16.10.2017 - 17:24 Uhr

Sir Hans bei Würmern, Schnecken und Schlangen

Hans Rupprecht ist im Nagaland, wo er sich seit mehr als zwei Monaten erneut als Entwicklungshelfer engagiert, inzwischen gut bekannt. An die Essgewohnheiten in dem indischen Bundesstaat gewöhnt er sich aber nicht.

Schüler und Lehrer hatten viele Fragen an den deutschen Besucher. Bilder: rn (2)

"Es ist kurz vor vier Uhr morgens. Die Grillen beginnen ihr schrilles, unüberhörbares Tagwerk mit lautem Gezirpe. Einige Gockel stimmen mit ihrem Krähen ein. Aus dem Dschungel klingen undefinierbare, für mich unbekannte Tierlaute." Mit dieser Morgenbeschreibung beginnt ein Zwischenbericht, mit dem sich der ehemalige Berufssoldat in Eschenbach - genießt er inzwischen den gut gemeinten Beinamen "Zubza-Hans" - bei seinen Freunden in der Heimat meldet.

In seinem mehrseitigen Tätigkeits- und Erlebnisbericht schildert er unter anderem einen mehrtägigen Aufenthalt bei Pater Sebastian in Shajouba beim Stamm der Mao im Nachbarstaat Manipur, das auf rund 1800 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Er zeigt sich beeindruckt darüber, wie ihn Sebastian, der bereits einige Jahre in Zubza tätig war, mit einem Mitbruder und den Internatskindern "wie einen alten Bekannten mit Gitarrenmusik und Handschlag" begrüßen.

Rupprecht scheibt: "Frisches Wasser fließt nur spärlich aus einem kleinen Wasserrohr von einem rund vier Kilometer entfernten Wasserbehälter. Die Hauptmenge wird vom Regenwasser der Bedachungen aufgefangen. Wasserfilter gibt es nicht. Die Zimmer sind überall spartanisch eingerichtet." Sein Bericht über das Geschehen am nächsten Tag, er wurde zunächst sehr argwöhnisch beäugt, gleicht einem Märchen: "Doch gleich nach dem Vorstellen kommen sowohl Lehrer als auch Schüler mit unzähligen Fragen über Deutschland auf mich zu. Ein Mädchen aus der 5. Klasse fragt mich sogar, ob ich sie nicht mitnehmen könnte."

Rupprecht leitet über zur Besichtigung historischer Stätten und Monumente, bei der sie zu einem alten Baum kommen, der seit der Einwanderung der Nagas aus der Mongolei von großer Bedeutung ist. An ihm findet gerade eine wichtige Besprechung statt, in die der Zubza-Hans auf besondere Weise "einbezogen" wird und berichtet: "Als einer der Teilnehmer uns sieht, springt er auf, geht schnurstracks mit ausgestreckter Hand auf mich zu und begrüßt mich in gutem Englisch 'Sie müssen Sir Hans aus Germany sein'. Außerdem weiß er einige Details über mich. Später, als wir uns wieder verabschiedeten, frage ich Pater Sebastian, wer das denn war. Er erklärt mir, dass dies der Sohn des Häuptlings war und der Häuptling hier noch das Sagen hat. Alle Informationen über mich hatte er über eine Lehrerin eingeholt, die in Zubza an der Schule unterrichtet."

Als er nach drei Tagen nach "großer Verabschiedung" mit Pater Sebastian wieder zurück nach Zubza fährt, erreicht sie unterwegs ein Anruf mit der Einladung zum Abendessen. Die "Spezialitäten", die an diesem Abend gereicht werden, wirken für einen Mitteleuropäer wenig appetitlich: "Es gibt Reis mit Fisch, Würmern, Schnecken und 'fermentierten' (sauer schmeckenden, vergorenen) Bananensaft - manchmal muss man halt einfach durch."

Mit weiteren Informationen wartet Rupprecht auf zu seinem inzwischen erweiterten "Children's Park Eschenbach", über eine Feier zum 50. Priesterjubiläum, seine Weinstockpflege und seinen Arbeitseinsatz mit den Internatsbuben in den Reisfeldern. "Allerdings ist es auch gefährlich, weil sich dort nicht gerade wenig Giftschlangen aufhalten." Voll Anerkennung berichtet er über Schwester Theresa (87), die gerne aus der Zeit vor rund 30 Jahren erzählt, als sie ins Nagaland kam. Da gab es noch die Kopfjagd und die Nagas liefen 'halbnackt' umher."

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