Michaela Kotlar gründet Nähgruppe, die Kleidung für Frühchen und behinderte Kinder anfertigt: Hilfsangebot einfädeln

Kemnath
25.01.2018 - 18:22 Uhr

Wenn sie das vor zwei Jahren ihren Eltern gesagt hätte - "die hätten mich ausgelacht", ist sich Michaela Kotlar sicher. Damals habe sie nicht einmal einen Faden durchs Nadelöhr bekommen. Jetzt gründet sie eine Nähgruppe. Ausschließlich Kleidung für behinderte oder chronisch kranke Kinder sowie Frühchen sollen bei den Treffen entstehen.

Michaela Kotlar (links) und Jessika Wöhrl-Neuber freuen sich über Anmeldungen für den Nähkurs. Bild: jzk

Kulmain/Kemnath. Erst vor etwa einem Jahr hat Michaela Kotlar das Nähen als Hobby für sich entdeckt, "obwohl ich eigentlich eher der Typ Handwerker bin". Wie es geht, schaute sich die Kulmainerin von Youtube-Videos ab. "Einen Kurs habe ich nicht gemacht." Zunächst griff die 33-Jährige für sich und ihre zwei Kinder (4 und 2 Jahre) zu Nadel und Faden. Mit der Zeit entstand die Idee, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun. Über Facebook stieß sie auf Nähgruppen, die Sachen für Frühchen anfertigen. Aufgrund ihres Berufes als Kinderkrankenschwester und der Arbeit in der Kinderintensivpflege kam der Gedanke, zudem Kleidung für behinderte oder kranke Kinder anzufertigen.

Ein Ort für die künftig monatlichen Treffen war schnell gefunden: das Familienzentrum Mittendrin in Kemnath, wo sich Kotlar bereits ehrenamtlich als Tragetreff-Leiterin einbringt. Für die erste Zusammenkunft am Donnerstag, 1. Februar, hat sie bereits einige Bekannte und Verwandte um sich geschart. "So drei bis vier werden wir schon sein." Natürlich sollen noch weitere Teilnehmer dazukommen. "Man muss nicht nähen können", versichert die zweifache Mutter. Willkommen seien auch Strickerinnen und Anfänger. Zudem brauche es jemanden, der Stoffe und Schnittmuster zuschneidet, was meist viel länger als das Nähen selbst dauere.

Schon vor einem Jahr habe sie "Pucksäcke" für Frühchen nähen wollen, "aber das hat nicht geklappt", erzählt Kotlar, die sich momentan in Elternzeit befindet. Für dieses Hobby "muss man auch Lust haben", weshalb sie dem nur nachgehen könne, wenn ihre Kinder schlafen. Das soll sich jetzt ändern. Um gleich richtig loslegen zu können, hat die 33-Jährige schon Schnittmuster vor allem für Hosen gesammelt. Einen Body mit einer Klappe, zum Beispiel für eine Magensonde zur künstlichen Ernährung, könne man im Gegensatz zu Jeans auch ohne Vorlage machen. Diese sollen schließlich einmal Kindern passen, die Windeln tragen und deshalb sonst "immer in Jogginghosen herumlaufen" müssten.

Einen Teil der Schnittvorlagen hat sie sich kostenlos im Internet besorgt, andere mussten gekauft werden. Die Erstausstattung an Stoffen und Reißverschlüssen hat Kotlar bei Andrea Schopper von einem Fachgeschäft in Kemnath geordert. Finanziert werden die Ausgaben laut Mittendrin-Leiterin Jessika Wöhrl-Neuber unter anderem aus einem Teil der 5000-Euro-Mitarbeiter-Spende von Oberpfalz-Medien. Der Gruppe stehe auch die Nähmaschine im Reparaturcafé zur Verfügung. Diese habe die kürzlich verstorbene Gisela Birkholz aus Kemnath dem Mittendrin hinterlassen.

Nutznießer der Nährunden ist zunächst der "Bunte Kreis Nordoberpfalz " in Weiden, der unter anderem Frühchen und deren Eltern in der ersten Zeit nach der Geburt begleitet. Dessen Leiterin Marina Frister hat bereits Bedarf an "Pucksäcken" angemeldet, die die Gruppe zunächst anfertigen möchte. Deren kostenlosen Dienst hat Kotlar auch dem Verein "Rasselbande - besondere Kinder" aus Altenstadt/WN angeboten, nachdem sie "einen Patienten von dort mal betreut" hat. Prinzipiell könne sich aber jeder im Mittendrin melden, der ein spezielles Kleidungsstück für ein Frühgeborenes oder ein Kind mit Behinderung benötigt, erklärt die Initiatorin. Wöhrl-Neuber gebe dies dann an sie weiter. Dabei ist das Angebot nicht nur auf Säuglinge und Kleinkinder beschränkt. Altersmäßig gebe "es überhaupt keine Grenze". Kotlar und ihre Mitnäherinnen bieten zudem an, vorhandene Kleidungsstücke abzuändern, "sofern es krankheits- und lebenssituationsbedingt nötig ist". Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn Reißverschlüsse eingenäht werden müssten, wenn Zugänge gesetzt werden, oder eine Magensonde vorhanden ist.

Monatliche Treffen

Nach dem Start am 1. Februar ist das nächste Treffen am 15. März. Ab April steht dann jeder zweiter Donnerstag im Monat als Termin fest. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, dauern werden die Zusammenkünfte etwa zwei Stunden, wobei laut Jessika Wöhrl-Neuber bewusst keine Endzeit gesetzt wird. Wer für Frühchen oder ein chronisch krankes Kind Kleidung benötige, die es "nicht von der Stange gibt", könne sich jederzeit im Mittendrin melden. Gleiches gilt auch für Personen, die Stoffe oder sonstiges Nähzubehör spenden möchten. So habe Bermas-Inhaberin Brigitte Schneider aus Erbendorf bereits Garne und Reißverschlüsse kostenlos zur Verfügung gestellt. Kontakt: Telefon 09642/7033800, E-Mail team[at]mittendrin-kemnath[dot]de. (luk)

 
 

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