Der damals bereits weltbekannte Sänger war zweimal da: Zunächst bei einem "Wintershield"-Manöver alliierter Truppen im November/Dezember 1958 auf dem Übungsplatz Grafenwöhr. Dazu gibt es bereits eingehende Erkenntnisse. Im Januar 1960 kam der Macher von Songs wie "Shake, Rattle and Roll" und "Lawdy Miss Clawdy" wieder. Diesmal allerdings nur für wenige Tage und draußen für seine Fans sichtbar. Fest steht: Am 5. Februar 1960 war Elvis in der Stadt Hirschau (Kreis Amberg-Sulzbach). Dort drehte sich nun im wahrsten Sinn des Wortes über viele Stunden hinweg alles nur um ihn. Denn das Grafenwöhrer Museum und Kulturmanagerin Birgit Plößner setzten zur Befragung von Zeitzeugen vor laufender Videokamera an.
Aufregend, wie vor 58 Jahren
Männer und Frauen, heute alle um die 70 Jahre alt und seinerzeit Teenager, schilderten, wie Soldat Presley völlig unerwartet auf dem Marktplatz erschien. Die Dunkelheit war hereingebrochen, Schnee fiel. Der Superstar wurde erkannt und zunächst von dem am Marktplatz wohnenden AZ-Mitarbeiter Sepp Müller in ein Gespräch verwickelt. Müller war es dann auch, der den Elvis-Besuch mit seiner Fotokamera festhielt. Andere Bilder sind nie aufgetaucht.
Die Zeitzeugen erinnerten sich: "Unglaublich toll, diese Begegnung. Unvergesslich!" Elvis blieb für eine halbe Stunde an seinem Jeep am Marktplatz. Dann verlagerte sich das Geschehen in das am Rand des Marktplatzes stehende Gasthaus "Goldenes Lamm". Ein uraltes Gebäude, im Jahr 1501 erstmals erwähnt. Dort soll nun eine Tafel angebracht werden, die an seinen Besuch erinnert.
Aus den Befragungen weiß das Grafenwöhrer Museum jetzt: Der damals 25-jährige Presley ließ sich nieder, bestellte Coca-Cola und wurde sofort umringt von seinen Anhängern. So viele, dass sie bis draußen vor der Tür standen. Er gab Autogramme auf Bierdeckel, Elvis setzte zum Dialog an und brach ihn lachend ab. Keiner verstand den Mann mit der pelzgefütterten Mütze. Aber seine Hits kannten alle.
Unterschrift auf Klopapier
Bei den Befragungen ergaben sich Neuigkeiten. Elvis sei, so erfuhr das Team vom Museum, auch in einem Hirschauer Nachtlokal namens "Flamingo Bar" gewesen und habe dort mit Kameraden ein Bier getrunken. Bier? Presley, so wissen Experten, trank nie Bier. Es kam noch uriger. Der prominente Soldat habe Hunger gehabt und sei mit einem Stück oberpfälzischem Schwarzgeräuchertem bedient worden. "Er nahm aber nur eine Scheibe", hören die Museumsmitarbeiter.
Draußen stand einer, der kolportierte, Elvis habe auch einen Hirschauer Laden besucht und seine Unterschrift auf eiligst herangeschafftes Klopapier gesetzt. Auch das war neu und eher fraglich. Als Gewissheit aber stellte sich heraus: Eine Begebenheit wie den Ansturm von Fans in einem Wirtshaus hat es später nie mehr im Leben von Elvis Presley gegeben. Seinen engsten Freunden aber teilte er mit: "Es war arschkalt in diesem Teil von Germany."
Im Sommer dieses Jahres wird das Grafenwöhrer Museum einen Elvis-Interpreten zum Konzert einladen. Danach soll es eine weitere Ausstellung geben. Die Spurensuche läuft parallel dazu weiter.
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