Der Kleiderladen "Emma" verkauft seit fast einem Jahr in der Neunburger Vorstadt gebrauchte Textilien. Für Bedürftige kostet fast jedes Teil nur einen Euro, für Normalkunden nur wenig mehr. Die Ware wird nicht beim Großhandel geordert, sondern kommt als Kleiderspende auf den Ladentisch. Und die Verkäufer sind alle ehrenamtlich im Einsatz.
Experiment geglückt
Bislang hat der Vermieter der Geschäftsräume auf eine Miete verzichtet, doch in Zukunft soll der soziale Handel mit gebrauchten Klamotten genug abwerfen für die Unkosten. Das hat sich zumindest "Emma"-Chefin Elke Reinhart vorgenommen. "Ab Oktober wollen wir für Miete und Heizung aufkommen", sagt die Initiatorin des Projekts, die bei dem Modell auf ehrenamtlicher Basis vor allem die Flüchtlinge im Auge hatte. Inzwischen gibt es für sie keinen Zweifel daran, dass das Experiment geglückt ist. "Nach wie vor wird der Laden super angenommen", lautet ihre Zwischenbilanz. "Es trauen sich inzwischen auch mehr Normalbürger über die Schwelle", hat sie festgestellt und erklärt, warum das so wichtig ist: Diese Kunden zahlen etwas mehr als die Bedürftigen und tragen damit auch mehr zur Finanzierung bei.
Schwerpunkt: sortieren
Bei Preisen von 3 bis 4 Euro (1 Euro für Bedürftige) müsse man schließlich einiges umsetzen. "Wenn der Laden weiter so läuft, dann geht das Konzept auf", meint Reinhart, die von Anfang an einen "realistischen Kreislauf" angestrebt hat. Dahinter steckt allerdings viel Arbeit. "Das meiste passiert außerhalb der Öffnungszeiten", berichtet sie. Denn dann wird die Kleidung sortiert, ein- und umgeräumt. Reinhart kann dabei auf einen festen Stamm von 10 Helfern bauen, insgesamt gehören 25 bis 30 Freiwillige zum Team des Kleiderladens.
Mangel an Nachschub gibt es im Kleiderladen bislang übrigens nicht. "Wir haben Damenhosen in rauen Mengen", wundert sich die Chefin. Obwohl einiges verkauft wird, bleibt noch genug Stoff, um damit eine "Emma"-Tasche anzufertigen, die ebenfalls auf Abnehmer wartet. Kleiderspenden werden das ganze Jahr über angenommen, bevorzugt allerdings zur passenden Jahreszeit. "Solange das Wetter entsprechend ist, gibt's auch noch Sommersachen bei uns", verspricht Reinhart.
Immer gesucht ist allerdings Bekleidung für junge Männer. "Ein Oberpfälzer Mannsbild trägt Schuhe und Klamotten offenbar so lange, bis sie auseinanderfallen", seufzt die "Emma"-Chefin angesichts fehlender Männermode.
Noch wichtiger als der Umsatz ist ihr aber, dass der Laden dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen über die Fremden, die das Flüchtlingselend in die Stadt gespült hat. Vier von ihnen sind derzeit im Verkaufsteam aktiv. "Wer hier Menschen kennenlernt, kann mit Vorurteilen aufräumen", ist Reinhart überzeugt, die nichts mehr hasst als Generalverdacht. "Schwarze Schafe gibt es überall", ist ihr klar, "bei einer Million Neuankömmlingen kann man nicht erwarten, dass lauter Engel hereinfliegen."
Es trauen sich inzwischen auch mehr Normalbürger über die Schwelle."Emma"-Chefin Elke Reinhart
Öffnungszeiten
Den Kleiderladen "Emma" in Neunburg, Vorstadt 20, öffnet Montag und Freitag jeweils von 16.30 bis 18 Uhr. Das auf ehrenamtlicher Basis geführte Second-Hand-Geschäft will keinen Profit erwirtschaften, vielmehr geht es um sinnvolle Wiederverwendung gebrauchter Kleidung. Der Kleiderladen nimmt gerne Spenden entgegen, diese sollten aber keineswegs vor der Tür deponiert werden. (bl)
(agr) Ein großer Erfolg war der erste Familiennachmittag mit Kinderferienprogramm des Kleiderladens "Emma". Im Hinterhof des Ladens gab es Kaffee, Slush-Eis und Pizza, vor allem aber Kreatives rund um die Klamotten. Marianne Zisler und Renate Ullmann bedurckten mit Kindern T-Shirts, Diana Schmidberger, Resi Fischer und Christina Bauer widmeten sich dem Klamotten-Upcycling: Aus Krawatten wurden Schlangen gebastelt, aus Socken Pferdchen.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.