Lange Zeit galten Erdogan und seine AKP als Beispiel für Reformislamisten, die sich vom Extremismus abwenden und zu Demokraten werden. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Die AKP, die gemeinsame Wurzeln mit den Muslimbrüdern hat, setzt eine puristische, immer intolerantere Auslegung des Islams durch. Dazu gehört es auch, den interreligiösen Dialog zu diskreditieren. Die AKP und ihre Helfer nehmen sogar Anleihen bei salafistischen Glaubenssätzen.
Jüngstes Beispiel: die wochenlange Kritik der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet an den "Christenfesten" Weihnachten und Silvester. Diese gipfelte am 30. Dezember in jener Freitagspredigt, die sich wie eine vorgezogene Rechtfertigung des IS-Terroranschlags auf die Discothek "Reina" in Istanbul in der ersten Stunde des neuen Jahres liest.
In der freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft steht es jedem, auch jedem Muslim, frei, Weihnachten und Silvester zu feiern. Gleiches gilt für die Pflege von nachbarschaftlichen Beziehungen und Freundschaften. Für alle gilt: Religionen sollten versöhnen, nicht spalten.
Über die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) bringt Diyanet eine aggressive Religionspolitik nach Deutschland. Die Bundesrepublik muss aufpassen, dass Ditib-Moscheen nicht in den Dunstkreis der Islamisten geraten. Das liegt auch im Interesse der Gläubigen dieser Gemeinden.
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