Auerbach/Münster. Die Jahre haben seinem Charme, seinem Charisma, seiner Popularität keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, augenblicklich geben sich bei ihm Journalisten die Türklinke in die Hand, denn Professor Dr. Johann Baptist Metz, Deutschlands wohl bedeutendster Theologe, wird am 5. August 80. Obwohl er gerade von einem FAZ-Interview kommt, nimmt er sich für die Journalistin aus der Heimat Zeit. Und als er von seinen Kindheits- und Jugenderinnerungen spricht, ist er vollends in Auerbach, im Ortsteil Welluck angekommen, wo Metz geboren wurde.
Großes Treffen
Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde ein Aufsehen erregendes Symposion veranstaltet: Joseph Ratzinger, damals noch Kurienkardinal, trifft den Begründer der Politischen Theologie, Johann Baptist Metz. Ratzinger hatte 1979 als Erzbischof von München Metz' Ruf an die Münchner Universität verhindert. "Zwei der großen deutschsprachigen Theologen dieses Jahrhunderts", wie die Katholische Nachrichtenagentur meldete, trafen zusammen. Zwei Bayern, Ratzinger konservativ und Metz, der die Auseinandersetzung mit der Moderne stets gesucht hat.
Metz, der als Meisterschüler Karl Rahners gilt, war über 30 Jahre Professor an der Universität in Münster, darüber hinaus bis 1997 Gastprofessor an der Universität Wien, wo er die Ehrendoktorwürde verliehen bekam.
Nach seinem 80.Geburtstag, den Metz mit seiner Schwester Margarete Tischer aus Auerbach und der Familie nachfeiern wird, liegen Einladungen in die USA, Wien, Budapest und Belgrad vor. Nach Italien wird es ebenfalls gehen. Gar nach Rom? Da hält er sich bedeckt.
Der Weltbürger Metz ist im Herzen immer ein Bayer, ein Oberpfälzer geblieben, und von ihm stammt der oft zitierte Satz: "Der bayerische Mensch hat ein ganz natürliches Verhältnis zur Religion und ein mystisches zum Bier." Ein philosophisches Andenken hat er Auerbach in seinem Werk "Stichworte zur geistigen Situation der Zeit" gesetzt. Gleich eine doppelte Würdigung für Auerbach, denn kein Geringerer als Jürgen Habermas, der Herausgeber, zitierte in einer Laudatio aus dieser Schrift.
Seine humorigen Erinnerungen an die Kindheit sind entzückend. Das verhasste Geigenspiel und die Liebe zum Fußball. Sogar den Namen seines Geigenlehrers weiß er noch, und dass er als Fahrschüler tatsächlich einmal absichtlich den Geigenkasten im Zug liegen hat lassen. Nebenbei, die Geige kam wieder zurück. "Mein Vater", erzählte er, "unterlag dem merkwürdigen pädagogischen Prinzip, wenn das Geigenspiel befriedigend war, durfte ich mir die Fußballzeitung 'Kicker' kaufen". Er war immer Anhänger des Clubs. Die Liebe zum Fußball ist geblieben, die EM hat er zusammen mit ausländischen Freunden verfolgt.
Vorzügliches Abitur
Metz wurde im Zweiten Weltkrieg von der Oberrealschule in Amberg weg noch eingezogen. Er geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Das Abitur, das er nach seiner Entlassung abgelegt hat, war so vorzüglich, dass er gleich ins Maximilianeum einziehen konnte. In Bamberg, Innsbruck und München studierte er Philosophie und Theologie, promovierte in beiden Fächern. 1954 wurde er zum Priester geweiht. Bereits 1963 war er Direktor des Seminars für Fundamentaltheologie in Münster. Nach dem Vatikanum wurde er Berater des römischen Sekretariats.
Besonderen Einfluss nahm er von 1971 bis 1975 als Berater der Synode der Bistümer Deutschlands. "Unsere Hoffnung", der als sensationell gewertete Synodenbeschluss, trägt wesentlich seine Handschrift. Bis 1993 lehrte Metz in Münster, danach schuf man in Wien für ihn speziell den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Weltanschauungslehre.
Seine Werke, die in fast alle Sprachen übersetzt wurden, sind kaum aufzuzählen. Darüber hinaus hatte er Einfluss auf die Entstehung der lateinamerikanischen Befreiungstheologie.
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