Ein leichter Geruch nach Ölfarbe liegt in der Luft, wenn die Türe zum Domizil der Malerin im Oberviechtacher Ortsteil Wildeppenried aufgeht. Hier lagert ein Teil der großformatigen Bilder, auf denen die Farbe so kräftig und verschwenderisch glänzt, dass mancher Grashalm zum Drüber-Streichen verlockt. Für alle, die von ihr nur abstrakte Farbtupfer oder die Bilder von Fußball-Stadien kennen, ist das eine neue, puristische Seite.
Natur vor der Haustür
"Wiese und Wald liegen hier vor meiner Haustür", sagt Katharina Dietlinger und schiebt ein Prachtexemplar mit dicker grüner Farbschicht aus dem Stapel an Bildern. Das 1,60 mal 2 Meter große Bild mit dem Titel "Oberpfälzer Wald" ist hier entstanden. Dort, wo die Hügel ins Blaue übergehen, käme bei einem Foto die Burg Murach ins Blickfeld. Im Bild der Künstlerin ist kein Platz für dieses Element, genauso wenig wie für undefinierte Fläche, verdorrte Halme oder weitere Relikte der Zivilisation. Naturalistisch und doch wieder unwirklich schimmern die hellen Baumwipfel in scheinbar endloser Wiederholung auf purem Grün. Nein, satt hat sie das Grün noch lange nicht, meint die 30-jährige Malerin. "Das Bild soll leuchten, das darf krachen", erklärt sie und fügt hinzu: "Ich bin kein Freund von nebligem Wetter und tristen Farben." Das bringt ihr manchmal auch kritische Bemerkungen ein wie: "Oh, da brauch' ich ja eine Sonnenbrille."
Kein Platz für Grau
Für Grau ist kein Platz auf der Palette von Katharina Dietlinger. Weil das Wetter nicht immer mitspielt, ist sie in ihrer Heimat bei Sonnenschein viel mit der Kamera unterwegs. Nur das Atelier in Oberviechtach hat sie aufgegeben. Gerade an den tristen Wintertagen lässt sich der Kontakt zu den ehemaligen Studienkollegen und zur Kunstszene mit dem neuen Atelier in Nürnberg besser halten.
Dort trifft sie eher auf Vorbilder wie Albrecht Altdorfer oder Eduard Vuillard, den sie bei einem Aufenthalt in Frankreich schätzen gelernt hat. "Moderne Künstler als Vorbilder sind gefährlich", weiß die junge Künstlerin, das könne schnell in einen allzu ähnlichen Stil münden. Katharina Dietlinger geht lieber eigene Wege, auch wenn die mal über kleinformatige Gänseblümchen führen. "Abstraktion ist nicht der reine Fortschritt", hat sie festgestellt, wenn sie mal wieder von fast schon impressionistisch aufgelösten Farbflächen zu den klaren Umrissen eines Kleeblatts zurückkehrt.
"Was mir Spaß macht, ist dieses Hin- und Herpendeln", schwärmt die Künstlerin, die es damit schafft, "dass auch klassische Landschaftsbilder zeitgenössisch daherkommen". So formuliert es die Davis-Klemm-Gallery in Wiesbaden, wo die Bilder unter dem Titel "Wald und Wiese" bis 8. März eine Ausstellung bestücken. "Tor, Tor, Toor" heißt es dagegen bei der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe, wo Dietlingers Bilder von 22. März bis 10. August Teil einer Gruppenausstellung sind. Auch bei der Kunstmesse "Art Karlsruhe" von 13. bis 16. März wird wohl ein wenig Oberpfälzer Gras hervorspitzen, bevor die Bilder nach Viersen (Rheinland-Pfalz) reisen. (Hintergrund)
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