Zum Oberpfälzer Zoigltag: Das sollten Sie über das Bier und die Stuben wissen

Falkenberg
09.09.2023 - 10:19 Uhr
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Die Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz, die Schutzgemeinschaft "Echter Zoigl vom Kommunbrauer" sowie die Kommunbrauorte laden am Sonntag zum 2. Oberpfälzer Zoigltag. Vor dem Besuch sollte man ein paar Dinge wissen.

Was ist das Besondere an einer Zoiglstube?

Eine original Kommunbrau-Zoiglstube schenkt selbst gebrautes Bier aus, das verkostet werden darf. Ähnlich wie beim Heurigen in Österreich oder beim Törggelen in Südtirol geht es also erst einmal darum, ein selbst hergestelltes Getränk zu verkosten. Der Wirt ist in der Regel ein Bierrechtler im Ort. Die Nutzung des Kommunbrauhauses ist zusammen mit dem Schankrecht auf seinem Anwesen im Grundbuch verbrieft. Das sind uralte Rechte, die bis ins Mittelalter zurückreichen. Zudem wechseln sich die Zoiglwirte mit der Bewirtung ab. Der Zoiglausschank ist ein Bierkarussell, das nie zur Ruhe kommt.

Was ist am Zoigl geschützt?

Den Kommunbrauern ist es nicht gelungen, den Begriff Zoigl für ihr Bier schützen zu lassen. Deshalb darf auch jede Brauerei Bier als Zoigl vermarkten, und jede Wirtschaft darf zum Zoigl einladen. Geschützt ist seit 2018 die Oberpfälzer Zoiglkultur als Immaterielles Kulturerbe. Dazu gehört nicht allein das Bier, sondern auch das gemeinschaftliche Brauen sowie der "von verschiedenen Ritualen und Kommunikationsformen begleitete örtliche Ausschank von Zoiglbier", so heißt es auf der deutschen Internetseite der Unesco.

Was ist das Besondere am Bier?

Zunächst einmal ist der Zoigl ein untergäriges, zumeist unfiltriertes Bier, das oft einem Keller- oder Zwickelbier ähnelt. Das Besondere daran ist die Herstellungsweise. Das Bier war nämlich nur gut einen Tag im Brauhaus. Das weitere Brauverfahren und die Bierpflege erledigen die Bierrechtler selbst in den heimischen Kellern. Da dies jeder anders macht, können aus dem gleichen Sud verschiedene Biere entstehen. Dabei kommen uralte Verfahren und Geräte zum Einsatz, wie offene Sudpfannen und offene Kühlschiffe. Das Kochen der Würze erfolgt teilweise noch mit einer Holzfeuerung. Da ist viel Erfahrung nötig.

Wie lange gibt es Zoigl schon?

Die Tradition, dass Bürger Bier selbst brauen dürfen, reicht in der Oberpfalz bis ins 15. Jahrhundert zurück und ist damit älter als das Bayerische Reinheitsgebot für Bier aus dem Jahr 1516. Früher gab es eine Menge Kommunbrauhäuser in der Oberpfalz. Heute sind es noch fünf: Sie stehen in Falkenberg und Mitterteich im Landkreis Tirschenreuth sowie in Neuhaus, Windischeschenbach und Eslarn im Landkreis Neustadt. Nur dort gibt es also echte Kommunbrau-Zoiglstuben.

Welcher Ort hat das älteste Braurecht?

Das älteste Braurecht hat Neuhaus. Dort dürfen Bürger bereits seit 1415 ihr eigenes Biersüppchen kochen. In Windischeschenbach dürfen die Bürger seit 1455 brauen, in Falkenberg seit 1467, in Eslarn seit 1522 und in Mitterteich seit 1516, also genau seit dem Jahr, in dem auch das Reinheitsgebot erlassen worden ist.

Was sollte ich beim Zoigl beachten?

Beim Zoigl gelten eigene Regeln. Früher wurde das Bier in der guten Stube ausgeschenkt, eigene Schankstuben gab es nicht. Geblieben ist, dass man jeden Platz ausnutzt und eng zusammenrückt. Das vertraute Du ist die übliche Anrede. Irgendwelche Titel spielen keinerlei Rolle. Vor Gott und beim Zoigl sind alle gleich, so heißt es.

Wer hat den besten Zoigl?

Diese Frage lässt sich leider nicht beantworten, da der echte Zoigl noch reine Handarbeit ist, ohne elektronische Hilfsmittel hergestellt wird und deshalb immer mal wieder ein bisschen anders schmecken und auch mal misslingen kann.

Kann ich Plätze reservieren?

Nein, in richtigen Kommunbrau-Zoiglstuben ist es nicht üblich, Reservierungen anzunehmen. Man muss schauen, ob man einen Platz findet. Dafür es erlaubt und sogar üblich, sich dazuzusetzen.

