Raiffeisenbank Floß besteht seit 125 Jahren: Klein, aber groß in Kundennähe

Floß
08.01.2018 - 21:38 Uhr

Das "gallische Dorf" der Finanzbranche liegt im östlichen Landkreis Neustadt/WN. Die Raiffeisenbank Floß zählt zu den kleinsten - selbstständigen - Kreditinstituten in Bayern. Doch Größe ist nicht alles. Die lokale Bank besteht seit 125 Jahren mit besonderen Qualitäten.

Bei der Zukunftsfähigkeit ihrer 125 Jahre alten Bank setzen die Vorstände Jürgen Schnappauf und Josef Völkl (von rechts) vor allem auf ihre hochqualifizierten, motivierten Mitarbeiter. Bilder: cf

Die Direktoren Jürgen Schnappauf und Josef Völkl blättern im historischen, etwas vergilbten Protokollbuch aus dem Gründungsjahr 1893 und deuten auf zahlreiche Namen. "Schauen Sie: Viele Familien der Gründungsmitglieder sind heute noch unsere Kunden. Wir denken in Generationen."

Mit ihren 23 Mitarbeitern (14,7 Vollzeitstellen) erwirtschaftete die genossenschaftliche Bank 2017 eine Bilanzsumme von mehr als 102 Millionen Euro (2016: 98,87 Millionen Euro) und erneut einen Betriebsgewinn - vor Steuern - von rund einer dreiviertel Million Euro. Die kleine Bank weist ein respektables Eigenkapital und anständige Rücklagen auf: Was beileibe nicht alle der weit größeren Banken in Deutschland von sich behaupten können.

Die Raiffeisenbank Floß dreht eines der kleinsten Räder unter den genossenschaftlichen Banken in Bayern. Wie gehen Sie damit um?

Jürgen Schnappauf: Die Größe ist abhängig vom Marktumfeld, das sich nun mal auf Floß, Flossenbürg und Waldkirch mit deutlich weniger als 6000 Einwohnern beschränkt. Mit fast 5000 Kunden beträgt jedoch unsere Kunden-Reichweite mehr als 80 Prozent. Keine andere Bank ist näher.

Josef Völkl: Schiere Größe beinhaltet die Gefahr, dass die genossenschaftliche Identität verloren geht. Wir sind bodenständig und modern, persönlich und digital zugleich. Wir schaffen diesen Spagat.

Bei den genossenschaftlichen Banken rollt die Fusionswelle ...

Schnappauf (lacht): Ist gerollt. Nach 17 Fusionen im vergangenen Jahr stehen 2018 voraussichtlich nur 6 in Bayern an. Unsere Bank weist alle Voraussetzungen auf, selbstständig zu bleiben, weil sie die Sachkosten und Prozesse im Griff hat.

Völkl: In unserer Klasse setzen wir bei den Sachkosten die Benchmark. Mit einem Anteil von fast 50 Prozent ist auch das Online-Banking weit überdurchschnittlich.

Belasten die Kosten durch übergeordnete Regulierungs-Wut und Bürokratie?

Schnappauf: Dieses Feld ist sehr arbeitsintensiv. Ich kümmere mich als Vorstandsvorsitzender selber darum, es kostet mich mindestens vier Arbeitstage im Monat. Vom Gesetzgeber ist es nicht fair, uns bei Auflagen und Kontrolle mit internationalen Großbanken gleichzusetzen. Und ich halte es für bedenklich, über die Regulatorik strukturpolitischen Fusionsdruck ausüben zu wollen.

Völkl: Wir begegnen unseren Kunden täglich vor Ort und können ihnen "in die Augen schauen". Dies ist der beste Verbraucherschutz.

Ihre Bank ist nach wie vor in der Landwirtschaft stark verankert.

Schnappauf: Vor 125 Jahren waren unsere Gründungsmitglieder vor allem Landwirte. Sie sind nach wie vor eine wichtige Zielgruppe, wir kümmern uns um sie.

Völkl: Wir begleiten aber auch 90 Prozent der Existenzgründungen in Floß und Umgebung. 2017 bekamen wir den Preis als beste Förderbank in Bayern, fast 40 Prozent unseres Kreditvolumens entfallen auf Förderkredite: Ein deutliches Zeichen, dass wir den genossenschaftlichen Förderauftrag leben. Unsere Kreditausfälle gehen gegen Null, es gibt so gut wie keine Kredit-Ausfallrisiken.

Was sind die Alleinstellungsmerkmale der Raiffeisenbank Floß?

Völkl: Wir sind mit Haut und Haar in der Region verwurzelt. Unsere Wertschöpfung erfolgt ausschließlich in Floß und Umgebung. Wir tun alles, um das sogenannte "Flosser Amt" weiterzuentwickeln. So gehen das Seniorenheim, Ärzte- und Apothekerhaus, das Fortbestehen des Lagerhauses auf unsere Initiative zurück.

Wird die Raiffeisenbank Floß auch zu ihrem 150. Geburtstag noch selbstständig sein?

Schnappauf: Dies liegt zum einen an uns - und daran, ob die Kunden mit uns weiter zusammenarbeiten wollen. Es bleibt jedenfalls spannend: denn wie groß ist groß?

Eigenes Bier zum 125-jährigen Bestehen der Raiffeisenbank Floß

Bei der Gründungsversammlung im Jahr 1893 ließen sich die "Stammväter" der Raiffeisenbank Floß im damaligen Brauerei-Gasthof Bergler ihr Bier schmecken. Braumeister Johann Bergler füllte auch die Rolle als erster Aufsichtsratsvorsitzender der Kreditgenossenschaft aus.

Zum 125. Geburtstag kommt nun wieder ein besonderes Getränk zu Ehren. Ludwig Koch ("braucht's a Bier zum Jubiläum?") rannte bei den Vorständen Jürgen Schnappauf und Josef Völkl mit seinem Angebot offene Türen ein, nach altem und originalem Rezept ein "Märzen Gold" zu brauen. Das Konterfei von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem Begründer der genossenschaftlichen Idee, schmückt stilgerecht das starke, süffige Getränk.

Die Sonderabfüllung (stattliche 5,8 Prozent Alkoholgehalt) begleitet die Festivitäten der Raiffeisenbank Floß im Jubiläumsjahr 2018. (cf)

 
 

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