"Im Westen nicht Neues" muss sich in Sachen Inszenierung, visuelle Gestaltung, Spezialeffekte und Musik nicht hinter Hollywood-Produktionen verstecken. Das hat offenbar auch die Academy in Los Angeles so gesehen.
Dumm nur, dass hinter der Finanzierung von Edward Bergers Antikriegsfilm der US-Streaming-Riese Netflix steht, was verhindert hat, dass das Drama für die breite Masse dort zu sehen ist, wo es primär hingehört: im Kino, auf der großen Leinwand.
"Im Westen nichts Neues" ist via Netflix zwar gleichzeitig für Millionen Menschen auf der Welt in verschiedensten Sprachen und mit etlichen Untertiteln im Wohnzimmer abrufbar. Richtig erleben kann ihn so aber niemand, egal, wie groß der Fernseher ist.
Der Erfolg dieser Romanverfilmung wirft aber durchaus auch eine politische Frage auf: Wie kann es sein, dass das steuerfinanzierte deutsche Filmfördersystem seit Ewigkeiten keinen so preisgekrönten Hit hervorgebracht hat? Die Antwort liefert Kulturstaatsministerin Claudia Roth selbst in einem "SZ"-Gastbeitrag: Es ist "zu komplex und damit zu langsam".
Gut 600 Millionen Euro schütteten Bund und Länder zuletzt pro Jahr an Filmproduktionen aus - sogar an Hollywood-Projekte wie etwa das Marvel-Superheldenspektakel "Eternals": 650 000 Euro schoss die bayerische Filmförderung hinzu, weil mit Scanline VFX eine bayerische Firma an der Produktion der visuellen Effekte beteiligt war. Gut investiertes Steuergeld?
Roth will dieses System jetzt reformieren. Ein Schritt, der lange überfällig ist. Vielleicht kommt der nächste deutsche Oscar-Hit dann ja wirklich komplett aus "heimischem Anbau".
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