"Langsam wurde sie immer stärker, diese gewisse Vorahnung in mir, dass es heuer mit Weihnachten nicht ganz so wird, wie ich es bisher gewohnt war", erzählt Pater Stanislaus. Bereits vom Advent war weder draußen auf den Straßen noch in der Kirche etwas zu spüren. Aber irgendwie tat ihm dieser ruhigste Advent seines Lebens auch ganz gut - ohne Christbäume, ohne Lichterketten, ohne Weihnachtslieder in den Geschäften.
Bis Heiligabend am Vormittag deutete nichts auf Weihnachten hin. Erst im Laufe des Tages wurde die Kirche geschmückt. "Mangels Tannen und Fichten stellten wir zwei Zypressenbäumchen ins Gotteshaus, dazu einige Papiergirlanden und blinkende Lichterketten - und das war's schon", schildert der frühere Guardian von St. Felix.
Die von ihm mit Spannung erwartete Christmette begann um 20 Uhr. Um diese Zeit sind die Temperaturen noch recht angenehm. Aber es kamen nicht so viele Leute wie üblicherweise sonntags - aber immerhin füllte sich die Kirche nach und nach. Die Einheimischen sangen voller Freude und Hingabe und wünschten sich "Sekukulu Enungi" und Merry Christmas. Bescherung am Heiligabend ist in Uganda nicht bekannt. Vielleicht weil es nicht viel zu verschenken gibt. Aber in der Kirche gibt's zum Abschluss der Christmette einen Weihnachtskuchen. Die Patres schnitten ihn feierlich an und verteilten ihn unter Beifall an die Gläubigen.
In die Dörfer
Am Weihnachtstag selbst sind die Messen sehr gut besucht, insbesondere der erste Gottesdienst um 7 Uhr. Um die Zeit ist es noch recht kühl. Allerdings bis zum Ende nach etwa zweieinhalb Stunden erreicht die Temperatur um die 30 Grad Celsius. Da es aber immer so ist, stört das niemand.
Sein erstes Weihnachten durfte der polnische Pater nicht in der Hauptkirche in Matugga feien. Er zog los aufs Land und in die Dörfer. Zu Matugga gehören insgesamt neun Subparishes oder Outstations, wie man hier sagt. In zweien durfte der Pater den Weihnachtsgottesdienst zelebrieren: in Katalemwa und Migadde. Zum ersten Mal war er ganz allein mit dem großen Toyota auf abenteuerlichen Straßen zu den kleinen Kapellen unterwegs. "Da ich zu meinem Schutzengel schon immer ein gutes Verhältnis hatte, lief auch diesmal alles ohne Probleme", war er erleichtert.
Besonders in Migadde fühlte sich der Missionar sehr herzlich begrüßt und aufgenommen. Es gab viele neue Bekanntschaften, ja sogar Geschenke für ihn. Ein Kind überraschte ihn mit einem 10 000-Uganda-Shilling, ein Mädchen mit einer schicken Sonnenbrille in Rosa.
Den zweiten Weihnachtstag gibt es in Uganda nicht, aber einen Gottesdienst in der Früh mit vielen Taufen. In Matugga wurden am 26. Dezember 74 Kinder getauft. Und das, obwohl es monatlich Taufen gibt, und auch da sind die Zahlen beeindruckend. Allerdings waren von den 74 Elternpaaren nur 5 kirchlich getraut, eine andere Form der Eheschließung kennen die Ugander nicht. Kulturgeschichtlich ist die Institution Ehe etwas Fremdes, für viele ist sie nicht verständlich oder wird sie, weil sie von Europa kommt, abgelehnt. Das hat aber keinerlei Einfluss auf die Geburtenzahlen. Und nicht auf die Zahl der Fotos, die die Patres nach dem Gottesdienst über sich ergehen lassen dürfen.
Zeit des Lernens
Obgleich 80 Prozent der Einheimischen Christen sind, fiel dem Ordensmann unangenehm auf, wie viele Geschäfte, Marktbuden, Werkstätten und Baustellen weiterlaufen, auch an Weihnachten. Dass es sonntags so ist, damit hat er sich irgendwie abgefunden, aber an Weihnachten!
Vier Wochen war Pater Stanislaus in Munyonyo, am Viktoria See, vier Wochen ist er nun in Matugga, einem kleinen Städtchen kurz vor den Toren der Hauptstadt Kampala. Für ihn ist es eine Zeit des Lernens, in vielerlei Hinsicht: Sprache, Kultur, Gesellschaft, Kirche. "Je länger ich da bin, desto mehr Interessantes öffnet sich mir, desto spannender werden die Begegnungen mit den Menschen", berichtet der Seelsorger.
Und die Menschen sind wie überall: auf der Suche nach Glück, nach Liebe und Sinn, nach einem Leben in Frieden. "Und das ist es, was uns sowohl in Matugga als auch in der Oberpfalz empfänglich macht für die Weihnachtsbotschaft, für Gott, der sich entschlossen hat, zu uns herabzusteigen", freut sich der Geistliche. Aus dem fernen und heißen Uganda wünscht er allen eine frohe und gnadenreiche Weihnachtszeit und ein gesegnetes neues Jahr.
Mangels Tannen und Fichten stellten wir zwei Zypressenbäumchen ins Gotteshaus, dazu einige Papiergirlanden und blinkende Lichterketten - und das war's schon.Pater Stanislaus
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