder nach Hause", schmunzelt Schulwitz.
Stücke mit Patina
Er und seine Mitarbeiter restaurieren die Stücke individuell nach Bedarf. Sie werden zerlegt, abgeschliffen, wieder zusammengebaut und lackiert. Aus jedem alten Teil wird in Handarbeit fast wieder ein neues - allerdings mit faszinierender Patina. Darüber hinaus fertigt der Schreinermeister auch Möbel oder richtet für Kunden Sachen her. Der wirtschaftlichen Situation der vergangenen Jahre hat das kleine Unternehmen durch diese Flexibilität erfolgreich getrotzt. "Seit 2001 haben wir uns auf einem beständigen Niveau gehalten."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.