Festgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum: "Ein bleibender Auftrag"

Neustadt am Kulm
01.11.2017 - 09:50 Uhr

Ein Festgottesdienst zur Erinnerung an den Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther vor 500 Jahren: Die Kirchengemeinden der Kulmregion feiern in der Dreieinigkeitskirche den Reformationstag - auch viele katholische Christen nehmen teil.

De Posaunenchöre, geleitet von Karin Müller-Bayer, gestalteten den Festgottesdienst mit Hartmut Klausfelder (von links), Anne Utz, Festprediger Dirk Grafe, Vikarin Kathrin Spies und André Fischer. Bilder: ww (2)

Im Mittelpunkt des Gedenktags der Kirchengemeinden der Kulmregion stand die Kirche. Die Dreieinigkeitskirche war voll besetzt, als die Kirchenvorstände mit den Pfarrern Hartmut Klausfelder, André Fischer, Anne Utz, Dirk Grafe und Vikarin Kathrin Spies zum Glockengeläut ins Gotteshaus zogen. Mit Martin Luthers "Ein feste Burg ist unser Gott" begrüßten die Posaunenchöre aus Neustadt, Speichersdorf, Frankenberg und Wirbenz um Karin Müller-Bayer die rund 500 Festgottesdienstbesucher.

Der Thesenanschlag sei Grundstein des evangelischen Glaubens, eröffnete Klausfelder. "Ohne Luther hätte es vielleicht nie eine evangelische Kirche gegeben." Dabei sei es nie seine Absicht gewesen, eine neue Kirche zu gründen. Er freue sich, dass das Fest in Verbundenheit auch mit katholischen Christen gefeiert wird. Sein Dank galt allen Helfern sowie der Stadt Neustadt, der Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach und dem Landratsamt. Abwechselnd begleitet von Monika Brand an der Orgel und den Posaunenchören sang die Gemeinde "Gott ist gegenwärtig", "Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen", "Nun freut euch, lieben Christen g'mein" und "Wir glauben Gott im höchsten Thron" .

Dem stellvertretenden Dekan Dirk Grafe war die Festpredigt vorbehalten. Mit einem Nachdruck der 95 Thesen in der Hand ging der Pfarrer auf die Reformation ein. Die Thesen seien als Diskussionsgrundlage gedacht gewesen. Ob die einfachen Leute sie verstanden, wisse man nicht. Studenten und Professoren verstanden sie. Wenn der Thesenanschlag nur als akademische Diskussionsgrundlage gedacht war, die Hammerschläge von Wittenberg lösten doch ein gesellschaftliches Beben aus, das bis heute wirkt.

Die Erneuerung der Kirche bleibe aktuell. Den Menschen die frohe Botschaft in ihrer Sprache zu bringen und um die gesellschaftliche Bedeutung des Glaubens zu ringen, bleibe Auftrag der Kirchen. Ging es Luther um Missstände in der Kirche und die Botschaft vom gnädigen Gott, so ist es heute Aufgabe, eine Alternative zu den Leistungszwängen aufzuzeigen.

Der Leistungsdruck habe den richtenden Gott des Mittelalters ersetzt. Hatten Menschen damals Angst, wegen der Sünde nicht zu bestehen, so fürchten sich die Menschen heute vor gesellschaftlichen Normen, die sie nicht erfüllen können. Luther setze Heilige Schrift und gnädigen Gott entgegen. Egal, wer du bist und was du kannst, bei Gott findest du Annahme. Grafe lobte die ökumenischen Fortschritte, die sich gerade in der nördlichen Oberpfalz in einem gleichberechtigten und gleichwertigen Miteinander der Kirchen zeige.

Er dankte den katholischen Kollegen und ihren Pfarreien für die Zusammenarbeit. Noch gebe es Trennendes, das Gemeinsame überwiege "und wird uns in Zukunft voranbringen", so Grafe. Er schloss mit dem Appell, die Reformation nicht als historisches Ereignis zu verstehen, sondern als bleibende Aufgabe aller Christen. Mit der großen Abendmahlsfeier endete der Gottesdienst. Den Auszug der Kirchenvorstände begleiteten die Posaunenchöre mit dem "Prince Of Denmarks March". (Bericht folgt)

 
 

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