Floß sucht neue Wege für die Stadtentwicklung: Handwerk und Handel halten

Floß
05.08.2016 - 02:10 Uhr

"Wir haben einen kleinen Finanzrahmen", sagt Günter Stich beim Besuch von Staatssekretär Florian Pronold. Von ihm erhofft sich der Bürgermeister staatliche Unterstützung bei der Sanierung des Ortskerns.

Seit acht Jahren besitzt Karl Frister dieses Haus im Zentrum von Floß. Er hat es von seinem Vater geerbt. Es steht unter Denkmalschutz. Frister würde es gerne renovieren. Dazu müsste er 750 000 Euro in die Hand nehmen. Wo das Geld herkommen soll, weiß er nicht.

Karl Frister hat von seinem Vater ein Haus geerbt. Das Grundstück am Luitpoldplatz liegt in Wurfweite zu Marktplatz und evangelischer Kirche. Ein Filetstück: zentral gelegen mit leichtem Zugang zu allen städtischen Einrichtungen. Wäre es nicht sanierungsbedürftig. Die Fassade blättert ab, das Haus verfällt. Eine Renovierung kann sich Frister nicht leisten. Abreißen kommt ebenfalls nicht in Frage. Das Erbe steht unter Denkmalschutz.

Fristers Haus ist nur ein Beispiel für die Probleme, mit denen die Stadt Floß kämpft. Überall im Ortskern stehen Häuser leer, oder werden nur noch von einer älteren Person bewohnt - und verfallen. Die Bevölkerung schrumpft und wandert ab. Bürgermeister Stich lud prominente Politiker ein, um sich Hilfe zu holen.

Am Mittwoch kamen Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch (SPD), Landtagsabgeordnete Annette Karl (SPD) und Staatssekretär Florian Pronold (SPD) in die Stadt. "Wie können wir Fassaden und Innenhöfe sanieren? Wo bekommen wir kommunale Bauplätze her? Wie halten wir Dienstleistungen, Handel und Handwerk im Ort?", fragte Stich beim Empfang im Rathaus.

"Ihr steht ja noch am Anfang eures städtebaulichen Projekts", antwortete Grötsch beschwichtigend auf die von Stich aufgeworfenen Fragen. Der Abgeordnete verwies auf Pronold. Der habe sich um seine Position als Staatssekretär im Bauministerium verdient gemacht: Er sei in den Koalitionsverhandlungen der Motor für die Erhöhung der Städtebauförderung gewesen. Pronold bezeichnete den Städtebau als eine der besten Investitionen, die der Bund tätigen könne: "Ein Euro, den der Staat in die Hand nimmt, zieht sieben Euro private Investitionen nach sich."

Rundgang zeigt Probleme

Beim Rundgang durch den Ort deutete Bürgermeister Stich wiederholt um sich und erläuterte wortreich die Probleme seines Ortes: "Wir hatten einmal 27 Wirtshäuser", sagte er, während er die Abgeordneten und die SPD-Stadtratsfraktion die Freiherr-von-Lichtenstern-Straße entlangführte. "Dort müsste man die Fassade erneuern, diese beiden Häuser stehen leer, dort wohnt nur einer drin..." Als die Gruppe in die Plößberger Straße einbiegt, kommt sie an einem Haus mit zerbrochener Fensterscheibe vorbei: "Wenn das leer steht und verfällt, das zieht natürlich einen Ort runter", erklärte Stich.

"Die Jungen wollen in Floß einen Bauplatz außerhalb." Das sei das Problem, so bekomme er den Ort nicht voll. Annette Karl gab zu bedenken: "Man überfordert da auch die jungen Familien mit der Renovierung eines Altbaus. Da brauchen wir bessere Beratung." Pronold betonte die Bedeutung der Entwicklung der Ortskerne: Wenn diese ein Problem hätten, hülfen auch die Neubaugebiete nicht. Dann kämen die Leute nur zum Schlafen her.

Haus für die Öffentlichkeit

Karl Frister geht es darum, sein Erbe, wieder kulturell attraktiv zu machen. Er möchte es öffentlich zugänglich machen. Vielleicht Wohnungen rein bauen. Wie er das finanzieren soll, weiß er aber nicht. Dazu konnten ihm auch die geladenen Gäste erst einmal keine konkreten Zusagen machen.

 
 

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