Zwei Familien lassen es mit ihren Kindern auf der Kart-Piste kacheln: Mit sieben Jahren auf Timo Scheiders Spuren

02.07.2016 - 02:00 Uhr

Einmal im Auto von Timo Scheider sitzen und über die Rennstrecke brettern: Welcher Junge träumt nicht davon? Für Kilian Kustner (7) ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Er steuert zwar nicht den Formel-3-Renner oder Tourenwagen des zweifachen DTM-Siegers, aber immerhin dessen ehemaliges Gokart.

Karts knattern ganz schön laut und vermitteln vor allem mit hohen Kurvengeschwindigkeiten echtes Rennsport-Feeling. Schon bei der Startaufstellung zum Training und in der Boxengasse geht es eng zu, bei den Positionskämpfen auf der Strecke sowieso. Bilder: Götz (6)

Amberg-Sulzbach. Genauer gesagt ist es das Kart von Timo Scheiders Sohn Loris Romeo, das aber technische Teile vom Meister selbst erhalten hat und heute noch trägt. Auch die Aufkleber mit der Aufschrift "by Timo Scheider" sind noch drauf, worauf der kleine Ursulapoppenrichter und sein Vater Florian Kustner ebenso stolz sind. Das kommt natürlich gut auf den Rennstrecken, wo die beiden in der Kart-Trophy Weiß-Blau (KTWB) unterwegs sind. Nicht allein, sondern im Team namens KuKa-Racing mit einer zweiten Familie, die gleichermaßen kartbegeistert ist.

Mit vier Jahren am Start

Auch Melanie und Paul Kamm aus Hahnbach unterstützen ihre Kinder Nele (6) und Julian (9) voll in diesem Sport. Wobei es die zwei Jungs sind - Kilian hat mit Hanna (9) ebenfalls eine Schwester mit Kart-Faible -, die Wettbewerbe bestreiten. Allerdings erst seit April, worauf sich die beiden "mega gefreut" haben. Und zwar seit Jahren. Man glaubt es kaum, aber im Kartsport fangen Kinder tatsächlich schon mit etwa vier Jahren an.

"Weil sie da noch keine Angst haben", erklären Paul Kamm und Florian Kustner. In diesem Alter geht der Nachwuchs nach ihrer Auskunft völlig unverkrampft mit Geschwindigkeit um. Er hat Spaß daran, wenn es möglichst schnell vorwärtsgeht und denkt im Grunde nicht an mögliche Gefahren. Diese "Zweifel" kämen alterstypisch erst später und sie ließen sich eben ausbremsen, wenn die Kinder zuvor schon positive Erfahrungen gemacht haben. So sind Bedenken und Zurückhaltung zum Thema Tempo praktisch schon überwunden, bevor sie richtig aufkommen. Sorgen müssen sich die Eltern laut Kustner und Kamm nicht machen, denn die Kids könnten ihre Grenzen ganz gut einschätzen und tasteten sich daran im Training heran.

Rouß-Hans trifft Babykart

Beispiel Kilian: Er hat sich tatsächlich schon mit fünf Jahren ins Kart gesetzt, das sein motorsportaffiner Vater zu Hause hatte (Florian Kustner wurde 2007 mit dem urigen Gefährt "Rouß-Hans" Deutscher Meister in der freien Klasse im Garden-Pulling, nahm auch erfolgreich an Europameisterschaften dieser umgebauten Gartentraktoren mit über 100 PS teil). Der heimische Hof, auf dem der 40-jährige Supply-Chain-Manager bei Conrad Electronics, seinen Steppke vorsichtshalber mit Sicherungsleine laufen bzw. fahren ließ, wurde schnell zu klein. Kilian wollte woanders und schneller fahren.

Da passte es gut, dass Florian Kustner im Dezember 2013 nach längerer Zeit seinen Bekannten Paul Kamm wiedertraf, der mit Julian ebenfalls einen kleinen Kart-Fan am Start hatte (auch beide Eltern haben eigene Fahrzeuge und gehen oft auf die Strecke). Nachdem der damals Sechsjährige nicht so gerne ohne Freunde unterwegs war, begaben sich Kamms und Kustners fortan gemeinsam auf die Piste.

