Bimmelnde Kuhglocken, plätschernde Gebirgsbäche, die Aussicht auf einen 3000er - wer an eine Alm denkt, der ruft sich ein Alpenpanorama ins Gedächtnis. Doch Bergweiden mit Viehtrieb gibt es auch weit nördlich von Inn und Isar. Am Nordhang des Johannisberges - des westlichsten Ausläufers des Oberpfälzer Waldes - liegt die "Schmie-Alm" auf etwa 500 Höhenmetern. Von der Wiese aus bietet sich eine Bilderbuch-Aussicht auf die Dörfer Freudenberg und Wutschdorf (Kreis Amberg-Sulzbach). Von Weitem grüßt der Turm der Amberger Mariahilfbergkirche.
Still ist es hier oben. Nur das Rupfen der Schafe an der frischen Grasnabe ist zu hören. Von März bis November sind die Tiere von Benno Schißlbauer auf der Weide. Der 50-Jährige ist Biobauer im Nebenerwerb und lebt vor, wie ökologische, nachhaltige Tierhaltung aussehen kann. "Der Lebensraum muss passen", lautet Schißlbauers Credo. Auf der "Schmie-Alm" passt alles. Die Weide ist trocken, frisches Quellwasser läuft in die steinernen Tröge. Die 35 reinrassigen Texel-Schafe leben hier wie im Wolltier-Paradies.
In den Wintermonaten haben die Muttertiere ihren Nachwuchs geboren. "Das war eine anstrengende Zeit", erzählt Schißlbauer. Mehrmals täglich musste er im Stall nach dem Rechten sehen. 5 Junge wären bei der Geburt gestorben, wenn er nicht helfend zur Stelle gewesen wäre. Nun tapsen 32 aufgeweckte Lämmer über die Wiese - durch die Füße von Biolandwirt Schißlbauer immer ihren Mamas hinterher.
In einigen Wochen ist es mit der Idylle vorbei. Die Muttertiere dürfen bleiben, die Lämmer werden in der ortsansässigen Metzgerei geschlachtet. Schißlbauer verkauft sein Lammfleisch an 25 Abnehmer - darunter an Restaurants wie den renommierten "Weiherblasch" in Schönsee (Kreis Schwandorf) oder den Waldgasthof "Am Letten" in Lauf (Kreis Nürnberger Land). In letzterem kehrt hin und wieder auch die Fußballmannschaft des 1. FC Nürnberg ein. "Die wissen halt, was gut ist", meint der Almwirt augenzwinkernd. Immerhin stammt der Chef der Herde, der einhörnige Schafbock, auch aus Franken. "Den hab ich von einem Club-Fan gekauft."
Zum Reichwerden eignet sich die Schafzucht nicht. "Für mich ist das in erster Linie ein Hobby, das Aufrechterhalten einer Familientradition und ein Beitrag zur Landschaftspflege", sagt Schißlbauer. Der 50-Jährige ist selbstständiger Unternehmer in der Autoteile-Branche, sein kleiner Biohof bietet ihm auch die Möglichkeit, den hektischen Berufsalltag zu entschleunigen. "Allein des Geldes wegen würde ich das alles nicht machen." Zumal sich die Preise für Lammfleisch und Wolle seit Jahren im Sinkflug befinden. "Der Schafscherer kostet mittlerweile mehr, als die Wolle einbringt."
Schuld sind die Massenimporte aus Osteuropa und Übersee. "Aber das ist halt so, wie immer: Billig bedeutet selten auch gut", unterstreicht er. Und so traut sich der Freudenberger Almwirt für das Kilogramm Öko-Lammfleisch schon acht bis neun Euro zu verlangen. Die Massentierhaltung ist auf Quantität ausgelegt, "Bei mir zählt die Qualität".
Apropos Almwirt: Im Sommer eröffnet Schißlbauers Frau Martina im umgebauten Stallgebäude eine Brotzeitstube, ein Biergarten lädt dann neben der Schafweide zum Verweilen ein. Möglich, dass die schöne Kulisse mit den bestimmt zahlreich einkehrenden Wanderern noch mehr an alpenländische Almbetriebe erinnert.
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