Was hat es nicht zwischen Kommunalwahl am 15. März und der konstituierenden Zusammenkunft des Gremiums am Donnerstagabend für Diskussionen "im Dorf" gegeben. Ganz verdaut ist der komplette Rückzug der SPD wohl noch nicht.
Blick nach vorne
Die knapp 20 Zuhörer in der Turnhalle der Mittelschule konnten bei genügend Sicherheitsabstand durchaus den Eindruck gewinnen, dass der Blick des neuen Rathauschefs, der acht CSUler und des "Einzelkämpfers" Bernd Kuhbandner von der AWE streng nach vorne gerichtet ist. Vergangenheitsbewältigung stand nicht auf der Tagesordnung. Nachdem Bürgermeister Söllner geschworen hatte, seine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, tat es ihm sein neuer Stellvertreter Michael Sticht nach, der zuvor auf Vorschlag der CSU-Fraktion nominiert und in geheimer Wahl einstimmig bestätigt worden war.
Auch die beiden Neulinge im Gemeinderat, Gerhard Horn und Michael Knott, bewältigten den festlichen Akt souverän. Und ebenso souverän leitete der frisch gebackene Bürgermeister Wolfgang Söllner seine erste Sitzung, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Auf die Installierung eines Dritten Bürgermeisters wurde verzichtet.
Kuhbandner "in Reserve"
Wenn jedoch der Erste und Zweite Bürgermeister gleichzeitig ausfallen sollten, wird Bernd Kuhbandner von der AWE das Ruder im Notfall übernehmen. Er bekommt als einzelner "Oppositioneller" auch Zugang zu allen Ausschüssen (Hintergrund, Kommentar). Künftig wird es auch einen Ferienausschuss geben, der im August in Krisenzeiten zusammentreten und schnell entscheiden kann. Die Besetzung erfolgt noch. Einstimmig fielen die Beschlüsse zur Besetzung verschiedener Ehrenämter aus. Jugendbeauftragte bleibt Antonia Ritter, Seniorenbeauftragte Christa Schiener. Um die Interessen von Familien kümmern sich weiterhin Heike Weiß und Bianca Küspert.
Höchst erfreut war Bürgermeister Söllner, dass die frühere Zweite Bürgermeisterin Heidi Philipp als Behindertenbeauftragte weitermacht. "Wir werden unser Bestes geben", versprach Bürgermeister Söllner zum Abschluss der öffentlichen Sitzung. "Alle im Dorf werden wieder enger zusammenrücken."
Auf die Qualität kommt es an
Opposition ist eine der tragenden Säulen der Demokratie. Ein Gegengewicht zur Regierung ist Notwendigkeit und Segen. In Gemeinderäten kleinerer Kommunen wie Ebnath geht es jedoch nicht um Regierung gegen Opposition, sondern um vernünftige und finanzierbare Pläne für das „Dorf“. Und hier kommt es weniger auf die Anzahl der Fraktionen, sondern auf die individuelle Qualität von Personen an. Die CSU darf sich nicht auf ihrer breiten Mehrheit ausruhen. Alle Mitglieder des Gremiums müssen sich reinhängen. Bürgermeister Wolfgang Söllner hat schon mal angekündigt, dass der verkleinerte Gemeinderat Großes leisten will.
Trotzdem bleibt nach der ersten Sitzung ein seltsames Gefühl. Kein „Roter“ mehr im Gremium. Aber die Ebnather SPD hat es schließlich so gewollt. Ob es einen Rückzug vom Rückzug geben kann? Wenn CSU und AWE gute Arbeit leisten, bleiben solche Überlegungen Illusion.
Manfred Hartung