300 amerikanische Fallschirmjäger bilden Nationalgarde des Landes aus - Einsatz auf ...: US-Soldaten aus Grafenwöhr in der Ukraine

Grafenwöhr
18.04.2015 - 00:00 Uhr
Amerikanische Fallschirmjäger der 1. Schwadron des 91. Kavallerieregiments aus Grafenwöhr (Kreis Neustadt/WN) kommen auf dem Flughafen im ukrainischen Lemberg an. Bild: US-Armee/A. M. LaVey

Mit einigen Wochen Verzögerung beginnt die US-Armee nun doch in der Ukraine mit der Ausbildung von Einheiten der ukrainischen Nationalgarde. Am Dienstag und Mittwoch kamen amerikanische Fallschirmjäger aus Grafenwöhr (Kreis Neustadt/WN) auf dem internationalen Flughafen von Lemberg (Lwiw) im Westen der Ukraine an. Ursprünglich hätte die Mission Anfang März beginnen sollen. Sie war aber ausgesetzt worden, um abzuwarten, wie sich der Waffenstillstand von Minsk entwickelt.

Die Ausbildungsmission mit dem Namen "Fearless Guardian" (Furchtloser Wächter) dauert sechs Monate. Sie ist Teil eines vom amerikanischen Kongress im August 2014 beschlossenen Programms in Höhe von 19 Millionen Dollar (rund 17,8 Millionen Euro). Mitte März lieferten die USA der Ukraine zudem rund 250 Geländefahrzeuge vom Typ "Humvee" sowie kleinere Aufklärungdrohnen.

"Partnerschaft für Frieden"

Die Soldaten der 1. Schwadron des 91. Kavallerieregiments aus Grafenwöhr sollen auf dem westlich der Stadt Lemberg gelegenen Truppenübungsplatz Yavoriv drei Bataillone der neu aufgestellten ukrainischen Nationalgarde ausbilden - rund 900 Mann. Zwei US-Kompanien und ein Bataillonsstab der Fallschirmjäger - insgesamt 300 US-Soldaten - bleiben für zwei Monate auf dem Militärgelände in der Nähe der Grenze zu Polen. Dann werden sie durch andere Einheiten ihrer Brigade, der 173. US-Luftlandebrigade abgelöst. Der Übungsplatz Yavoriv wird seit mehr als einem Jahrzehnt für Übungen im Zuge des Nato-Programms "Partnerschaft für Frieden" genutzt. "Wenn Soldaten direkt zusammenarbeiten entsteht wirkliche Partnerschaft und die Ausbildung ist gewinnbringender", sagt Unteroffizier Christopher J. Valverde von der 1. Schwadron des 91. Kavallerieregiments bei der Ankunft einer Mitteilung zufolge. "Wir wollen unseren ukrainischen Partnern nicht nur beibringen, was wir wissen, sondern auch versuchen, so viel wie möglich von ihnen zu lernen", sagt Hauptmann Matthew Carpenter. Die ukrainischen Soldaten sollen unter anderem Unterricht in Gefechtstaktik erhalten sowie Ausbildung, die ihre Professionalität steigert, erläutert Major Jose Mendez vom Stab der 173. Luftlandebrigade. Deren Verbände sind neben Grafenwöhr auch im italienischen Vicenza stationiert.

Kanada sendet Ausbilder

Für die Fallschirmjäger ist die Zusammenarbeit mit der ukrainischen Armee Routine. Sie treffen deren Soldaten seit Jahren bei Übungen in ganz Europa. Zudem war der US-Fallschirmjägerverband erst im September 2014 im Zuge des Manövers "Rapid Trident 2014" in der Ukraine. "Solche Einsätze sind die neue Norm für die 173.", sagt Mendez. Der Verband müsse binnen 18 Stunden innerhalb Europas einsatzbereit sein.

Während die Fallschirmjäger aus Grafenwöhr in dieser Woche in die Ukraine geflogen wurden, fuhren die Logistikkräfte der Luftlandebrigade mehr als 1800 Kilometer von Vicenza durch Österreich, Deutschland und Polen in die Ukraine. Auf dieser Fahrt verbrachten die 50 Mann mit ihren 25 Fahrzeugen auch eine Nacht in der Wilhelm-Frankl-Kaserne der Luftwaffe in Neuburg an der Donau. Dort wurden sie verpflegt

Derzeit sind nicht nur US-Soldaten in der Ukraine, sondern auch Ausbilder der britischen Armee. Unterstützung erhalten sie künftig aus Kanada. Der kanadische Premierminister Stephen Harper kündigte am Dienstag an, rund 200 Soldaten als Ausbilder zu entsenden, ebenfalls in die Westukraine nach Yavoriv und ins Minenabwehrzentrum Kamyanets-Podilsky. Die kanadische Ausbildungsmission soll bis Ende März 2017 dauern.

Der Oberkommandierende der US-Streitkräfte in Europa und Nato-Oberbefehlshaber in Europa, General Philip Breedlove, begrüßte in einer Erklärung die Entsendung kanadischer Truppen. Zwar glaube er, dass es keine militärische Lösung des Konfliktes in der Ukraine gebe, aber die Ausbildung helfe dem Land beim Aufbau seiner "innere Verteidigung" und unterstütze Kiew beim Aufbau der Verteidigungsinstitutionen sowie dabei die langfristigen Reformziele zu erreichen.

Klage über russische Hilfe

Noch Ende Februar, kurz bevor die US-Mission in der Ukraine ausgesetzt worden war, hatte Breedlove gesagt: "Was wir nicht wollen, ist, die gegenwärtige Situation zu verschlechtern." Diese Gefahr sieht die US-Seite offenbar nicht mehr. Schließlich beklagt nicht nur der US-General seit Monaten den Einsatz russischer Militärs in der Ostukraine und die Unterstützung der prorussischen Aufständischen durch Russland. Dem wollen die USA, Großbritannien und Kanada offensichtlich etwas entgegensetzen.

 

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