"Selbsthilfe Mantel" gibt mehr als finanzielle Hilfe - Menschenwürde der Sterbenden achten: Über halbe Million Euro ausbezahlt

Mantel
18.03.2011 - 00:00 Uhr

Der größte Verein im Ort, die Selbsthilfe Mantel - Unterstützungseinrichtung bei Sterbefällen - feierte die 85. Generalversammlung in der Mehrzweckhalle mit Musik und Gesang von Gisela Reil und Ulrike Rauch. Seit 1926 zahlte der Verein 517 990,96 Euro Sterbegeld an 973 Familien aus, bilanzierte Vorsitzender Stephan Oetzinger.

2010 verzeichnete die Selbsthilfe 15 Sterbefälle, drei Austritte und 17 Neuaufnahmen. Der aktuelle Mitgliederstand liegt bei 1390. Somit ist die Selbsthilfe der größte Verein in Mantel.

Bei Neuwahlen bestätigt

Oetzingers Dank galt den Vorstandskollegen, vor allem der Unterkassiererin Hilde Schätzler, für das Einkassieren der Beiträge in bar. Kassenführerin Ulrike Schiller verkündete kein großes Plus in der Kasse, weil in einem Umlageverfahren nur im Sterbefall Beiträge kassiert und auch gleich wieder ausbezahlt werden.

Wie auf der Internetseite des Vereins nachzulesen ist, hat sich die Selbsthilfe seit ihrer Gründung dem Ziel verschrieben, im Sterbefall unbürokratische Hilfe aus den Mitteln aller Mitglieder für die Hinterbliebenen zu leisten. Turnusmäßig schieden Vorstandsmitglieder aus. Bei den Neuwahlen wurden sie jedoch wieder in ihre Ämter berufen: Herbert Steiner blieb zweiter Vorsitzender, Monika Puff Schriftführerin. Beisitzer sind Franz Sperl und Wolfgang Reil. Bürgermeister Josef Wittmann betonte, Menschlichkeit und Hilfe in sozialer Not seien wichtig. "Neben der finanziellen Hilfe erfahren die Hinterbliebenen Teilnahme an ihrer Trauer", lobte er die Vereinsarbeit.
"Der Tod wird aus unserem Alltag verdrängt", kritisierte Ilse Stock in ihrem einstündigen Vortrag über den ambulanten Hospizdienst Weiden-Neustadt. Gestorben werde im Krankenhaus und in sozialen Einrichtungen. Dabei wünschten sich fast alle Schwerstkranken, daheim im Kreise ihrer Familie zu sterben, also "das Menschbleiben bis zum Tod", erklärte sie. Einen Sterbenden zu begleiten, sei schwer für Angehörige. Wichtig sei es, dem Sterbenden Zeit zu lassen, seinen Weg zu gehen, sagte Stock. Er stelle sich ja selbst die Frage: "Wie viel Zeit bleibt mir noch?"

"Drängen uns nicht auf"

Wie die Referentin erklärte, gehen die ehrenamtlichen Helfer des Hospizdienstes den Weg mit dem Patienten, egal wo er sich befinde. Es handle sich um eine psychosoziale Hilfe, nicht um Pflege. "Wir drängen uns nicht auf, wir kommen nur, wenn wir gerufen werden." Sie plädierte für ein soziales Netzwerk zwischen Pflege, Seelsorge und Hospizdienst. Bei der Palliativmedizin stehe nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden Preis im Vordergrund, sondern die Lebensqualität, also die Wünsche und das Befinden des Kranken.

"Lebensqualität bis zum Sterben bedeutet, lieben und geliebt werden", betonte Stock. Sie ermahnte mehrfach, die Wertschätzung für den sterbenden Menschen zu zeigen und dessen Würde zu wahren.

Weitere Informationen im Internet:

http://www.selbsthilfe-mantel.de.

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