Islamabad/Bamberg. (dpa/paa/KNA) Nach dem verheerenden Anschlag auf einen Park im pakistanischen Lahore mit mehr als 70 Toten geht das Militär massiv gegen die Extremisten vor. Es gab Razzien und erste Festnahmen. Ein 28 Jahre alter Selbstmordattentäter hatte am Ostersonntagabend nahe einem Spielplatz einen mit Schrauben und Muttern versetzten Sprengsatz gezündet. Neben ihm starben nach neuen Polizeiangaben mindestens 72 Menschen - darunter 35 Kinder. Zudem seien etwa 350 Menschen verletzt worden.
Nasrullah Chadha, leitender Beamter des Polizeibezirks, sagte am Montagnachmittag (Ortszeit) in Lahore, die Behörden hätten noch keinen vollständigen Überblick über die Opfer. Man sei dabei, die von Kliniken geschickten Listen zusammenzufügen. Der Sprecher der Streitkräfte, General Asim Bajwa, berichtete am Montag von Festnahmen unter "verdächtigen Terroristen und Helfern". Razzien habe es nicht nur in Lahore, sondern auch in den Großstädten Multan und Faisalabad gegeben. Nach Medienberichten wurden drei Verwandte des Täters festgenommen. Er wurde als ein 28-jähriger Mann namens Muhammad Yousaf Farid aus Süd-Punjab identifiziert. Er war Lehrer an einer Religionsschule. Der Mann brachte etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation.
Zu der Tat bekannte sich die pakistanische Taliban-Gruppe Jamaat ul-Ahrar. Zu Journalisten sagte deren Sprecher, die Tat richte sich sowohl gegen die Regierung, die ihre Militäroffensiven gegen die Taliban verstärkt hatte, als auch gegen Christen. Im Park waren an diesem Abend besonders viele christliche Familien. Sie hatten dort Ostern gefeiert. Nach Angaben der Polizei sollen unter den Opfern 15 Christen sein.
Christen in Bedrängnis
Aus vielen Ländern sowie von den Vereinten Nationen und von Papst Franziskus kamen scharfe Verurteilungen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sprach von einem "abscheulichen Anschlag". Auch die in England lebende pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai (18), die bei einem Taliban-Anschlag im Jahr 2012 selbst schwer verletzt worden war, verurteilte die Tat. "Das Blutbad von Lahore erschüttert alle, die Mitgefühl nicht aus ihrem Herzen verbannt haben", sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick. Der Bamberger Oberhirte erinnerte an die "Bedrängnis, unter der Christen seit vielen Jahren in diesem Land leben müssen". Sie seien Opfer von Ausgrenzung und alltäglicher Missachtung. "Wenn es in Lahore in diesen Stunden etwas gibt, das Hoffnung macht, dann sind es jene Muslime, die Blut spenden für die Verletzten und sich an die Seite ihrer christlichen Nachbarn stellen."
Missio fordert Schutz
Das katholische Hilfswerk missio rief die Bundesregierung auf, sich bei der Regierung in Pakistan für den Schutz von Minderheiten einzusetzen. Besonders solle sie auf die Reform der Blasphemiegesetze drängen, die Auslöser zahlreicher Gewalttaten seien. "Dieser feige Terror ist ein Anschlag auf die Menschen vor Ort, aber auch auf die universalen Werte von Frieden und Gerechtigkeit, für die wir in Europa einstehen müssen", sagte missio-Präsident Klaus Krämer.
Der Anschlag lähmte das Leben in der Sieben-Millionen-Stadt Lahore. Bilder der ersten Begräbnisse zeigten Frauen weinend über kleinen Särgen. Eine dreitägige Trauerzeit wurde angesetzt. Schulen blieben geschlossen.
Wenn es in Lahore in diesen Stunden etwas gibt, das Hoffnung macht, dann sind es jene Muslime, die Blut spenden für die Verletzten und sich an die Seite ihrer christlichen Nachbarn stellen.Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz
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