Veranstalter waren die Pfarreiengemeinschaft Schwarzhofen-Dieterskirchen und die Katholische Erwachsenenbildung (KEB). Die KEB-Vorsitzende Elisabeth Schreier hieß den Referenten und die Zuhörer, darunter Pfarrer Markus Urban, willkommen. Jehl war nicht alleine gekommen. Er hatte seine Frau, Freunde und - vor allem - eine Kopie des Grabtuchs in Originalgröße mitgebracht, das er vorher noch nicht "außerhalb seiner Schule" vorgezeigt hatte. Es ist ein beeindruckendes Exemplar, über vier Meter breit.
"Zugang" zum Grabtuch könne man entweder über die Wissenschaft finden oder über den Glauben, stellte er heraus. Das Tuch werde seit 1898 immer wieder von Wissenschaftlern (Physiker, Chemiker, Biologen, Gerichtsmediziner, Ärzte, Textilforscher) untersucht. Es sei sogar ein eigener "Zweig" der Wissenschaft entstanden, die "Sindonologie" (nach dem italienischen Wort Sindone/Grabtuch). Jehl ging dann systematisch vor und stellte zuerst vor, wie Tote bei den Juden früher bestattet wurden. In einer Grabkammer (in Felsen gehauen) wurde der Tote mit dem Rücken auf ein Leinentuch gebettet und das Tuch dann über den Vorderkörper weitergezogen. "Was sieht man?", fragte er und erhielt als Antwort "Brandlöcher". Das Tuch wurde 1352 in Frankreich "wiederentdeckt", ein Brand konnte gelöscht werden, hinterließ aber Spuren ebenso wie Wasser- und Blutflecken.
Der "Codex Pray", ein Dokument aus dem Jahren 1192 bis 1195, lege den Schluss nahe, dass der Maler vor der Schaffung seiner Bilder das Grabtuch gesehen haben müsste, denn seine Darstellungen zeigen viele Details aus dem Grabtuch. 1898 wurde das Grabtuch erstmals fotografiert - eine Sensation. Vor allem das Negativ erscheine sehr aussagekräftig, vor allem das Abbild des Hauptes. Jehl konnte auch viele Informationen liefern über Geißelungs- und Kreuzigungsspuren ebenso die Dornenhaube. Auch die Betrachtung der Rückseite des Tuchs und die Auswertung der Eindrücke mit modernen Methoden lasse weitere Erkenntnisse zu. Ein Gerichtsmediziner konnte sogar Blütenpollen von Pflanzen nachweisen, die nur in der Gegend um Jerusalem wachsen. Fast alle Forscher kämen zum Schluss, dass das Tuch (feinstes Leinen aus Flachsfasern) tatsächlich 2000 Jahre alt und das Grabtuch Christi sein müsse. Die Entstehung und der Verbleib bis zur Wiederauffindung seien aber weiter ungeklärt. Im Anschluss beantwortete Günter Jehl noch Fragen.
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