Placido Domingo begeistert bei den Schlossfestspielen Thurn und Taxis in Regensburg: Krönung durch drei Opern-Superstars

24.07.2015 - 00:00 Uhr

Placido Domingo krönt die fürstlichen Schlossfestspiele Thurn und Taxis: Der Weltstar reißt mit 74 Jahren das Publikum von den Sitzen. An seiner Seite beseelen die Sopranistinnen Angel Blue und Micaela Oeste. Die drei Solisten schenken einen überwältigenden Abend.

20 Minuten Zugabe und stehender Applaus: Abschied nehmen Placido Domingo, Angel Blue, Micaela Oeste und Dirigent Israel Gursky (von links). Angesichts drohender Gewitter fiel die Pause aus und ihr zusammenhängender Auftritt dauerte fast zweieinhalb Stunden. Bild: Fütterer

Regensburg. Der Veranstalter schwelgte bei der Vorankündigung in Superlativen wie "berühmtester Sänger des Erdballs" und "once-in-a-lifetime", einem im Leben einmaligen Ereignis. Er übertrieb nicht. Mit dem 74-jährigen Placido Domingo steht der Opern-Weltstar schlechthin auf der Bühne von Schloss Emmeram. Die Sopranistinnen Angel Blue und Micaela Oeste an seiner Seite wachsen zu zwei ganz großen Diven heran. Die drei Solisten vereinen sich am Mittwoch zu einem solch einzigartigen Dreiklang, wie er auch bei dem legendären Konzert der "Drei Tenöre" in den römischen Caracalla-Thermen zu empfinden war. Der Vergleich ist vielleicht der Euphorie des Moments geschuldet. Der Abend in Regensburg geht zumindest als singulär herausragendes Musikereignis in die Erinnerung der Besucher ein.

Die junge amerikanische Sopranistin Angel Blue verführt in ihre Stimme hinein: Sinnlich und leidenschaftlich, temperamentvoll und entfesselnd, klettert sie kraftvoll und mühelos die höchsten Ebenen der Tonleiter hinauf - so wie einst Reinhold Messner die höchsten Berge der Erde. Die international gefeierte Sängerin (Mailänder Scala, Semperoper) glänzte vor einer Woche als Musetta in "La Bohéme" bei den Festspielen in Hannover. In Regensburg findet sie in "Fledermaus"-Werken ihre Paraderolle, die das Publikum zu Bravo-Rufen veranlassen. Sprühend, voll Dynamik bestreitet sie mit Domingo ein Duett aus Verdis "Il Trovatore": eine Sternstunde für Opernfreunde.

Wie die "kühle Blonde aus dem Norden" wirkt die deutsche Sopranistin Micaela Oeste. Ergreifend, innig, dramatisch interpretiert sie mit glasklarer Stimme im Duett mit Domingo das berühmte "Pura siccome un angelo" aus Verdis "La Traviata". So kokett und charmant singt sie Werke von Franz Lehár, dass Altmeister Domingo zu einem spontanen Tänzchen ansetzt. So forciert gibt sie (gesanglich) das Tempo vor, dass der 74-Jährige für Sekunden fast etwas außer Atem wirkt.

Ganz großes Opern-Kino

Mit den gesanglichen Ruhmestaten von Placido Domingo lässt sich eine Bibliothek füllen. Im Auftreten witzig, entspannt, galant - stimmlich noch immer souverän und erstaunlich voluminös: So präsentiert sich der Weltstar. Auch ein Domingo mit "reifer" Altersstimme ist eine Extraklasse für sich. In den Duetten und einem Terzett spielt er seine jahrzehntelange Erfahrung auf den großen Bühnen der Welt aus, jongliert mit den Tönen. Drei Solo-Auftritte machen das Publikum andächtig. So wie sich Domingo und Oeste in dem "Traviata"-Duett ansingen, ist es ganz großes Opern-Kino.

Der Auftritt in Regensburg bedeutet für Placido Domingo (und seine Sopranistinnen) nicht Last, sondern Lust. Sie verstehen sich menschlich und musikalisch, sie strahlen als kongeniales Team Freude und Empathie aus. Auf der Bühne dürfen die Augsburger Philharmoniker als begleitendes Orchester wirken: Auf Augenhöhe mit den Solisten, dirigiert vom aufmerksamen Israel Gursky (seit einer Saison Dirigent am Theater Regensburg). Bei der "Nabucco"-Ouvertüre und Suppés "Leichter Kavallerie" zeigen die Augsburger ihre instrumentale Klasse.

Es ist in Regensburg das einzige Deutschland-Konzert des spanischen Tenorissimo. Am 30. Juli steht er bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne. Erst nach vier Zugaben und 20 Minuten verabschieden sich Domingo, Angel Blue und Micaela Oeste. "Es gibt ein Wiedersehn", singen sie im "Fledermaus"-Terzett. In dieser Besetzung in Regensburg wohl nicht mehr. Der Gala-Abend bleibt ein einmaliges Erlebnis.

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