Die Runden mit sogenannten Babykarts auf der Bahn am Haidweiher absolvierten die Kinder an vielen Trainingswochenenden bald meisterlich, so dass der Wunsch nach dem größeren Kurs in Wackersdorf immer stärker wurde. Dort konnten die Jungs auch schneller unterwegs sein und nahmen gezielt ihre baldige Wettbewerbsteilnahme ins Visier. Kilian zum Beispiel bekam dafür ein neues Rennkart, eben das von Timo Scheiders Sohn samt Anzug mit dem eingestickten Namen von Loris Romeo. Gute Voraussetzungen also für den ersten offiziellen Start in der Bambini-Klasse der KTWB.

Auf der Hausstrecke in Wackersdorf fuhr Kilian dann glatt vier Sekunden schneller, als ihm das zuvor bei seinen besten Runden gelungen war. Dabei hatten er und sein Papa sich erst mal mit dem Prozedere einer echten Rennserien-Teilnahme vertraut machen müssen: freies Training, Qualifying, technische Abnahme samt Wiegen, Startaufstellung, Formationsrunde und fliegender Start. Jede Menge neue Erfahrungen also, die erst mal verinnerlicht werden mussten.

Beim zweiten Lauf im tschechischen Eger, bei dem auch Julian Kamm in der Klasse M seine Renn-Premiere feierte - Kilian startete in RT (Raket Rookie) -, kamen weitere Bedingungen hinzu: Es war ein Nachtrennen mit Flutlicht und beim Training am Tag zuvor regnete es, wofür das Setup umgestellt werden musste: Heißt, Regenreifen aufziehen, Spur und Motor anders einstellen sowie Regenkombis anziehen.

"Für unsere beiden Jungs war das die erste Fahrt unter solchen Bedingungen", betont Florian Kustner und ist deshalb nicht traurig, dass es mit ersten Plätzen vorerst nichts wurde. Bei Kilian lag es zudem daran, dass er den zweiten Lauf, der erst um 22 Uhr begann, abbrach. "Weil er für sich selber entschieden hat, dass er zu müde und das Risiko eines Unfalls zu hoch war", berichtet sein Vater, der schmunzelnd ein Bonmot drauflegt: "Bis zur anschließenden Siegerehrung um 1.30 Uhr schliefen die zwei total erschöpft auf ihren Stühlen ein."

Es soll Spaß machen

"Erzwingen kann man nichts, es soll halt Spaß machen", sind sich die beiden Väter völlig klar. Spaß macht es übrigens auch ihnen, "weil die Kinder ihre Freid' haben". Bei den Papas beschränkt sich das allerdings eher aufs Begleiten und Schrauben. Sie sind im Grunde die Mechaniker ihrer Söhne, obwohl Paul Kamm und seine Frau Melanie selber Karts haben und gerne eigene Runden drehen. An diesem Wochenende allerdings stehen sie gerne wieder mal zurück, weil die Jungs bei ihrem nächsten KTWB-Rennen in Ampfing antreten.

"Ich hab schon einen Pokal"

"Wenn ein Schnellerer hinter mir ist, dann lasse ich ihn halt vorbei", sagte Kilian ganz entspannt beim Training in Wackersdorf. Das kann er sein, denn er schiebt hinterher: "Ich hab schon einen Pokal" (den bekommen alle am Ende eines Rennens). Darauf ist der Siebenjährige aus Ursulapoppenricht, der in Gebenbach in die erste Klasse geht, mächtig stolz. So eine selbst erkämpfte Rennsport-Trophäe hat schließlich kein anderer Abc-Schütze in seiner Grundschule.

Ziel: Zu KuKa ein Verein

Obwohl: Gerade auch in dieser Altersklasse will KuKa-Racing gerne Nachwuchs gewinnen. Denn wenn es mehr Leute werden, macht es nicht nur mehr Spaß, sondern es gelingt vielleicht sogar die Gründung eines eigenen Vereins, hofft Florian Kustner. Interessenten können sich unter kuka.racingteam[at]gmail[dot]com an ihn wenden.

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