Naturschutz mit Baldrian

07.02.2015 - 00:00 Uhr

Wer im Winterwald Menschen beobachtet, die an Holzpflöcken schrubben, sie mit Flüssigkeit einsprühen und das alles akribisch notieren, sieht einen Naturschützer in Aktion. Sie untersuchen das Vorkommen von Wildkatzen in der Region.

Rudolf Leitl (rechts), der Gebietsbetreuer beim Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach, und der Kohlberger OWV-Mann Bernd Bauer bei der Kontrolle: An den Lockstöcken reiben sich in der Paarungszeit im Winter die Wildkatzen, verlieren Haare und markieren die Stellen. So kann festgestellt werden, ob die scheuen Wildtiere in dem Gebiet vorkommen. Bild: jml

Bereits seit 2012 läuft mit "Wildkatzen-Sprung" eine bundesweite Erfassungsaktion. Finanziert wird sie von der Bundesforstverwaltung und dem Bund Naturschutz Bayern.

Um noch genauere Daten als in den letzten drei Jahren zu erhalten, wurde die Aktion um ein Jahr verlängert. An drei Standorten werden bisher Daten gesammelt: im Spessart, im Bereich Hassberge und bei Kohlberg zwischen Buchberg und Kohlbühl. Unter anderem der Kohlberger OWV-Mann Bernd Bauer sucht hier nach Spuren von Wildkatzen im Wald. Rudolf Leitl, Gebietsbetreuer beim Landschaftspflege-Verband Amberg-Sulzbach, betreut das Projekt.

DNA-Auswertung

Auf einer Fläche von 15 Mal 15 Kilometern wurden 50 Holzpflöcke in festgelegten Rasterzellen gesetzt. Diese werden gleichmäßig mit Baldriantinktur eingesprüht, auf die Wildkatzen ganz wild sind. Tierhaare, die dann an den Pflöcken hängenbleiben werden mit Pinzetten abgezupft und auf DNA-Spuren untersucht.

Zwischen Januar und März ist Paarungszeit. Dann werden die Pflöcke regelmäßig kontrolliert, gereinigt, abgeflammt und neu mit Lockstoff besprüht. Von anderen Tierspuren belastete Pflöcke werden ausgetauscht, da Wildkatzen nur saubere Plätze markieren.

OWV-Mann Bauer meldet schon erste Ergebnisse. Ein Wildkatzen-Kater, der auch schon im Raum des Teichlberges bei Pechbrunn auffiel, hat hier Haare gelassen. "Das war aber wohl ein Einzelgänger, der nur durchwanderte", mutmaßt Bauer.

Vor über 100 Jahren galt die Wildkatze in der Region als ausgerottet. Experten schätzen, dass heute wieder 200 bis 300 der scheuen Tiere in Bayern leben. In Spessart, Rhön und dem Landkreis Hassberge sollen die größten Populationen zu Hause sein. Aber auch im Truppenübungsplatz Grafenwöhr wurden sie nachgewiesen. Ihnen mal in freier Natur zu begegnen, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Ein Waidmann hatte jedoch das Glück, letztes Jahr zwischen Weiden und Parkstein eine Wildkatze zu beobachten. Meistens werden sie von Fotofallen an den Lockpflöcken gefilmt.

Wildkatzen sind grau getigert, etwas kräftiger und robuster als Hauskatzen. Der dunkle Aalstrich auf dem Rücken endet an der dicken Endquaste des buschigen Schwanzes. Die Katzenmütter werfen jährlich zwei bis drei Jungtiere. Wenn diese das erste Jahr überleben, werden sie in freier Wildbahn bis zu zehn Jahre alt. Natürliche Feinde kennen sie bei uns kaum. Aber Jäger erlegen vereinzelt welche, weil man sie leicht für wildernde Hauskatzen halten kann.

Lieblingsspeise Mäuse

Die Tiere mögen waldreiche Gegenden mit Laubbäumen, hohem Totholzanteil und felsige Regionen mit Gesteinsspalten als Ruheräume und zur Aufzucht. In unseren Nutzholzwäldern finden sie kaum geeignete Lebensräume.

Sie jagen nahezu ausschließlich Mäuse, nur gelegentlich auch mal Vögel oder Junghasen. Im Gegensatz zu Hauskatzen sind sie nicht wasserscheu, so dass ihnen auch mal ein Fisch in die Krallen kommt. Ihr Jagdrevier ist je nach Beutevorkommen zwischen 20 und 50 Quadratkilometer groß. Hauskatzen und Wildkatzen vermischen sich aber hier so gut wie nie. Sie gehen sich lieber aus dem Weg.

 
 

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