Kohlberg
14.01.2025 - 10:16 Uhr
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Karl Prösl fasst Pfarrregister Kohlberg zusammen

Sechseinhalb Jahre Kleinarbeit erfordern Kondition, Konzentration und persönliches Interesse. Karl Prösl fasst auf 600 Seiten Kohlbergs Kirchenregister zusammen.

Auf einen kleinen Speicherstick gebannt übernimmt Kohlbergs Kirchenpfleger Leonhard Steinsdörfer (links) von Karl Prösl die Datensammlung zu Personen aus der katholischen Kirchengemeinde – beginnend im Jahr 1663. Bild: war
Auf einen kleinen Speicherstick gebannt übernimmt Kohlbergs Kirchenpfleger Leonhard Steinsdörfer (links) von Karl Prösl die Datensammlung zu Personen aus der katholischen Kirchengemeinde – beginnend im Jahr 1663.

Kohlbergs ehemaliger Bürgermeister Karl Prösl vollendete mit Akribie und Geduld eine Dokumentation über die Menschen, Daten und Geschehnisse in der katholischen Pfarrei Kohlberg. Zu der zählten ursprünglich auch Holzhammer und Neuersdorf. Konkret umfasste das Projekt für Prösl die Schritte, dass er die ältesten Matrikel, das sind die offiziellen Kirchenbücher, von 1663 bis 1896 aus dem zentralen Diözesan-Archiv Regensburg durchforstete, für die Nachwelt und in speziellen Dateien sammelte.

Im Mittelpunkt des Projekts standen Einträge aus einer Zeitspanne von 233 Jahren, die auf 602 Seiten übertragen und in drei Abschnitte 1663 bis 1804, 1805 bis 1875 und 1876 bis 1896 gegliedert sind. Komplettiert werden diese Segmente mit alphabetischen Namensregistern mit gleicher chronologischer Unterteilung. Diese allein haben einen Umfang von etwa 200 Seiten. Die Datensammlung bezieht sich auf folgende Positionen: Nachnamen, Vornamen, Personen, Geburten und Taufen, Trauungen und Sterbefälle sowie Beerdigung.

Prösl setzte seine Arbeit mit großem Enthusiasmus um. „Ich habe die Stunden, nicht gezählt“, sagte er. In der Summe dürften sechs Jahre und vier Monate zusammengekommen sein. Manchmal habe er sich ganze Tage beschäftigt, manchmal nur Stunden.

Bis vor einigen Jahren konnte für Recherchen ausschließlich das Archiv in Regensburg genutzt werden. Die Bücher und Dokumente sind abfotografiert und auf Microfiches festgehalten worden. Auf Rat von Prösl griff die katholische Pfarrei der Marktgemeinde auf das Angebot zurück, die betreffenden Folien zu erwerben. Mittels Lesegeräte könnten diese detaillierten, ursprünglichen und unbearbeiteten Daten individuell erforscht werden.

In Kohlberg stand ein Lesegerät nur leihweise und kurze Zeit zur Verfügung. Ein weiterer Haken: Der interessierte Betrachter benötigte unbedingt Kenntnisse in Latein oder Kurrentschrift.

Die Erfordernisse der heute unüblichen Schrifttypen war von Anfang an eine Zusatzaufgabe für Prösl, der in 2018 in enger Absprache mit der Pfarrei an den Start ging. „Ich habe zunächst die per Handschrift festgehaltenen Daten, die bis 1878 in lateinischer Sprache und in der damals genutzten Deutschen Kurrentschriftart in Tinte niedergeschrieben waren, ins Deutsche übertragen, um die Texte für jedermann lesbar zu gestalten“, sagte er.

Grundkenntnisse der Sütterlin-Schrift

Prösl hatte aus der eigenen Schulzeit in den 1950er Jahren Basiskenntnisse über die artverwandte Sütterlin-Schrift und war darin aus seinen über Jahrzehnte zuvor schon betriebenen Archivarbeiten geübt darin. Bei Latein mussten allerdings Wörterbücher bemüht werden. Es ging im Detail darum, Familien- und Vornamen, Berufsbild, Familienstand, Geburts-, Wohn- und Sterbeorte und auch die ein oder andere interessante Zusatzinformation richtig wiederzugeben.

Zusammenfassend sagt der 81-jährige Kohlberger: „Die Arbeit war interessant und lehrreich, aber auch zeitaufwendig und mitunter anstrengend“. Hürden bildeten eben die verschiedenen Schrifttypen, die Qualitäten der Handschriften der mehr als zwei Dutzend Pfarrherren. Ein eingehendes Studium der gewöhnungsbedürftigen Eigenheiten war erforderlich, um alles möglichst perfekt zu entziffern. Zahlreiche Wörter und Passagen bedurften mehrmaliger Versuche, aber auch Tintenflecken verhinderten das Entziffern des vor Jahrhunderten Notierten.

Zahlen, vor allem aber Namen, an deren Schreibweise Zweifel bestanden, werden unter „fraglich“ geführt und erkennbar in Kursiv übertragen. Dazu zählten einige Altersangaben bei den aufgelisteten Sterbefällen. Sie differierten häufig – und nicht nachvollziehbar – um mehrere Jahre zu den Geburtsdaten.

Fehlerhafte Überlieferungen

Prösl nimmt die Pfarrer als Protokollführen in Schutz: „Es lag nicht an den Rechenschwächen der Pfarrer, denke ich.“ Vielmehr vermutet er, dass falsche Angaben geliefert und diese einfach ungeprüft übernommen wurden. Es sei zu beachten, dass früher der Namenstag bei den Katholiken mehr Stellenwert hatte als der Geburtstag. Bedauerlich sind nicht dokumentierte Zeiten zwischen dem Beginn der Aufschreibungen 1663 bis 1804. Mehrmals traten Lücken in dieser Sequenz auf.

„Wir werden das Werk in Ehren halten“, freute sich Kirchenpfleger Leonhard Steinsdörfer bei der Übergabe. In den nächsten Wochen wird ein gedrucktes Exemplar für Interessenten im Pfarrbüro zur Einsicht liegen. Genaueres wird noch bekanntgegeben. Das Werk umfasst rund 600 Seiten und wird bewusst als Loseblatt-Sammlung in Ordnern ausgelegt, um Ergänzungen oder Korrekturen flexibel einzufügen. Für kommende Generationen wird die Geschichte der katholischen Bürger umfassend dokumentiert. Die Überarbeitung in dieser Form und diesem Umfang hat sicher Seltenheitswert in der Region.

 
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