Vortrag von Professor Aljoscha Neubauer beim Amberger Seminar über die Begabung: Intelligenz kommt von der Schule

Kümmersbruck
25.02.2008 - 00:00 Uhr

Intelligenz ist ohne Lernen nicht möglich. Daran ließ Professor Aljoscha Neubauer am Samstagvormittag in der Kümmersbrucker Volksschule keinen Zweifel. Neubauer war Hauptreferent bei der 48. Auflage des Amberger Seminars des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), zu dem am Freitag und Samstag wieder zahlreiche Fachbesucher kamen.

"Lernen macht intelligent - Warum Begabung gefördert werden muss", ist der Titel des Buches, das der Kognitionspsychologe Neubauer aus Graz gemeinsam mit seiner Kollegin Elsbeth Stern aus Zürich geschrieben hat. Daran anlehnend ließ Neubauer keinen Zweifel daran, dass angeborene Begabung nicht ausreicht, um bei einem Menschen Intelligenz hervorzubringen. "Man kann Intelligenz ohne Schulbesuch überhaupt nicht messen", gab der Grazer Professor zu bedenken.

Nur rund die Hälfte der Intelligenz ist seinen Forschungsergebnissen nach erblich bedingt. Die andere Hälfte aber wird von der Familie und anderen äußeren Einflüssen bestimmt. "Man wird durch den Schulbesuch intelligenter", sagte er. Und je länger ein Kind zur Schule gehe, desto höher sei auch sein Intelligenz-Quotient. Positiv wirke sich auch eine frühere Einschulung auf die Entwicklung aus. Gründlich räumte Professor Neubauer mit dem Vorurteil auf, die Synapsen im Gehirn würden sich nur bis zum Ende des dritten Lebensjahres verbinden.
"Das ist beim Affen so." Tatsächlich sei dieser Prozess beim Menschen bis zum zwölften oder 13. und 14. Lebensjahr sehr aktiv. Erst dann würden überflüssige Verbindungen gekappt. Was nichts anderes bedeute, als dass die Intelligenz bis zu diesem Zeitpunkt stetig wachse und sich verändere. Von daher sei es unsinnig, Kinder schon mit neun oder zehn Jahren für eine bestimmte Schulform einzuteilen.

Intelligenz ist zwar ein Produkt der Schule, doch sie entsteht nur, wenn auch die positiven Bedingungen stimmen. Übermäßiger Stress zum Beispiel führt nach den Erfahrungen von Aljoscha Neubauer zum Zelltod in den Neuronen. "Wenn man also will, dass die Kinder nichts aus dem Unterricht mitnehmen, muss man Stress, Furcht und Angst produzieren", sagte er. Bleibt noch die Frage nach der idealen Schule aus der Sicht des Hirnforschers: An ihr bleiben die Kinder möglichst lange zusammen. Eine Trennung sollte am besten erst nach acht Jahren erfolgen.

Ab der 5. Klasse könnte ein Leistungsgruppensystem die unterschiedlichen Begabungen der Kinder fördern. Das allerdings unbedingt durchlässig sein muss. "Es muss die Möglichkeit geben, sich zu verändern." Für diese Aussagen erhielt Professor Neubauer sehr starken Applaus aus dem Auditorium.

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