Polizeiinspektion verzeichnet ein Drittel mehr Straftaten: Zu oft sprechen die Fäuste

Neunburg vorm Wald
05.04.2017 - 10:20 Uhr

Der positive Trend ist gestoppt: Die Zahl der Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Neunburg ist im Vorjahr um fast ein Drittel gestiegen. Sorgen macht den Beamten vor allem eine zunehmende Gewaltbereitschaft.

Erster Polizeihauptkommissar Bernhard Hager und die Oberkommissare Robert Brandstätter und Markus Schlegl (von links) erläuterten den Bürgermeistern aus ihrem Zuständigkeitsbereich die Sicherheitslage im Inspektionsgebiet. Bild: Mardanow

Und trotzdem: Mit einer Aufklärungsquote von fast 70 Prozent sei das Inspektionsgebiet weiterhin "eine der sichersten Regionen der Oberpfalz", stellte Bernhard Hager, Erster Polizeihauptkommissar und Dienststellenleiter, beim Sicherheitsgespräch mit den Bürgermeistern fest. Zum Vergleich: Im Landkreis und im Bezirk wurden 66 Prozent der Fälle geklärt.

Über 100 Straftaten mehr

Im Jahr 2016 registrierte die Polizei Neunburg insgesamt 451 Straftaten - 106 Delikte mehr als im Jahr davor. Besonders häufig wurden Rohheitsdelikte (Körperverletzungen, Misshandlungen etc.) verzeichnet, ihre Zahl stieg von 71 auf 116 Fälle. Die Vermögens- und Fälschungsdelikte sind von 47 auf 84 gewachsen, bei den Sachbeschädigungen von 43 auf 66. Insgesamt sah der Polizeichef aber keinen kein Grund zur Dramatisierung: Die Zunahme an Straftaten sei eben auch auffällig, "da wir im Vergleich immer von sehr niedrigen Zahlen ausgehen".

Bei der Eigentumskriminalität verzeichnete der Polizeichef einen leichten Anstieg von 85 auf 93 Fälle, davon waren 34 schwere Diebstähle und 59 Delikte als einfache Diebstähle eingeordnet. Im Gegensatz zu 2015 blieb das Inspektionsgebiet diesmal nicht vom "deutschlandweiten Phänomen" (Hager) der Wohnungseinbrüche verschont: In drei Fällen musste ermittelt werden. Diebstähle an/aus Kraftfahrzeugen wurden 16 (Vorjahr: 7) gemeldet, 6 Fahrräder (2) wurden gestohlen.

Mit Blick auf die Rohheitsdelikte wies Hauptkommissar Hager auf den "ganz signifikanten Anstieg" bei den einfachen Körperverletzungen von 35 auf 76 Anzeigen hin. Wie er verdeutlichte, fallen beispielsweise Schläge in den Magen oder eine Ohrfeige in diese Kategorie. Von 9 auf 16 entwickelte sich die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen. Vor allem wenn Alkohol mit im Spiel war, wurde gerne zugeschlagen: "In 40 Fällen waren die Täter alkoholisiert", berichtete der Inspektionsleiter.

28 Rohheitsdelikte standen "im Zusammenhang mit der Asylthematik", wie es die Polizei formulierte. Fast immer sei hier die Gemeinschaftsunterkunft Tatort gewesen. Mit häuslicher Gewalt befassten sich 21 Anzeigen, ein Paar allein sei für 12 Fälle verantwortlich gewesen. Auf hohem Niveau bewegt sich in diesem Bereich aber die Aufklärungsquote, von den insgesamt 116 Fällen konnten nur 3 nicht geklärt werden.

Vermehrt Cannabis

Bei 22 Rauschgiftdelikten (2015: 18) bekamen es die Beamten in 17 Fällen mit Cannabis zu tun, 4 Mal spielten "Kräutermischungen" eine Rolle. Auch wenn Crystal-Speed in der aktuellen Statistik nicht vertreten ist, lasse sich daraus noch kein Trend ableiten, schränkte der Polizeichef ein. Es lägen Erkenntnisse vor, dass diese Droge im Dienstbereich nach wie vor konsumiert wird.

