Von Heinz Wraneschitz
Entstehen in Tschechien neue Kernkraftwerke - auch in Grenznähe? Einen ersten Schritt in diese Richtung bedeutet eine Absichtserklärung, die der staatliche Energiekonzern CEZ und der amerikanische Kraftwerkskonzern GE Hitachy Nuclear Energy (GEH) am Montag bekannt gemacht haben.
Demnach wollen GEH und CEZ "die wirtschaftliche und technische Machbarkeit des möglichen Baus eines BWRX-300 in der Tschechischen Republik prüfen". Jon Ball von GEH kommentierte die Vereinbarung als "Beispiel für das weltweit wachsende Interesse an unserer bahnbrechenden SMR-Technologie" SMR steht für Small Modular Reaktor, relativ kleine Atommeiler. Wie GEH forsche auch eine CEZ-Tochterfirma an solchen SMR, heißt es. Der BWRX-300 soll 300 Megawatt (MW) Kernkraftstrom produzieren. Nach Meinung von GEH könne er wegen seiner Wasserkühlung im Naturumlauf sicherer und billiger sein als übliche Druckwasserreaktortechnik.
Um die international vereinbarte Senkung des CO2-Ausstoßes zu erfüllen, plant die tschechische Regierung seit längerem, alte Kohlemeiler durch Atomkraftwerke (AKW) zu ersetzen. Für einen Neubau in Dukovany läuft bereits die Planfeststellung; auch in Temelin ist ein weiterer Meiler im Gespräch. Interessant für die Oberpfalz werden die Überlegungen besonders durch das Braunkohlegebiet bei Sokolov. Dort steht das Kraftwerk Tisová. Wenn CEZ versuchen will, Kohle- durch Atommeiler am gleichen Standort zu ersetzen, dürfte es dort aber kompliziert, möglicherweise gefährlich werden.
So wurde vor langer Zeit ein in der Kohleregion Sokolov angedachtes AKW wieder gestrichen: Das Egerer Becken gilt als Erdbebengebiet und war daher ungeeignet. Das hat sich seither nicht geändert. Nicht nur deshalb sagt Brigitte Artmann von der Aktionsgemeinschaft "Stoppt Temelin" auch zu den GEH-CEZ-Plänen für SMR: "Das Märchen von einem neuen Atomkraftwerksbau glaube ich erst, wenn er steht."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.