Osterbrauchtum in Paulusbrunn: „Miar geh´n baihmisch beichten“

Neustadt an der Waldnaab
28.03.2018 - 20:00 Uhr

Bei den Vorbereitungen zum Ausbau eines grenzüberschreitenden Panoramaweges spielt auch immer das rege Brauchtum im Grenzgebiet eine Rolle. Palmkatzl, Ratschen oder "Baimisch beichten" gehörten in der Karwoche und Osterzeit dazu.

Mit dem Brauchtum des Osterhasens beschäftigte sich auch die Schule des Ortes und studierte für die Eltern ein Osterhasenspiel ein. Repro: cr

Bärnau/Paulusbrunn. Die "Palmbischln" wurden für den Kirchgang gebunden und nach der Weihe hat so mancher ein Palmkatzl gegen Halsweh geschluckt. Die Wawa oder "Baba" (Großmutter bzw. alte Frau in der Mundart) betete an den Abenden vor dem Osterfest besonders lange Gebete. Den Kindern war am Gründonnerstag und Karfreitag das Singen und Lachen verboten.

Ab dem Mittag wurden die Glocken in der Kirche abgestellt und in der Kirche das Heilige Grab aufgebaut. Für die Buben der Pfarrei Paulusbrunn mit den sechs Gemeindeteilen begann nun eine ganz besondere Zeit, jede hatte ihr eigenes Ratschenbrauchtum. Zehn Ratschenbuben aus Schanzhäusern, die direkt an der bayerischen Grenze unterhalb der Tillyschanze lagen, waren unterwegs. Vor jeder Haustüre knieten sie mit ihren Ratschen nieder und sprachen gemeinsam: "Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ beten muss. Fallt nieder, fallet nieder auf eurer Knie; betet für Vater unser und Ave Marie" und schon ging es weiter zum nächsten Haus. Wenn an einem Kartag ein Gottesdienst anstand, ging es vorher zweimal ratschend durch den Ortsteil. Am Abend wurde an der Dorfkapelle haltgemacht gemeinsam lauf gebetet.

Am Karsamstag in der Früh bekamen sie nach dem Ratschen von jedem Haus Eier und ein paar Groschen als Spende. Mit dem Gloria zum Auferstehungsgottesdienst waren sie wieder für ein Jahr arbeitslos. Am Karfreitag war auch Beichttag, da kamen nicht wenige "Ausländer" aus dem benachbarten Bayern nach Paulusbrunn in die Kirche. Die Beichtpraxis war hier nicht so streng. In Hohenthan und Bärnau sagten besonders die Männer: "Miar geh'n baihmisch beichten" und Beichtzettel gab es auch nicht. Nach dem Gottesdienst am Karsamstag wurde am Ende vor der Kirchentür symbolisch "der Judas" verbrannt. In das Feuer hielten die Buben Holzknüppel und ließen diese anbrennen. Aus dem Prügel schnitzte daheim der Vater Kreuzl, die dann am Ostersonntag geweiht an den Rand der Felder gesteckt wurden.

Mit dem Osterwasser wusch die Wawa den Buben, die noch im Bett lagen das Gesicht meinte:"Da kräigst a schöine Haut". Vor 1900 war der Osterhase als Eierbringer noch unbekannt, danach gab es immer mehr Osterhasen, die legten und Kinder, die ihr Nest suchten. Mit dem Emmausgang am Ostermontag und der Einkehr ins Wirtshaus klang das Osterfest aus.

 
 

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