Dort erklärt sie sozialkritisch und tiefgründig das "Prinzip Wahnsinn" in ihrem gleichnamigen Programm. Dabei verwenden sie und ihr kongenialer Partner und musikalischer Begleiter Leo Muckenthaler eine darstellerisch starke Ausdrucksweise, die manchmal etwas ungewohnt wirkt und manchmal einen Hauch von Theater mit starken Monologen spüren lässt.
Wer den Auftritt der Lindbergerin (Landkreis Zwiesel) von 2011 an gleicher Stelle noch in Erinnerung hatte, sah jetzt eine völlig andere Künstlerin auf der Bühne. Während sie damals in ihrem Programm "Blitzt, blendt, am Ziel verrennt" noch in die Rollen der unterschiedlichsten Typen schlüpfte, glänzt die Kabarettistin jetzt darstellerisch noch mehr, gehen ihre Texte in die Tiefe. Aus zahlreichen eingebauten Elementen formte sie nach und nach ein Programm, das ständig Updates erfährt, in dem sie ständig Neues ausprobiert und mit dem Publikum experimentiert.
Akrobatik auf der Leiter
Die Requisiten sind schlicht. Auf der Bühne braucht sie eine Leiter, mit der sie teilweise fast schon akrobatisch hantiert, einen Stuhl und ein Handy, mit dem sie sich als "Supermama", unter Druck setzen lässt. Nicht berufstätig und daher viel Zeit habend steht sie immer unter Erfolgsdruck, der automatisch auf die Kinder übertragen wird.
Stress pur, der sich auf die Organe schlägt. Mit sportlichen Einlagen schlüpft Muckenthaler in die Rolle von Herz, Hirn, Darm und auch der vertrockneten und heruntergekommenen Libido. Herzinfarkt, Bandscheibenvorfall, Verstopfung, Magengeschwür und Tablettensucht reichen sich die Hand. "Ja, das Leben ist kein Ponyhof. Und selbst wenn, musst du ihn ausmisten", bilanziert Gehr.
Die gebürtige Kallmünzerin spielt mit dem Publikum "Monopolobily". Die Zuhörer bekommen "Nick-Chips" eingepflanzt und müssen zu den Lobbyisten und Monopolisten durch die rosa Brille (wegen der Transparenz) nickend immer wieder "Ich bin dabei" herunterleiern. Bei Komplikationen aus den Aktionskarten bleibt der Dreh am Pharmaglücksrad. Immer wieder trägt die Kabarettistin eigene, nachdenkliche und textlich schön gestaltete Gedichte vor wie kurz vor der Pause "Guad iss, wenn ma an an andern denkt und ehrm guade Gedanken schenkt".
Zum Affen machen
Kritisch geht es auch im zweiten Teil weiter. "Was bei den Rindviechern die Kontrolle der Milchleistung ist, ist bei den Menschen die Dokumentationsmappe. Und was bei den Tieren die Kontrolle der Fruchtbarkeit ist, ist bei uns die Vorsorgeuntersuchung." Nichts wird heute dem Zufall überlassen, alles wird programmiert. Effizienz und Zeitmanagement regieren. Fazit: "Wir wissen so viel, dass wir nicht mehr wissen, wer wir sind".
Der Abend mit viel Stoff zum Denken endet mit ein paar Mundartgedichten aus dem Buch "Herzsoldaten" der Künstlerin, die Muckenthaler musikalisch begleitet. Am Ende taucht er dann doch noch auf, der sehnsüchtig erwartete Überraschungsgast "Wuffi". In einer pantomimischen Show mit ohne Hund hält sie vielen Hundebesitzern einen Spiegel vor, vor allem denen, die sich für den besten Freund des Menschen zum Affen machen. Auch das gehört zum Prinzip Wahnsinn.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.