Gerda Stauners zweiter Roman "Sauforst": Suche nach dem Glück im Leben

Maxhütte-Haidhof
03.08.2017 - 16:54 Uhr

"Der Himmel leuchtete am frühen Morgen zartrosa und über dem Hof lag eine ungewohnte Stille. Es schien, als ob zu Ehren des Hausherren endlich Ruhe einkehren würde." Eine Ruhe, die Hauptfigur Anton Beerbauer im neuen Roman "Sauforst" nicht oft gegönnt sein wird.

Gerda Stauners zweiter Roman "Sauforst" entstand in Anlehnung an ihren eigenen Familienstammbaum. Die 1973 in der Oberpfalz geborene freie Autorin lebt in Regensburg, ist verheiratet und hat einen Sohn. Bild: Dobler

Im Jahr 1851 wurde die Sauforster Hütte als Vorläuferin der Maximilianshütte im heutigen Maxhütte-Haidhof gegründet. Diese ursprüngliche Eisenbahnschienenfabrik zog auch italienische Arbeitskräfte in den Sauforst, wie die verlassene Gegend hieß, die damals noch zu Burglengenfeld gehörte. Damit kommt Gerda Stauners zweiter Roman (nach "Grasmond") in Schwung. Er kreist um drei erzählerische Gravitationsfelder: einen vaterlosen Jungen, einen rätselhaften Stammbaum und eine Frau, die ein Geheimnis lösen will.

Auf der Suche nach Glück

Das Buch beginnt mit dem jungen Giacomo Verducci, den es 1855 aus einem unwirtlichen Tal in der Nähe des Comer Sees auf der Suche nach dem Glück über die Alpen treibt. Schließlich landet er als Arbeiter in der erwähnten Eisenbahnschienenfabrik in der Oberpfalz; dort trifft er auch seine künftige Frau. Deren gemeinsames Kind wiederum, Anton Beerbauer, geboren mitten hinein in die Anfänge der überfälligen Industrialisierung und andauernder Migrationsbewegungen in Europa, wird die Geschichte der folgenden 50 Jahre tragen, die die in Regensburg lebende Autorin zu erzählen hat.

Anton Beerbauer kommt also an Mariä Lichtmess 1856 im "Sauforst" als Sohn einer ledigen Mutter und des italienischen Wanderarbeiters Giacomo Verducci auf die Welt. Aber der Italiener zieht bald weiter, lässt Mutter und Kind alleine zurück. Und so schildert die Autorin anschaulich und einfühlsam eine "Vatersuche", die untrennbar verbunden ist mit der Frage: "Was ist eigentlich Heimat?" 150 Jahre später überdenkt die Spuren suchende Ur-Enkelin Annette (Jg. 1960) - das alter Ego der Autorin - die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen schicksalhaften Familiengeschichte.

Denn für die gut situierte Mittfünfzigerin Annette eröffnen sich mit dem Nachlass der verstorbenen Mutter Fragen zur Familiengeschichte und zu ihrer eigenen Herkunft. Wie filigrane Mosaiksteinchen setzen sich nach und nach die vergilbten Bilder, verstaubten Briefe und brüchigen Dokumente zur längst vergessenen Geschichte der Familie Beerbauer zusammen.

Wo ist der Vater?

Im Laufe seines Lebens, das von der Suche nach dem Vater und seiner eigenen Heimatlosigkeit geprägt ist, wird Anton Beerbauer zwei Ehefrauen überleben, sieben Kinder zeugen und am Ende sein Glück als Radlflicker im kleinen Dorf Fichtenried finden. "Diesen fiktiven Ort habe ich gedanklich in der Nähe meines Heimatorts Seubersdorf im Landkreis Neumarkt angesiedelt", erklärt die freie Autorin. 50 Kilometer beträgt die Entfernung zu Maxhütte-Haidhof, seinem Geburtsort. In diesem 50-Kilometer-Radius spielt sich Anton Beerbauers Leben ab - auch wenn er, wie sein verschollener Vater, immer wieder vom Ausbrechen aus dem alten Trott träumt.

Die 1973 in der Oberpfalz geborene Gerda Stauner lebt seit 1999 in Regensburg, ist verheiratet und hat einen Sohn. Sie ist seit 2016 erfolgreich mit Lesungen an Schulen, Bibliotheken und bei Kulturveranstaltungen unterwegs und wird auch mit ihrem neuen Roman auf Lesetour gehen.

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Gerda Stauner: "Sauforst - Vom Suchen und Finden der Heimat" 1. Auflage 2017; SüdOst Verlag in der Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regenstauf

Sauforst

Sauforst: Ein karges Stück Land in der Oberpfalz, auf dem 1851 eine Eisenbahnschienenfabrik errichtet wurde, jetzt Maxhütte-Haidhof. (td)

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