Welches Bier sollte man bestellen?

Diese Frage erübrigt sich. In richtigen Kommunbrau-Zoiglstuben gibt es nur ein Bier, nämlich das, welches der Zoiglwirt selbst gebraut hat. Wer einen Zoigl bestellt, bekommt in der Regel eine Halbe, also einen 0,5-Liter-Krug. Wer weniger will, bestellt einen Pfief oder Schnitt. Dann füllt der Wirt das Glas nur halbvoll.

Kann ich das Bier auch nach Hause mitnehmen?

Ja. In den Zoiglwirtschaften kann man sich das Bier meist auch in große Flaschen füllen lassen. Für private Feste ist der Kauf von Fässern möglich. Aber Vorsicht: Richtiger Zoigl wird ohne Substanzen gebraut, die das Getränk länger haltbar machen. Er sollte also rasch getrunken werden. Und die Atmosphäre lässt sich nicht abfüllen.

Woher kommt der Begriff Zoigl?

Früher war man sich uneins, ob sich der Begriff Zoigl vom Zeichen, das auf den Ausschank hinweist, oder von dem lange Zeit unbekannten "Zeug", das die Würze zum Gären bringt, also der Hefe, ableitet. Mittlerweile hat sich die Meinung durchgesetzt, dass der Begriff von der mundartlichen Aussprache für das Zeichen für den Ausschank herrührt. Es "zoigt" an, wo es gerade Bier gibt.

Was bedeutet der Zoiglstern?

Als viele Leute nicht lesen und schreiben konnten, war es wichtig, anderweitig anzuzeigen, dass man etwas anzubieten hatte. Wenn ein Fass angezapft wurde, hing man vielerorts das Zunftzeichen der Brauer, einen sechszackigen Stern, aus einem Dachfenster, um zu zeigen, dass es frisches Bier gibt. Diese Tradition ist bis heute erhalten geblieben.

Hintergrund:

Oberpfälzer Zoigltag am Sonntag, 10. September

  • Wer ist dabei? Zoiglwirtschaften, die ihr Bier selbst brauen und die Würze dafür im Kommunbrauhaus im Ort kochen lassen.
  • Wo findet der Zoigltag statt? In den fünf letzten Kommunbrauorten der Oberpfalz. Dies sind Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach.
  • Was gibt es in Falkenberg? Ab 10 Uhr Zoiglausschank beim Kramer und bei der zukünftigen Zoiglstube Hafnerkarl, 12.30 bis 16.30 Uhr stündliche Führungen durch das historische Brauhaus.
  • Was ist in Eslarn geboten? Ab 10 Uhr Weißwurst-Frühschoppen am Kommunbrauhaus, ab 11 Uhr Zoiglausschank beim Zäpferten, ganztags Führungen durch das Biererlebnis-Kommunbrauhaus und den Bierkeller am Schloßberg, Spaziergänge zum „Kleinen Hofgarten“ und zum Zoiglbrunnen.
  • Was ist in Neuhaus los? Ab 10 Uhr Zoiglausschank am Schafferhof, beim Teicher, beim Lingl und beim Bahler, Bilderausstellung „Oberpfälzer Natur- und Tierwelt“, 13 und 16 Uhr Vortrag zum Thema Schafferhof und Zoiglkultur, ab 14 Uhr freier Eintritt in das Waldnaabtal-Museum mit der Sonderausstellung über Dachbodenfunde.
  • Was ist in Mitterteich geboten? Ab 9.30 Uhr beziehungsweise 10 Uhr Zoiglausschank beim Lugert und beim Oppl, 10 Uhr offizielle Eröffnung des Oberpfälzer Zoigltages mit der Stadtkapelle am Zoiglbrunnen am Oberen Marktplatz in Mitterteich, 14 bis 17 Uhr Besichtigung des Kommunbrauhauses in der Vorstadt und des alten Braukellers im Mehrgenerationenhaus möglich.
  • Was ist in Windischeschenbach geboten? Ab 10 Uhr Festbetrieb der Historischen Feuerwehr mit Ausstellung am Stadtplatz, ab 11.30 Uhr Zoiglausschank beim Gloser und in der Wolframstubn, 13 und 17 Uhr Führungen durch das Kommunbrauhaus, 14 Uhr geführte Wanderung vom Kommunbrauhaus durch das Johannisthal zum Zoiglbrunnen Neuhaus.
  • Shuttlebusse verkehren den ganzen Tag über zwischen den fünf Orten und können kostenlos genutzt werden. Den Fahrplan und viele weitere Informationen gibt es im Internet unter www.zoigltag.de.
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Mitterteich14.08.2023
 
 

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