Seit am Sonntag bekannt wurde, dass mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier in den deutschen Handel gelangt sind, arbeiten die Experten am CVUA-MEL in Münster an der Aufklärung. Rund zehn Millionen Eier könnten deutschlandweit betroffen sein, vielleicht aber auch mehr. Das Amt prüft nun bei Eiern aus Nordrhein-Westfalen - zusammen mit einem weiteren Amt in Krefeld - ob und gegebenenfalls wie viel Fipronil in den Eiern enthalten ist.
Eine Überraschung
Dass überhaupt Fipronil in Eiern ist - für den Experten war das eine Überraschung. "Wir prüfen normalerweise pflanzliche Produkte wie Gemüse und Obst auf Fipronil", sagt er. "In tierischen Produkten wie Eiern war es uns bis dato nicht so bekannt." Fipronil ist ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel, wie Peter Fürst, Vorstandschef des CVUA-MEL, erklärt. Es wird aber auch zur Bekämpfung etwa von Läusen eingesetzt.
Die Anwendung bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist nicht erlaubt. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand kam es mutmaßlich über ein bei der Stallreinigung eingesetztes Reinigungsmittel, "Dega-16", in die Eier. Das Reinigungsmittel hätte eigentlich nur aus ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus bestehen dürfen - es war aber Fipronil beigemischt. "Es sollte empfindliche Strafen für solche kriminellen Machenschaften geben", fordert der Professor.
Keine Gefährdung bisher
In hohen Dosen kann Fipronil für Menschen gefährlich sein - vorerst ist in Deutschland aber keine gesundheitsschädliche Menge des Gifts pro Kilogramm Ei entdeckt worden. Die Messwerte lägen bisher "um einen Faktor zehn unterhalb" des Wertes, bis zu dem eine Gefährdung für Erwachsene wie Kinder als unwahrscheinlich eingestuft wird, erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Nicht nur Eier
Noch kann Fürst keine Ergebnisse für die inzwischen 50 Proben in Nordrhein-Westfalen nennen, weil die Untersuchungen noch laufen. In dem Labor in Münster herrscht trotz der hohen zeitlichen Belastung eine ruhige Atmosphäre. Wieder schlagen zwei Mitarbeiter in weißen Kitteln inmitten von Waagen, Mixern und Computern Eier auf. Der Experte rechnet damit, dass der Skandal sich ausweitet: "Es ist naheliegend, dass es bei Eiern nicht bleiben wird." Rückstände von Fipronil seien möglicherweise auch in Produkten wie Mayonnaise oder Eierlikör zu finden. "Das ist vermutlich nicht der größte Lebensmittelskandal in Deutschland, den wir je hatten. Aber der Umfang ist schon erheblich."
Im Labor arbeiten sie deshalb unter Hochdruck. "Die ein oder andere Überstunde wird anfallen", meint Fürst. Dabei richten sich die Blicke immer wieder auf die Kurve auf dem Computer-Bildschirm: Zeigt sie einen Ausschlag oder nicht?
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