Rot-weiße Fahne kündet erstmals von Kirchweihfest - Zugleich Warnung an Raufbolde: "Zacherl" als Symbol und Mahnung

Kirchenthumbach
14.08.2014 - 00:00 Uhr

Der Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15. August) ist in Pfarrei und Marktgemeinde ein herausragender Tag im Festkalender: Es wird das Kirchweihfest gefeiert. Auf Anregung von Pfarrer Pater Benedikt Röder wird heuer zum ersten Mal als äußeres Zeichen die rot-weiße Kirchweih-Fahne auf dem Kirchplatz aufgezogen.

Sechs Meter lang ist die neue Kirchweih-Fahne, die (von rechts) Pater Benedikt Röder sowie Ewald Plößner, Christina Vogl und Thomas Zeitler vom Vorstand des Kirwavereins ausgerollt haben. Am Sonntag zum Kirchweihfest wird sie erstmals vor dem Gotteshaus wehen. Bild: ü

Den Segen Gottes erhält die 6 Meter lange und 1,5 Meter breite Fahne am morgigen Freitag (Mariä Himmelfahrt) während des Gottesdienstes, der um 9.30 Uhr beginnt.

Die Kirchweih-Fahne trägt traditionell den Namen "Zachäus", im Volksmund auch "Zacherl" genannt. Das Kirchenthumbacher Exemplar dürfte das erste seiner Art in der Region sein.

Zerrissene Hose

Die Fahne erinnert, so heißt es im Volksmund, an den Zöllner Zachäus, der - da er sehr klein war - auf einen Baum kletterte, um Jesus zu sehen. Der Legende nach zerriss sich Zachäus dabei seine rote Hose, so dass sein weißes Hemd herausschaute. Und so kam es zu den Farben der Kirchweih-Fahne, die im Übrigen nicht mit der Schweizer Nationalfahne verwechselt werden sollte.

Fritz Fürk, der sich mit der Heimatgeschichte befasst, berichtet, dass früher am Kirchweihsonntag nach dem Festgottesdienst das hungernde Volk sehnsüchtig den "Kirwafraß" erwartete. Der Herr Pfarrer hatte zwar in seiner Predigt, wie es seine Pflicht war, darauf hingewiesen, dass man auch am Kirchweihtag des Guten nicht zu viel tun sollte.

Aber der christliche Durchschnittsmensch vergaß und vergisst in seiner Schwachheit und beim Anblick der aufgetischten Speisen nur allzu leicht die Mahnworte des Seelenhirten. Wer die einzelnen Gänge des Mittagstisches vor Augen hat, wundert sich freilich nicht mehr über diese Vergesslichkeit.

"Ein wenig Liebäugeln"

Zu einer zünftigen Kirwa gehörte auch der Kirwatanz, aus dem viele Ehen und auch Kinder hervorgegangen sind. So ist nachzulesen: "...erhitzten sich bei den Burschen und bei den mannbaren Mädchen die Köpfe und Herzen. Ein bisschen Singen, ein wenig Liebäugeln, ausgiebig Trinken und wenn es sein muss, auch anständig Raufen", zumeist wegen der Eifersucht - das gehörte zum weltlichen Teil einer Oberpfälzer Kirwa genauso wie ein stattlicher Kirwabaum im Ortskern oder im Anger sowie der "Zacherl" am Kirchturm.

Übrigens: Die Kirchweih-Fahne steht auch symbolisch dafür - quasi als Mahnung - dass während der Festtage die Fäuste nicht fliegen sollten. Der liebe Gott mag nämlich keine Raufbolde. Kurz notiert

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