Der Blick in die sechs Gemeinden des Inspektionsgebiets offenbarte örtliche Aufklärungsquoten zwischen 79 und 60 Prozent. Insgesamt sei er mit dieser Statistik "mehr als zufrieden", gab Hauptkommissar Bernhard Hager zu verstehen. Im Namen seiner Kollegen aus Bodenwöhr, Schwarzhofen, Thanstein Neukirchen-Balbini lobte Bürgermeister Martin Birner (Neunburg) die gute Aufklärungsquote der Beamten vor Ort. Ihm war es auch ein Anliegen, die wertvolle Präventionsarbeit der Beamten zu betonen. Als Gemeinschaftsausgabe für die Bürgermeister des Inspektionsbereichs sah er es an, die personelle Ausstattung der Dienststelle im Blick zu behalten.

Kriminalstatistik in Stadt und Gemeinden

Stadt Neunburg vorm Wald

Straftaten: 268 (2015: 200); Diebstähle: 41 (41); Rauschgiftkriminalität: 10 Fälle (10); Sachbeschädigungen: 40 (23).

Gemeinde Bodenwöhr

Straftaten: 129 (103); Diebstähle: 41 (27); Rauschgiftkriminalität: 11 (8); Sachbeschädigung: 19 (11).

Gemeinde Dieterskirchen

Straftaten: 14 (9); Diebstähle: 1 (5); Rauschgiftkriminalität: 0 (0); Sachbeschädigung: 1 (2).

Markt Neukirchen-Balbini

Straftaten: 18 (9); Diebstähle: 2 (6); Rauschgiftkriminalität: 0 (0); Sachbeschädigungen: 1 (1).

Markt Schwarzhofen

Straftaten: 10 (18); Diebstähle: 1 (4), Rauschgiftkriminalität: 1 (0); Sachbeschädigungen: 4 (3).

Gemeinde Thanstein

Straftaten: 12 (6); Diebstähle: 6 (2); Rauschgiftkriminalität: 0 (0); Sachbeschädigungen: 1 (3). (mp)

Notizen aus dem Sicherheitsbericht

Täter männlich und über 21

Bei den Tatverdächtigen im Bereich der Polizeiinspektion stammten 69 Prozent aus Deutschland. Der überwiegende Teil (79,6 Prozent) waren Männer und meistens (in 82 Prozent der Fälle) über 21 Jahre alt.

Besondere Fälle

Oberkommissar Robert Brandstätter erinnerte an die Festnahme eines 44-jährigen Tatverdächtigen bei Thanstein durch Beamte der Polizeiinspektion Neunburg. Nach einem Tötungsdelikt war dieser am 21. Mai in einem Auto quer durch den Landkreis geflohen. Ein Teil der Täter konnte nach zwei Vandalismus-Vorfällen in Bodenwöhr ermittelt werden. Dabei war im Juli bei einer Baufirma und an einem Wochenendhaus ein Gesamtschaden von rund 60 000 Euro entstanden.

Am 9. September zog eine Rauferei, die sich auf der "Neunburger Wies'n" entwickelt hatte und bei der es vier Verletzte gab, umfangreiche Ermittlungen nach sich. Unter anderem wurden 34 Personen vernommen. Nur wenige Tage dauerte es, um im Oktober einen Einbruch in eine Gaststätte in Neunburg zu klären.

Taten mit Asylthematik

Bei den registrierten Delikten im PI-Bereich ist keine überproportionale Beteiligung von Flüchtlingen und Asylsuchenden verzeichnet. Dies bestätigte PI-Chef Bernhard Hager auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Laut der Kriminalstatistik sind von insgesamt 230 ermittelten Verdächtigen 37 Asylbewerber gewesen. Bei 45 Straftaten (Vorjahr: 21) sei 38 Mal die Asylunterkunft Tatort gewesen. Zugenommen hätten die Körperverletzungsdelikte innerhalb des Wohnheims von 5 auf 26. Hauptkommissar Hager schrieb diesen Umstand zum Teil der besonderen Lebenssituation zu. "Das Zusammenleben auf engstem Raum gestaltet sich nicht immer einfach." Zwei Mal sei es in diesem Bereich auch zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gekommen. Dabei seien aber keine Kollegen verletzt worden. (mp)

 

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