Anschließend stellt Seibert das Pianistenpaar Katja und Boris Cepeda vor, das seit 1998 zusammenspielt und sich "Max Reger Duo" nennt. Wie intensiv die beiden aufeinander hören und ein Werk in gemeinsamer Idee gestalten können, zeigen sie in allen Nummern ihres Programms. Das beginnt mit den "Sechs Stücken für Klavier zu vier Händen" (1898) von Arnold Schönberg. Da war er noch nicht der Erfinder der Zwölf-Ton-Musik: Ob elegisch melodienreich oder schnell und akkordreich - immer bleibt die Musik tonal und erweckt je nach Aussage die passende Stimmung beim Hörer.
Gleitende Melodien
Es folgt die "Sonate für Klavier zu vier Händen B-Dur" op 28 von Zdenek Fibich. Voll mit schön gleitenden Melodien bringt das anfängliche "Allegro moderato" ebenfalls traditionelle Klangvorstellungen zu Gehör. Wie gut, dass sich junge Künstler vergessener Werke annehmen und ihren Zuhörern damit Hörentdeckungen vermitteln. Das folgende "Andante con variatione" setzt die Melodienseligkeit in drei unterschiedlichen Variationen fort. Vor allem die letzte fasziniert in Tempo und schwereloser Darstellung. Das abschließende Finale "Allegretto vivo" huscht ungebremst in vollem Tempo vorüber. Eine echte Neuentdeckung ist diese Sonate, wert, dass sie öfter aufgeführt wird.
National geprägt
Nach der Pause kommen "Naturbilder" zu Gehör. Die einen allgemeingültig, die anderen national geprägt, wie Seibert meint. So sind seiner Ansicht nach die "Sechs Walzer" op 22 von Max Reger und die "Sechs Stücke aus dem Böhmerwald" op 68 von Antonin Dvorák zu verstehen. Immerhin ist der Walzer ein internationaler Tanz. Er klingt beschwingt, auch bei Reger. Von dessen sonstiger komplizierter Melodieführung ist in diesen sofort anheimelnden Melodien nichts zu spüren. Auch Dvoráks Stücke "Aus dem Böhmerwald" sind stets zunächst der Musik verpflichtet, dann erst konnte man damals böhmische Melodien heraushören. Während Reger gleichartige Tonstücke mit unterschiedlicher Tonfülle bevorzugt, verfasst Dvorák umfangreiche Tongemälde mit heimatlichem Bezug, aber verschiedenem Charakter. Großer Hörgenuss ist das allemal!
Insgesamt läuft ein Abend voller musikalischer Entdeckungen ab, dargeboten mit bewundernswertem Verständnis und klar dazu helfender Virtuosität. Der Beifall des nicht allzu zahlreichen Publikums ist dennoch groß, was mit einer Zugabe belohnt wird: Von Erwin Schulhoff erklingt "Ironie. Tempo di Fox" op 34/6 in genau der tänzerischen wie jazzigen Darstellung, die das relativ unbekannte Stück nahebringt.
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