Nach dem SPD-Bundesparteitag: Mit europäischem Doppelpass kann Schulz noch gewinnen

25.06.2017 - 21:02 Uhr

Was haben SPD und Jahn Regensburg gemeinsam? Beide sind ein bisschen rot, haben eine große Tradition, viele Gipfel erklommen und viele Täler durchlaufen. Wer hätte den Oberpfälzern den Durchmarsch in die Zweite Liga zugetraut? Was Heiko Herrlich bei Regensburg gelang, schien Martin Schulz bei den Sozialdemokraten zu reißen: Mit ein paar flotten Sprüchen hievte er die SPD an die Spitze der Umfragewerte.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz zwar nicht mit Jahn-Schal, aber doch rot-weiß. Bild: dpa

Es folgte langanhaltendes Abwarten: Schulz konnte ohne öffentliches Amt bei seiner Deutschland-Tour nur Mitarbeiter der Schuheinlagen-Fabrik Pedag in Königs Wusterhausen begeistern. Die Folge: Die Umfragen brachen wieder ein. Egal: Die Wahlergebnisse in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zeigen: Die Wechselwähler entscheiden in letzter Minute. Auf dem Bundesparteitag erhielt der Kandidat die Munition, um den Durchmarsch noch zu schaffen.

Schulz bekommt ein Sozialprogramm, mit dem er Stammwähler zurückholen kann. Und der Mann aus Würselen hat dabei einen Rückhalt von 100 Prozent - auf dem Podium einig wie nie zuvor: Alt-Juso Nahles und Alt-Kanzler Schröder.

Jetzt muss der Außenseiter in den Debatten gegen die Kanzlerin offensiv auftreten, wie der SSV Jahn bei den Löwen. Sollte die Kanzlerin kraftlos wie 1860 beim Relegationsgipfel darauf setzen, dass das Ignorieren politischer Gegner zum Sieg reicht, könnte sich Merkel verrechnen. Zumindest, wenn Schulz sein Rhetoriktalent laufen lässt und mit Macron europäischen Doppelpass spielt.

juergen.herda[at]oberpfalzmedien[dot]de

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