"Mit so viel Interesse hatten wir nicht gerechnet!", erklärten Reiner Gärtner, Pfarrer Siegfried Wölfel sowie Rita und Dr. Siegfried Steinkohl: Die Kolpingsfamilie und der Mütterverein Friedenfels hatten zu einem Begegnungs- und Informationsabend mit Flüchtlingen eingeladen.
"Beieinander ankommen heißt aneinander teilhaben" lautete dabei der Leitspruch. Der Schwerpunkt des Abends lag auf dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Austausch zwischen Menschen mit Fluchterfahrung und der Friedenfelser Bevölkerung. Flüchtlinge erzählten, was sie dazu bewog, ihre Heimat zu verlassen, und wie sie nach Deutschland kamen."Wir alle sind Flüchtlinge"
Die bereitgestellten Stühle und Tische auf der Veranda reichten nicht aus. Neben zahlreichen Ortsansässigen waren Abordnungen und Interessierte aus den Nachbarorten Mitterteich, Wiesau Fuchsmühl und Thumsenreuth gekommen. Nach den Grußworten des Kolping-Vorsitzenden Reiner Gärtner zitierte Pfarrer Siegfried Wölfel Papst Franziskus, der beim Aufenthalt in Lesbos gesagt hatte: "Wir alle sind Flüchtlinge." Dabei kam Wölfel auch auf seine eigene Kindheit zu sprechen: "Meine Geburts- und Heimatstadt war nach dem Krieg zerbombt und wir mussten uns aufmachen zu Verwandten." Der Geistliche schilderte dabei einige Erinnerungen an die "qualvolle Tortur". Die derzeitige Situation für die Flüchtlinge sei ähnlich wie damals nach dem Zweiten Weltkrieg. Großes Lob zollte der Priester den ortsansässigen Helfern. Rita und Dr. Siegfried Steinkohl sowie Zita und Oskar Schuster und einigen Helfern dankte Pfarrer Wölfel deshalb besonders.Erschütternde Aufnahmen
Dr. Siegfried Steinkohl wies eindringlich auf die Ursachen der Flüchtlingskrise hin. Der Hobbyfotograf zeigte zunächst wunderschöne Bilder aus Syrien, speziell von der Stadt Aleppo, vor dem Krieg. Der Großteil der Stadt sei mittlerweile völlig zerstört, was der Arzt mit erschütternden aktuellen Bildern deutlich machte. Anschließend forderte er die Besucher auf, die Augen zu verschließen - denn nur hart gesottene Besucher könnten die Aufnahmen von Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ertragen. Der Arzt, der sich lange Zeit im Flüchtlingslager Wiesau und darüber hinaus engagierte, hatte im Vorfeld umfangreich recherchiert und die erschütternden Aufnahmen zusammengetragen.Gefährliche Äußerungen
Hart ins Gericht ging Dr. Siegfried Steinkohl mit den Verantwortlichen der AfD. "Was die Politikerinnen Beatrix von Storch und Frauke Petry derzeit von sich geben, ist gefährlich und erinnert an frühere Zeiten", betonte der Arzt. Ehefrau Rita Steinkohl, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten ebenfalls umfangreich und engagiert um Flüchtlinge kümmerte, berichtete über ihre Beweggründe: "Als mein Sohn berufsbedingt als Oberstabsarzt im Irak seinen Dienst absolvierte und dabei sein Leben riskierte, war für mich klar, dass ich mich ebenfalls engagiere und helfe." Rita Steinkohl erzählte von ihrer Arbeit im "Camp Wiesau" und dankte allen Unterstützern sowie dem Kreisverband der AWO und der Caritas.Dank an Bevölkerung
Aktiv eingebunden in den Begegnungsabend waren auch die Flüchtlinge selbst. In gutem Deutsch schilderten einige Frauen und Männer, die in Friedenfels und den Nachbarorten untergebracht sind, die Schrecken des Krieges und gaben Auskunft über ihre Fluchtwege und die Strapazen während der langen Reise. Arif Adem aus Äthiopien sowie alle weiteren Asylbewerber dankten in ihren Reden, die sie teilweise ohne Manuskript verlasen, der Bevölkerung für die freundliche Aufnahme im Ort oder in den Nachbargemeinden.Pfarrer Siegfried Wölfel überreichte abschließend kleine Blumensträuße, frisch aus seinem Garten, wie er sagte, an die engagierten Helfer. Ein besonderes Schmankerl der Kolpingsfamilie und des Müttervereins: Sie spendierten Asylbewerbern, Flüchtlingen und Besuchern des Begegnungsabends die Getränke.